Märchenstunden mit blauen Schnupfenkarten und roten Inzidenzkarten

Hier auf FuF werden manchmal Karten der Aktivität akuter respiratorischer Erkrankungen in Deutschland (ARE-Aktivität) und Corona-Inzidenzien gegenübergestellt um vermeintlich zu beweisen, daß es überhaupt keine bedenklichen Infektionszahlen gibt:

RKI

Anhand der Farbgebungen könnte man tatsächlich auf Behauptungen reinfallen, die Corona-Inzidenzkarten in Alarm-Rottönen wären nur zur Panikmache erfunden worden, während sich "die Wahrheit" in ARE-Karten mit tiefentspanntem Blau zeigen würde. Denn die Covid-19-Infektionen sind in den ARE-Zahlen enthalten!

Gegen solche Verdummungsversuche hilft es wie immer, sich ein wenig mit den Fakten zu befassen und zu fragen, was denn die Karten überhaupt zeigen.

Laut RKI ist die ARE-Aktivität ein Maß für neu aufgetretene akute Atemwegserkrankungen mit Fieber ODER Husten ODER Halsschmerzen. Eine Teilmenge davon sind die grippeähnlichen Erkrankungen (influenza-like illness; ILI): neu aufgetretene akute Atemwegserkrankungen mit Fieber UND (Husten ODER Halsschmerzen). Somit gehören alle ILI auch zu den ARE.

Auch die Covid-19-Infektionen sind eine Teilmenge der ARE - und zwar eine winzige, aber dramatisch tödlichere.

Hier eine RKI-Grafik, die die geschätzten Infektionsraten der deutschen Bevölkerung mit ARE und Covid-19 zeigt:

RKI

Das Ende der Kurve 2020 / 21 entspricht der ARE-Karte oben. Wenn die zwischen 1 und 2% Infektionsrate fast völlig dunkelblau ist, dann sind die (bisher) noch viel niedrigeren Covid-19-Infektionsraten überhaupt nicht geeignet, die Farbe der ARE-Karte merklich zu verändern!

Nun schauen wir uns mal die ARE–Karten der schlimmen Grippewelle 2017/18 und des Höhepunktes der 2.Coronawelle, sowie die Sterbezahlen Deutschlands und Sachsens an:

RKI + eigene Auswertung

Tja, liebe Coronaverharmloser: Wie passt das in Eurer Welt zusammen?

Antwort: Überhaupt nicht. Denn wie die vorige Grafik zeigt, hat der Lockdown die ARE im Winter 2020 auf Bruchteile der saisonal üblichen Infektionsraten und eine fast völlig blaue Karte reduziert.

Um die extreme Übersterblichkeit in Sachsen bis 116% zu erklären, muß man eine zeitlich passende "Panik-Inzidenzkarte" für Covid-19-Infektionen ansehen, etwa vom 24.12.2020:

WHO European Region COVID19 Subnational Explorer

Hier wirkt Sachsen farblich wie ein Bezirk Tschechiens, weil man die Grenze nicht abriegelt, sondern den Grenzpendlern ermöglicht, die Seuche nach Sachsen einzuschleppen und so dem Killervirus eine Tür am Lockdown vorbei offenhält. Auch in den Nachbarländern Thüringen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg beginnen die Inzidenzien schon zu steigen.

Und nun reicht der kleine Covid-19-Anteil unter den wenigen ARE aus, um die sächsische Sterbefallkurve so hochzureißen, wie die vorige Grafik zeigt.

Also: Wenn Ihr an Fakten zu Covid-19 interessiert seid, laßt Euch nicht mit Farbenspielchen und Äpfel-und-Birnen-Vergleichen verdummen!

Und ja: Wenn die 1. Coronawelle in New York City tödlicher war als die Spanische Grippe, dann bezeichne ich Covid-19 als Killervirus!

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Dieter Knoflach

Dieter Knoflach bewertete diesen Eintrag 03.03.2021 15:15:57

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