„Digitalisierung ist der Schwerpunkt im neuen Arbeitsprogramm der Bundesregierung 2017/2018“ – das habe ich auf meinem Smartphone in meiner Salzburger Heimat gelesen. Als ich auf den Link klickte, dauerte es einige Sekunden bis sich der besagte Artikel öffnete. „E“ wie „Edge“ war auf meinem Smartphone-Display zu lesen. Punktgenau – mit dem Breitbandausbau stehen wir Österreicher noch immer ziemlich im Eck. Und dann denke ich an das wieder vergessene Schlagwort, und eben nicht vollzogene Vorhaben – eGovernment. Es blieb beim Schlagwort. Hat aber auch was mit Digitalisierung zu tun. Würde neue Arbeitswelten bei der Verwaltung mit hervorrufen.

Neue Arbeitswelten? Sind wir vorbereitet?

Abgesehen von dem Ärgernis über die nicht funktionierende Datenverbindung, zeigt dieses Beispiel etwas Anderes, Drastisches auf: die Bundesregierung verkauft uns die Digitalisierung als Allheilmittel – und wir sind gar nicht darauf vorbereitet. Nicht nur nicht technisch. Ganz analog. Bei der Arbeitszeitflexibilisierung zum Beispiel. Die ORF - Diskussion "Im Zentrum" letzten Sonntag hat das beeindruckend aufgezeigt. ÖGB-Chef Erich Foglar ist offensichtlich nicht bereit, auf die neuen Wirklichkeiten einzugehen.(Hier zum Nachsehen)

Durch meine Kinder kenne ich viele junge Menschen zwischen 20 und 30 Jahren. Die wollen keine Arbeitszeiten wie es das Gesetz vorschreibt, sondern arbeiten, wie es am besten in ihr „smartes“ Leben passt. Also Montag vielleicht 12 Stunden, Dienstag dann 4 Stunden, Mittwoch gar nicht, Donnerstag vielleicht auch noch nicht, dafür wieder Freitag bis Sonntag – mit der Freiheit, diesen Rhythmus in der Woche darauf völlig zu verwerfen. Allein, es geht nicht. Der Arbeitgeber würde dafür abgestraft.

Zuerst neue Arbeitswelt, dann Digitalisierung

Was meine ich damit? Simpel: dann arbeiten, wenn Arbeit da ist. In der saisonal geprägten Tourismusbranche sind Nebensaison-Zeiten State of the Art. Das heißt konkret: eine Ausweitung der erlaubten täglichen Höchstarbeitszeit bei einer übers Jahr gleichbleibenden Wochenarbeitszeit. Die in Spitzenzeiten geleistete Mehrarbeit würde also in flauen Wochen durch mehr Freizeit ausgeglichen – zum beiderseitigen Vorteil von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Der Durchrechnungszeitraum für Überstunden sollte dabei ein Jahr betragen.

Das ist übrigens bei den Metallern bereits gang und gäbe und für mich vorbildlich. Das sollte auf alle Branchen umgelegt werden. Als Gastronom und Hotelier bleibt es mir seit Jahren verwehrt und ich nehme die eine oder andere Strafzahlung (!) dafür in Kauf.

Digitalisierung erfordert liberale Prinzipien

Viele meiner Mitarbeiter wollen mehr arbeiten, weil sie so durch Zuschläge und Überstunden mehr verdienen. Dürfen sie aber von Seiten des Gesetzgebers (und der Sozialpartner) nicht. Absurd. Keine Freiheit, keine Selbstbestimmung, keine Eigenverantwortung für Leistung.

Da sieht man das Manko an liberalen Prinzipien. Die Digitalisierung hat viel mit liberalen Prinzipien zu tun. Sie ist vielleicht die Chance, den Standort Österreich endlich in die richtige Richtung zu bringen. Allerdings ohne Sozialpartner und arbeitsrechtliche Ideen, die im 20. Jahrhundert stehen geblieben sind.

pixabay

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