Ja, wirklich.

In den Nachrichten berichten sie es derzeit immer wieder.

Die Wirtschaft brummt, die Beschäftigtenzahlen sind so hoch wie noch nie seit der Wende. Folglich steigen auch die Steuereinnahmen und das Bruttoinlandprodukt ganz genauso. Übrigens auch die Kauflaune. Die ist so hoch, dass auch die Importzahlen gestiegen sind.

Undsoweiter, undsofort.

Müsste nicht eigentlich alles ganz anders sein?

Klagen wir nicht seit mindestens zwei Jahren, was uns doch all diese Flüchtlinge kosten?

Klar tun sie das: Kosten verursachen, sogar nicht wenig. Total Steuergeld, denn nur wenige von ihnen haben schon Ansprüche aus Versichertenkassen (Arbeitslosigkeit, Krankheit ...).

Aber ... Steuern zahlen müssen wir so oder so. Und was mit den Steuergeldern gemacht wird, entzieht sich unserem Einfluss; da können wir unsere Wählerstimme so richtig oder falsch abgeben, wie wir wollen.

Wenn man mich fragt, ob ich Banken oder Flüchtlinge retten will, dann ... ach, ist ja egal, weil mich fragt ja eh keiner.

Und übrigens: Flüchtlinge kaufen auch ein, heben also die Umsätze und letztlich das BIP und die Beschäftigtenzahlen. Und die brauchten nicht wenig, nachdem die meisten von ihnen mit nur einem Plastiksack voll Zeugs gekommen waren.

Naseweise Zungen könnten behaupten, sie wären ein vollkommen neuer Wirtschaftsfaktor.

Wir tragen unsere Erzeugnisse nicht mehr in die Welt, sondern wir importieren die Käufer. Oder so. Ein ganzes neues Modell für Aufschwung.

Wer da aber meint, es wäre ja ein totaler Blödsinn, Käufer zu importieren, die vom Steuerzahler alimentiert werden, der hat das System noch nicht verstanden. Es ging nie, aber auch nie darum, etwas für das Land oder die Menschen darin zu tun. Sondern es geht immer um die Wirtschaft. Es geht so sehr um die Wirtschaft, dass wir von Armutsberichten etc. immer nur am Tag der Veröffentlichung hören, vom Wohl der Wirtschaft (nichts anderes spiegelt der Faktor BIP wider) hören wir letzthin regelmäßig.

Und das ist nicht mal gelogen.

Eigentlich sollte es dann wohl besser heißen: Der Wirtschaft geht es gut. ?

Naja, Arbeit haben oder keine, da mag sich jeder aussuchen, was er will.

Selbst von den tariflich Nullrunden, derer es mehrere gab um die Jahrtausendwende, ist man wieder abgekommen. Und vom Rest, z.B. dem Niedriglohnsektor, wird nicht geredet. Den hat man durch den Mindestlohn geringfügig aus dem Prekariat herausgehoben. Geringfügig. Über den Rest decken wir den Mantel des Schweigens.

Oder nein: Wir appellieren an die berühmte Selbstverantwortung.

Kneif den Arsch zusammen und sieh zu, wie du klar kommst. Arbeit gibts (bei einer Arbeitslosenquote von 5-6 % - Vollbeschäftigung wäre um die 2% ) mehr als genug; noch immer lamentiert die Wirtschaft um Fachkräfte, wobei sie nicht wirklich einfach Fachkräfte meint, sondern billige(!) Fachkräfte. Damit die Lohnkosten noch ein bissel niedriger werden.

Aber egal, wir wollen doch jetzt nicht kleinlich werden.

Vielleicht kapiern die Wirtschaftsbosse es ja doch noch: Wenn´s UNS gut geht, geht´s ihnen auch gut.

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