Es ist ein bisschen zu spät für einen Neujahrstext. Aber trotzdem starte ich mit der Floskel "Same **** as every year". Wo manche die Chance für einen Neuanfang sehen wollen, sehe ich nach wie vor einen Reformstau, eine ungeliebte Regierung, eine immer größere Spaltung der Gesellschaft durch Rechtspopulismus und Problemfälle überall in Europa.

Aber das soll kein Artikel sein, in dem es darum geht, wie schlimm alles schon zu Jahresbeginn ist. Denn das muss nicht so sein. Auch, wenn ich wie gesagt nicht viele Chancen sehe, so habe ich doch Hoffnung für spätere Zeiten - und da reden wir nicht schon von 2016.

Für Politik interessiere ich mich nur, weil ich selbst eine Vision habe.

Ich träume von einem geeinten Europa, in dem niemand mehr durch plumpe Parolen und einfache Feindbilder zu mächtig wir. Von einem Europa, in dem Antisemitismus und Antiislamismus in die Geschichtsbücher gehören, wie es heute mit dem Nationalsozialismus der Fall ist. Von einem Europa, in dem es echte politische Vielfalt gibt - aber in dem Links- und Rechtsextreme kleine Splittergruppen ohne Relevanz sind.

Da mag der ein oder andere Putin-Versteher, "normaler Österreicher" oder "besorgter Bürger" von PEGIDA jetzt aufhorchen und sagen, das sei eine demokratiefeindliche Position, wenn ich ihre Ansichten unterdrücke.

In einem Tweet, dessen Urheber mir leider nicht mehr bekannt ist, las ich mal: "Hier, Fakten!" - "Nö." - "Hier, Statistiken!" - "Nö." - "Dann nicht." - "IHR NEHMT UNS NICHT ERNST!". Besser kann man das nicht auf den Punkt bringen.

Momentan scheint mein Traum in weite Ferne gerückt zu sein. Ausländerfeindlichkeit ist nicht nur durch die FPÖ schon lange wieder salonfähig geworden - durch den verantwortungslos einseitigen Boulevard wird die Situation noch viel schlimmer. Und da die Regierungsparteien mit dem Thema Migration völlig überfordert sind und keine klare Stellung beziehen wollen - wie es Angela Merkel mit ihrer Neujahrsansprache vorgemacht hat - wird sich daran auch nicht so schnell etwas ändern.

Mein Traum vom vereinten Europa ohne Feindbild-Kultur scheint momentan utopisch - aber vielleicht klappt es ja dieses Jahr, den Trend zu mehr Hass umzukehren. Wenn die Bundesländer endlich ihre vorgesetzten Quoten einhalten würden, wäre das ein schöner Anfang.

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Silvia Jelincic

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