Harlingen: Auf einem Segelboot in der vielleicht schönsten Kleinstadt der Niederlande.

Es ist halb acht am Morgen. Noch ist es ruhig am Zuiderhaven in Harlingen, in dem unser Boot liegt. Zu meiner Überraschung ist die Poolster kein Hausboot, sie ist ein waschechtes Segelboot mit 32 Betten, die den ganzen Sommer über die Meere der Niederlande schaukelt. Der Wind pustet durch den Hafen und pfeift an den Leinen der Boote ein mystisches Lied während der Mond hinter den Wolken verschwindet und es Sekunde um Sekunde heller wird. Diese Segelboote hier im Hafen haben die Welt gesehen und ich habe das noch vor.

Geladen von dieser morgendlichen Atmosphäre nehme ich die Leiter am Hafen, steige hinab auf unser Segelboot und klettere hinein. Über eine Minute brauche ich, um den Rumpf des 36 Meter langen Bootes zu durchqueren und meine Kajüte zu erreichen. Im Inneren des Bootes ist es noch still, meine Mitreisenden schlafen noch. Hätte ich nicht schon seit Stunden wachgelegen, dann würde ich es ihnen gleich tun. Der Hafen ist gut geschützt vom Wattenmeer und ruhig. Kaum merklich schaukeln die Deckenlampen im Takt des Meeres. Ich schnappe mir meine Laufschuhe, tausche die dicke Winterjacke gegen eine Regenjacke und mache mich wieder auf an Deck.

In zügigen Schritten erkunde ich im Nieselregen die Innenstadt Harlingens. Fast zu ruhig erscheint mir alles an diesem Silvestermorgen. In nur 16 Stunden werden die Straßen säumig gefüllt sein und ein Feuerwerk wird sich dem nächsten anschließen. Kurzentschlossen laufe ich über den Deich in Richtung Norden. Mit kommen Hundebesitzer in Gummistiefeln und wenige andere Läufer entgegen. Ich spähe über die Häfen und versuche die vielen Container zu zählen. Ab Nummer 43 verlässt mich meine Konzentration und ich wende, um die andere Seite der Stadt zu erkunden.

Im Süden von Harlingen entstreckt sich ein langer grauer Strand. 24 Stunden später werde ich hier wieder sein und den verrückten Niederländern beim Nackt-Anbaden zusehen. Nur acht Kilometer liegt Harlingen vom IJsselmeer entfernt. Die Wassertemperatur liegt trotz sonnigen Außentemperaturen trotzdem jenseits der 10° C.

Mit „Goedemorgen!“ grüßen mich die Menschen, die mir entgegen kommen.

In der 15.000 Einwohnerstadt kennt und grüßt man sich. Landwirtschaft, Fischerei und Schifffahrt bilden neben dem Tourimus die Einkunftsquellen der Stadt. Ich stehe ganz oben am Hafen, nördlich des Stadtzentrums und spähe über das Meer. Das Wasser geht, die Ebbe kommt. Es ist klare Sicht, doch die Inseln vor dem Festland der Niederlande kann ich nicht erspähen. Sie müssen etwa 20 Kilometer vor dem Küstenstreifen liegen. Hätten wir uns eher entschieden, könnten wir heute mit Aljoschka hinaus fahren und die Insel Terschelling, einer der fünf bewohnten Westfriesischen Inseln, erkunden. Zu spät hatten wir uns jedoch dafür entschieden.

Also mehr ich wieder kehrt und laufe in den Zuiderhaven zurück. Über der Poolster sehe ich weißen Rauch aufsteigen und freue mich, dass die Heizung funktioniert und ich meine kalten Gliedmaßen unter einer heißen Dusche aufzuheizen kann.

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fischundfleisch

fischundfleisch bewertete diesen Eintrag 12.01.2016 15:15:41

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