31 Tage Glück: Ob es gut ist, oder nicht, wissen wir immer erst im Nachhinein

Ich möchte heute mit einer Geschichte beginnen, die mir schon in vielen Fassungen erzählt über den Weg gelaufen ist. Das ist das Schöne und das Besondere an Geschichten, sie werden von Mund-zu-Ohr wiedergegeben und jede/r Erzähler/in schmückt etwas anderes aus, lässt etwas anderes weg, doch die Botschaft bleibt immer dieselbe.

Unsere Geschichte handelt von einem Vater und seinem Sohn. Sie lebten in einem kleinen Dorf und das einzige Tier, das sie besaßen, war ein Pferd. Die Dorfbewohner beneideten den Mann um sein Pferd, doch er sagte nur „ob es gut ist oder nicht, wissen wir nicht“. Eines Tages lief das Pferd davon und die Dorfbewohner bedauerten ihn „du Ärmster, dein Pferd ist weggelaufen!“ Doch der Mann blieb gelassen und meinte nur „ob es gut ist oder nicht, wissen wir nicht“. Einige Zeit später kam das Pferd zurück und brachte andere wilde Pferde mit sich und eine trächtige Stute, die kurz darauf ein schönes Fohlen zur Welt brachte. „Oh du Glücklicher, jetzt hast du viele Pferde!“ beneideten die Dorfbewohner den Mann, doch wieder hielt sich seine Begeisterung in Grenzen „ob es gut ist oder nicht, wissen wir nicht“. Der Sohn des Mannes begann die Pferde zuzureiten und stürzte dabei so unglücklich von einem der Pferde, dass er sich ein Bein brach. Die medizinische Versorgung war zu dieser Zeit und in diesem Dorf noch nicht sehr gut und so heilte das Bein mehr schlecht als recht und alle Dorfbewohner wehklagten wieder „du armer, alter Mann, dein Sohn, die Stütze deines Alters ist jetzt selbst auf deine Hilfe angewiesen!“ Doch wieder blieb der Mann bei seiner Haltung „ob es gut ist oder nicht, wissen wir nicht.“ Einige Zeit später brach im Lande ein Krieg aus und alle jungen Männer wurden eingezogen, nur der Sohn des alten Mannes nicht, er wäre in der Schlacht keine Hilfe gewesen….

Diese Geschichte ließe sich wohl unendlich fortsetzen und ist ein besonders eindrucksvolles Beispiel einer achtsamen Haltung – beobachten ohne zu bewerten.

Wie hilfreich diese Haltung sein kann, habe ich selbst erst diese Woche wieder erlebt. Meine Tochter hatte im Herbst auf www.kickstarter.com ein Projekt entdeckt, das sie gerne unterstützen wollte. Ich fand es auch sehr sinnvoll und gut durchdacht und beschloss mich daran zu beteiligen, die Produkte, um die es dabei ging, wären auch gleich ein schönes Weihnachtsgeschenk. In dieser Woche kam jedoch ein Email, dass die Produktion sich verzögert habe und die Produkte leider nicht bis Weihnachten da wären. Meine erste Reaktion war natürlich Ärger und Enttäuschung. Ich nahm beide wahr und wählte im nächsten Gedanken eine lösungsorientierte Haltung. Die Produktion lag nicht in meinem Einflussbereich. Gleichzeitig war ich überzeugt, dass das Unternehmen, das dahinter stand, selbst unglücklich darüber sein würde und ich bat per Email darum, ob man mir vielleicht einen schönen Gutschein gestalten könnte. Zwei Tage später rief mich einer der Geschäftsführer an, er hatte versucht mir einen Gutschein zu mailen, leider waren immer Fehlermeldungen aufgetreten. So kamen wir ins Gespräch und zu dem Schluss dass es sogar wunderbar ist, dass die Produkte jetzt noch nicht verfügbar sind. Zu Weihnachten sind wir so vielen Eindrücken ausgesetzt, bekommen meist mehr als ein Geschenk, dass niemand von diesem einen besonderen Produkt lange und oft erzählen würde. Wenn die Sachen allerdings erst im Jänner oder Februar kommen, dann sind sie etwas Besonderes und jeder spricht darüber.

Ich wünsche Ihnen, dass aus Ihren ersten negativen Emotionen viele positive Geschichten werden!

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:18

fischundfleisch

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