Eine Traumvilla für unser Findelkind

Seit Weihnachten wohnt bei uns ein Findelkind. Wir wissen nicht, was aus ihm geworden wäre, hätten wir es nicht aufgenommen.

Wir haben es schon im Spätsommer bei uns im Garten entdeckt, uns aber nicht viel dabei gedacht. Es kommt ja immer wieder vor, dass Lebewesen auf Wanderschaft gehen, weil die Tage noch warm und schön sind.

Es wurde Herbst und das Wesen war immer noch da. Es teilte sich nachts sein Futter mit Igeln und Mardern. Wir sahen es auf den beiden Überwachungskameras, die bei uns installiert sind, weil in unserer Gegend häufig eingebrochen wird.

Das kleine Wesen schleppte nachts sogar große Hühnerkeulen davon, die mein Mann manchmal für die Wildtiere auslegt, die er beobachtet und deren Besuche er dokumentiert. Die Hühnerkeulen hingen dem Wesen bis zu den Pfoten hinunter und streiften die Wiese beim Abtransport. Ein Bild für Götter, dieser breitbeinige Gang mit der Hühnerkeule im Mäulchen, und gleichzeitig so traurig! Wie hungrig musste das herumirrende Tier sein, wenn es sich nachts Hühnerkeulen holte, die es doch gar nicht richtig fressen konnte?!

Im Spätherbst versuchte ich eine Beziehung zu dem Wesen, einer sehr scheuen Katze, aufzubauen. Es wurde immer offensichtlicher, dass die Katze 'herrenlos' ist. Ich ging nachts hinaus (stellte mir den Wecker auf zwei Uhr morgens) und dann sah ich sie oft, oft aber auch nicht. Manchmal huschte sie schnell davon, manchmal saß sie auf dem Rand des Pools, aber auf der gegenüberliegenden Seite, sodass sie immer eine Fluchtmöglichkeit hatte. Sie vertraute mir nicht und das war schon gut so. Misstrauen bedeutete Sicherheit für sie.

Ich versuchte von nun an, sie regelmäßig auf einem eigenen Platz zu füttern - mit artgerechtem Futter. Rohe Hühnerkeulen sollte die Katze nicht mehr davonschleppen! Die Infektionsgefahr mit atypischen Viren und Parasiten war hoch, wenn sie gemeinsam mit Wildtieren fraß!

Es dauerte Wochen, bis die scheue Katze endlich 'auftaute' und sich erstmals anfassen und kurz streicheln ließ. Was war das für eine Freude! Ich erinnere mich noch, wie aufgeregt ich ins Haus gelaufen bin und allen davon erzählt habe.

Schließlich wurde es Winter und die unbekannte Katze kam noch immer zum Fressen. Nun war mir klar, dass sie niemandem gehören konnte. Ich graste die einschlägigen Internetseiten ab, viele Tage lang, ich fragte in der Gegend die Nachbarn und Anrainer, aber keiner vermisste sie.

Die heimatlose Mieze kam nun regelmäßig zum Fressen, aber wo sie schlief, das wussten wir nicht. Ich musste daher Detektiv spielen und fand bald ihr Versteck: Ein überdachter Mauervorsprung in Erdhöhe, wo ein Nachbar wertlosen Müll gelagert hat, Holzreste, Reste von Mauerverkleidungen, Plastikfolien, Rohre etc.

Inmitten dieses Gerümpels, tief hinein vergraben in Plastikfetzen, 'wohnte' die Katze, die kein Zuhause hatte. Wir hatten inzwischen einen Lockruf vereinbart, kombiniert mit dem Geklapper einer Leckerli-Dose und auf dieses Signal hin erschien die Katze dann immer leise miauend, wobei sie länger brauchte, bis sie sich aus dem Gerümpel befreit hatte.

Kurz vor Weihnachten sanken die Temperaturen unter den Gefrierpunkt. Die einsame Katze nutzte tagsüber die letzten Sonnenstrahlen, um sich zu wärmen. Jetzt oder nie! Ich fuhr los und kaufte einen Katzentransportkäfig und marschierte wild entschlossen auf des Nachbars Grundstück (wofür ich die Erlaubnis hatte).

Der übliche Lockruf, das übliche leise Miauen als Antwort, ein feines Schälchen vor die Nase gestellt, ein kurzes Streicheln - und schon schnappte die Falle zu! :)

Wenige Minuten dauerte der Schock nur. Als sie im warmen Haus war, schloss die Findelkatze sofort Freundschaft mit dem kuscheligen Sofa. (Inzwischen hat sie natürlich auch schon einen Kratzbaum und was sich sonst noch so gehört für Katzen.)

Die arme Kleine war total verwurmt und verfloht, der Durchfall verfolgte sie auf Schritt und Tritt. (Uns auch!) Manchmal zeigte sie wegen des massiven Wurmbefalls einen Nickhautvorfall.

Nach einem Tierarztbesuch wurde sie wieder ganz gesund.

Sie geht vom ersten Tag an brav aufs Kistchen. Sie kennt das Geräusch der Kühlschranktür. Das Innenleben ist ihr so vertraut, sie muss eine Wohnungskatze gewesen sein, der nichts anderes übrigblieb, als in der Natur irgendwie zurechtzukommen. Sie hatte viel zu wenig Gewicht. Entweder waren die Würmer die Ursache oder sie fand nicht genügend zu fressen.

Inzwischen ist unsere kleine Dame (der Tierarzt hat sie auf zwei Jahre geschätzt) eine stattliche Prinzessin geworden, sehr zutraulich, sehr verschmust, sehr menschenbezogen, und sie bekommt demnächst, wenn die Tage wärmer werden, eine Villa von uns gebaut, mit allem Drum und Dran. Ich habe mir schon vieles im Internet angesehen. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Bauen macht auch großen Spaß.

Niemals werden wir unserer Prinzessin aus einer falsch verstandenen 'Liebe' heraus ungesicherten Freigang geben. Niemals! Wir können uns nicht vorstellen, dass die Kleine plötzlich, einfach so, verschwindet, oder mit abgeschnittenen Ohren, blutüberströmt, nach Hause kommt, weil sie einem Tierquäler in die Hände gefallen war, oder dass sie in einem Gebüsch qualvoll verenden muss, weil ein Auto sie angefahren hat und sie nicht gleicht tot war, keine Kraft mehr für die Heimkehr hat und niemand sie findet. Oder dass sie versehentlich wo eingespert wird und qualvoll verhungert und verdurstet. NIEMALS! Das hat sie nicht verdient!

Sie ist jetzt unsere Prinzessin und wir werden ein Leben lang gut für sie sorgen!

Leicht zu bauen:

Größe einer Kleinwohnung:

Spannendes Tunnelsystem:

Das ist auch nicht schwer zu bauen:

Klein anfangen kann man auch:

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Margaretha G

Margaretha G bewertete diesen Eintrag 01.02.2017 21:20:16

Spinnchen

Spinnchen bewertete diesen Eintrag 01.02.2017 18:03:47

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