Einer der Mitglieder von fisch&fleisch bat mich, meinen Brief an unsere regierende Klasse auch hier zu veröffentlichen - was ich gerne mache:

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler,

sehr geehrter Herr Vizekanzler,

sehr geehrter Herr Minister,

sehr geehrter Herr Landeshauptmann,

zusätzlich zu meinem offiziellen Anschluss an den Protest unserer Branche und deren Vertreter möchte ich auch noch ein paar persönliche Zeilen hinzufügen. Ich habe unseren Familienbetrieb, das Posthotel Achenkirch, vor nunmehr 10 Jahren als vierte Generation übernommen. Unser Haus ist einer der Leitbetriebe des Landes und meine Eltern haben den Wellnesstrend 1982 als Vorreiter maßgeblich in Gang gesetzt.

In diesen 10 Jahren habe ich mich natürlich umso mehr mit dem politischen, steuerlichen und behördlichen Umfeld beschäftigt bzw. bin damit in Kontakt gekommen. Und ich muss sagen, in diesen 10 Jahren konnte ich nur mehr Erschwernisse, Belastungen und „Prügel vor die Füße“ wahrnehmen. Gleichzeitig sehe ich unser schönes Heimatland in allen relevanten Standortfaktoren schlechter werden, aber nicht nur für die Wirtschaft und Betriebe, vor allem für unsere Kinder und alle nachfolgenden Generationen. Als Unternehmer und Bürger wird man gestraft und geprügelt, auf der anderen Seite gibt es ein Skandal wie die Hypo, wo niemand kontrolliert, niemand geschaut hat, niemand verantwortlich war und ist. Zur Verantwortung wird der Steuerzahler gezogen.

Was für mich auch schon länger unverständlich ist, ist dass man trotz der höchsten Arbeitslosenrate der zweiten Republik in einer Branche wie der unseren, wo man auch Quereinsteiger gerne begrüßt und ausbildet, keine Arbeitskräfte finden kann, keine Auszubildenden zu finden sind, und das, obwohl so viele Stellen offen sind. Da stimmt doch auch etwas gravierend nicht. Dies betrifft ebenso zunehmend andere Branchen.

Nun gibt es erneute Belastungen, die für viele Betriebe sogar Substanz- und Existenzbedrohend werden.

Irgendwann werden mit solcher Politik selbst generationsübergreifende Familienunternehmen vertrieben sein. Überhaupt kann man mit der geplanten Steuererhöhung (ich rede bewusst nicht von Reform) einen gezielten Angriff  auf das mittelständische Hotel- und Gastgewerbe vermuten, da sich vor allem unsere Hoteliere und Gastronomen mit Auslagerungen und Abwanderungen schwer tun, da sie ja sehr standortgebunden sind. Das scheint ganz bewusst ausgenützt zu werden, um die Kuh bis zuletzt auszumelken. Und der Tourismus mit all seinen tüchtigen Mitarbeitern und Familien scheint die Melkkuh der Nation zu sein. Und trotzdem wird diese tragende Säule der österreichischen Wirtschaft immer weiter geschwächt. In diesem Sinne ist auch  die Erhöhung der Grunderwerbsteuer bei Übergaben und Schenkungen eine drastische Mehrbelastung im Sinne der Familienbetriebe und des Mittelstandes sowie der Übergaben an nachfolgende Generationen.

Eine Reform würde in meinen Augen anders aussehen.

Wieso werden von namhaften Experten wie dem Rechnungshof, oder der Agenda Austria, keine Vorschläge angenommen und umgesetzt?

Wieso sieht man sich nicht andere Länder und andere Strukturen an, um etwas zum Besseren zu ändern, um wirklich zu REFORMIEREN?

Warum muss der Staat und seine dazugehörigen Organisationen sich nicht verhalten wie ein ganz normaler Haushalt und SPAREN?

Wie kann es sein, dass letztlich niemand VERANTWORTUNG übernehmen muss?

Warum sind Werte wie GERECHTIGKEIT genauso wie SOZIAL nur mehr Worthülsen und instrumentalisierte Wahlkampffloskeln?

Der Weg in eine sozialistische Zweiklassengesellschaft ist gut beschritten. Bezahlen wird am Ende ganz Österreich mit allen seinen Bewohnern, nämlich wenn alle Reserven aufgrund der Leistungen der tüchtigen Menschen in Österreich und deren Vorgängergenerationen aufgebraucht sind. Bis dahin kann man vielleicht die Mehrheit der Bevölkerung noch täuschen und beruhigen. Dann werden alle als Verlierer dastehen.

Ich sehe in der Enthüllung der Steuer“reform“ nicht nur einen schwarzen Freitag für die Tourismuswirtschaft, sondern für das ganze Land, denn sie zeugt nur von weiterem Reformunwillen und kommendem Rückschritten und Verschlechterungen für das ganze Land.

Mit besten Grüßen, ein von seinen Vertretern wahrhaftig enttäuschter Bürger, Unternehmer und Familienvater des schönen Österreichs.

Karl Reiter

Posthotel Achenkirch

A-6215 Achenkirch 382

karl.c.reiter@posthotel.at

Fotocredit: posthotel.at

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