Blonde  Ver(w)irrung

Am Montagmorgen schrieb mir meine Bekanntschaft von Freitagabend Zeit und Ort unseres Dates. Ich machte mir nicht zu viele Gedanken darüber (immerhin wusste ich nicht einmal mehr wie er genau aussah), außerdem hatten mich viele Männer (alias Jammerlappen) in letzter Zeit maßlos enttäuscht. Ich hatte mich lange Zeit von einem Gefühlschaos umgeben (in dieser Zeit entstand auch meine Höhlenmensch-Theorie) und mein Herz war immer noch am Heilen. Somit empfand ich das unerwartete Date als eine willkommene Ablenkung. Als Treffpunkt wählte er das jedermann bekannte Museumsquartier (ugs.: MQ, für die ganz Coolen unter uns) und ich schaffte es überraschend pünktlich (natürlich nach 40ig-minütigem Duschen inklusive Ganz-Körper-Rasieren, 30ig-minütigem Schminken und 20ig-minütigem Haare frisieren; nur für den Fall des bisher unbekannten Szenarios: Traummann gefunden).

Nachdem ich 10 Minuten wartete begann ein sehr starker Wind zu wehen und verwandelte mein Makeup (dadurch dass meine Augen anfingen um die Wette zu Tränen) in ein abstraktes Gemälde. Ich versuchte mit vereinten Kräften meiner Handy Front-Kamera und eines Taschentuches das Meiste zu retten. Währenddessen spielte der Wind mit meinen Haaren Ping-Pong, als mich plötzlich jemand an der Schulter berührte. "Hallo. Wartest du lange?" Blonde Haare, blonde Augenbrauen und blonde Wimpern... Blond soweit das Auge reicht (na zum Glück fühle ich mich zu eher dunkleren Typen hingezogen). Das war das erste No-Go (oder auch: das erste Mal wo ich meine Alarmglocken ignorierte). Wir entschieden uns für das gemütliche Daily-Café und nahmen gegenüber voneinander Platz. Er trug ein weiß-blau kariertes Hemd, welches bis zum letzten Knopf komplett zugeknöpft war. Dazu eine schwarz wirkende, aber im richtigen Licht deutlich violett schimmernde Hose (Stoff nicht definierbar; zweites No-Go).  Mein Outfit war (fand ich) sehr casual: weißes T-shirt mit einem Bild von Paolo Nutini (hatte ich am Konzert und sagenhafte 12 Euro ergattert), und meine neue Jeans (wobei man den Effekt welchen sie auf mein Hinterteil ausübte nicht außer Acht lassen durfte). Wir bestellten beide jeweils einen exotischen Tee und fingen an uns zu unterhalten. Die Information dass er 8 Jahre älter war als ich hatte mich ein bisschen eingeschüchtert (das verging aber ganz schnell).

Ich erzählte ihm vereinfacht von meinen Problemen: "Mein Studiengang nervt. Die Lehrer nerven. Die Bücher nerven. Sogar die quietschende Eingangstür zur Bibliothek nervt mich." Er erzählte wenig: "Ich bin selbstständig. Meine Firma ist cool. " Auf meine Frage hin was er denn für ein Unternehmen führte, bekam ich eine spärliche Erklärung. "Ich leite eine Medienfirma." Okay. Was denn für Medien? "Medien halt." Okay. Beschäftigst du Leute? "Ja, indirekt schon." Was heißt das? (mit einem charmanten Lächeln versuchte ich meine Verwirrung zu überspielen)  "Naja, wenn du schon so fragst, meine Eltern wissen bis heute nicht was ich genau mache." (Seine Eltern?! Kann es sein, dass er noch bei denen wohnt? Ganz toll.) Verdienst du den gut an deiner Firma? "Ja schon. War grad einen Monat in Südamerika." Interessant (aha ein reiches Muttersöhnchen. Mega toll.) Nach einem sehr wortreichen (zumindest für mich) Gespräch, wurde mir klar wie schüchtern er eigentlich war. Ich hatte das Gefühl als wurde ich gegen eine Wand reden. Er verkrampfte sich ganz schrecklich. Nach einer Weile fiel mir auf, dass er öfters seine Brille runternahm. Dann fing er an mir merkwürdige Blicke zuzuwerfen (merkwürdig in dem Sinne, dass er seine Augen komisch zusammen kniff; vgl.: Höhlenmenschen) welche mit einem leichten Zucken seiner rechten Augenbraue in Verbindung standen. Er versuchte sexy zu wirken, wobei ich nicht verstand warum er dazu die Brille abnahm wo er doch ohne sie anscheinend nicht viel erkennen konnte (drittes No-Go). Schließlich, als wir unseren Tee ausgetrunken hatten (und jeder für sich selber zahlte!!!!!), verließen wir das Daily und begaben uns an die frische Luft. "Ich kenn da noch ein Lokal. Ist cool."

Da ich mir ja Zeit eingeplant hatte, willigte ich ein (meine Alarmglocken hatten schon einen Kurzschluss). Dunkle Fassade und nicht viel heiterer innen, begaben wir uns in ein (angebliches) Rock Café. Drinnen lief ein angenehm verstörender Heavy-Metall Song und außer uns saß noch eine nett abweisende Gruppe von Punk's in einer Ecke (an diesem Punkt fragte ich mich ob er wohl öfters hierher kam). Wir setzten uns und es war eindeutig Zeit für einen Spritzwein. Nach nicht einmal 5min nahm er wieder seine Brille ab und entschuldigte sich auf die Toilette. Beim Aufstehen krachte er dezent auffällig mit dem Kopf gegen eine von der Decke hängenden Lampe (sowas passiert eben wenn man seine Brille nicht aufhat; vgl.: Höhlenmensch). Ich nutzte die Zeit um Esmeralda eine Liste von Kraftausdrücken zu schicken. Als er zurückkam erzählte er mir von Südamerika (während ich versuchte nicht auf seine immer größer werdende Beule an der Stirn zu starren). Zum Glück verließen wir das Lokal ziemlich bald, nachdem wir ausgetrunken hatten (und wieder jeder für sich zahlte!!!!!). Ich verabschiedete mich sehr halbherzig und hoffte ihn nie wieder sehen zu müssen. Er verabschiedete sich sehr förmlich: "Auf Wiedersehen. (finales No-Go) Wir könnten ja mal wieder....." (NEIN! Bloß nicht! Tschühüüüüs)

Am Heimweg hatte ich gemischte Gefühle. Ich entschied mich den Abend so schnell wie möglich zu vergessen, jedoch hatte dieser Montag noch einen Scherz für mich auf Lager....

Fortsetzung folgt.

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gog gordana

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Silvia Jelincic

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fischundfleisch

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