Es war die Lerche - Die Bürokratie als Schmeichlerin

Bei Gelegenheit einer kleinen Plauderei über die Tragik der unerfüllten Sehnsucht und der größeren Tragik der erfüllten kam ich auch auf Ephraim Kishons Stück "Es war die Lerche" zu sprechen. Die Handlung geht so: Julia und Romeo haben damals ihren tragischen Doppelselbstmord überlebt, Shakespeare hat ein bisserl geschummelt und das für einen seriösen Dramatiker eher peinliche Happy-End durch einen höchst unseriösen Doppelsuizid zugeschmiert. Julia hat nach ihrem Fake-Suizid eine Minute zu früh die Augen geöffnet, noch ehe Romeo am offenen Grab Juliens Gift nehmen und sie sich seinen Dolch in den Leib stoßen konnte. 30 Jahre nach dem von Shakespeare vertuschten Happy-End beginnt Kishons Stück.

Ich hatte das Stück mal vor Jahrzehnten im ORF gesehen und bekam jetzt Appetit drauf, es nochmal anzuschauen. Ich hab es mir im Internet bestellt, wurde aber bei der Bestellung drauf hingewiesen, daß das Stück, bzw. diese Inszenierung niemals eine Jugendschutzeinstufung bekommen hätte. Ich bekäme die DVD nur persönlich ausgehändigt, gegen Vorlage meines Personalausweises. Als der Paketbote klingelte war ich gerade auf der Treppe, den Müll runterzutragen. Ich griff nach dem Packerl mit der launigen Bemerkung, ich müßte mich doch bestimmt nicht ausweisen, so wie ich aussähe. Doch, das müßte ich. Ich also zurück in die Wohnung, den Personalausweis geholt. Der arme Packerlbote mußte meine Ausweisnummer notieren und alle die sonstigen Daten. Anderenfalls hätte mir der Staat nicht geglaubt, daß ich nicht mehr minderjährig bin. Der Staat ist ein arger Schmeichler.

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

3 Kommentare

Mehr von Theodor Rieh