warum Staatsschulden niemals beglichen werden können, und die Wirtschaft scheinbar ewig wachsen muss

Wir sehen uns global dem Problem gegenüber, dass die Staatshaushalte fast aller Nationen verschuldet sind., verschuldet in einem stets steigendem Ausmaß und ohne absehbare Möglichkeit diese Schuld reduzieren oder gar tilgen zu können. Selbst eine alleinige Begleichung der Zinsen ist ohne Neuverschuldung für die meisten Volkswirtschaften nicht mehr möglich.

Leider ist das Augenmerk bloß auf die Staatsverschuldung alleine gerichtet. Um aber den Zustand einer Volkswirtschaft als Gesamtes zu beurteilen, sollten auch die Privatschulden und Unternehmensschulden betrachtet werden.  Während die Staatschuld in Österreich bei ca. 80% des BIP liegt  beträgt die Gesamtverschuldung inklusive Privatschulden und Unternehmensschulden ca. 270% des BIP. ( in den USA und Großbritannien sogar 400% des BIP).

Derzeit kommen Auf jeden Bürger Österreichs (vom Säugling bis zur Urgroßoma) ca 38.400€ Staatsschulden, bzw. ca. 120.000€ Gesamtverschuldung, und ungefähr das Doppelte pro Erwerbstätigen.

Während die Staatschulden aus den Steuergeldern der Bürger beglichen werden, müssen wir die Schulden der Unternehmen indirekt als einkalkulierten Bestandteil der Produktpreise begleichen.

Um die Zinsen für die Staatsschulden zu begleichen muss jeder Staatsbürger umgerechnet jährlich ca. 1.100€ aufbringen.  (http://www.staatsschulden.at/ )  Für die Gesamtverschuldung sind es daher ungefähr 4000- 5000 €.  Also z.B. für eine 4-köpfige Familie ca. 16.000 – 20.000 € Jährlich.

Maßnahmen der Regierungen zur Sanierung des Staatshaushalts:

Die Regierungen versuchen im allgemeinen , je nach politisch ideologischer Ausrichtung gewichtet, durch folgende Maßnahmen  ihre Haushalte in Ordnung zu bringen:

1; Ausgabenseitig: Reduktion der öffentlichen Ausgaben

2; Einnahmenseitige: Erhöhung der Steuern

3; Einnahmenseitig:  Veräußerung bzw. Privatisierung von Staatseigentum

4; Neoliberales Konzept:  Reduktion von Steuern und Abgaben, weniger Auflagen  für Unternehmen, keine Lohnerhöhungen um die „Wettbewerbsfähigkeit“ zu erhöhen

5; Für Wirtschaftswachstum:  Staatliche Förderungen und Investitionen.

Wie sich gezeigt hat, hat bisher keine dieser Vorgangsweisen zu einem ausgewogenen Staatshaushalt geführt.

Einsparen bei  Staatsausgaben führt zu weniger Kaufkraft in der Bevölkerung , weniger staatlichen Aufträgen und  somit zu einem Schrumpfen der Wirtschaft..

Eine  Erhöhung der Steuerabgaben seitens wirklich vermögender Konzerne, Stiftungen und Privatpersonen ist nicht einfach möglich, weil diese sehr leicht in andere Staaten oder sogenannte  Steueroasen mit ihrem Vermögen ausweichen können. Außerdem können diese ein starkes Lobbying bei den politisch Verantwortlichen betreiben, um entsprechende Gesetze zu verhindern.

Eine internationale Vereinheitlichung  zur einer allgemein höheren Besteuerung auf  Vermögen und Kapitalerträgen gibt es bisher nicht.

Die Privatisierung von Staatseigentum verhilft lediglich einmalig zu zusätzlichen Einnahmen, aber langfristig verliert der Staat dadurch entweder laufende Einnahmen aus staatlichen Betrieben,  Immobilien und Ressourcen.

Vom neoliberalen Konzept:  Löhne und Steuern runter, verspricht man sich im wesentlichen eine bessere wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit.  Dies führt allerdings zur sozialen Unzufriedenheit und Schwächung des Binnenmarkts.

Nur wenn  dadurch tatsächlich sehr hohe Exportüberschüsse erzielt werden , kann der Staatshaushalt verbessert werden.

Allerdings ist dies kein allgemein anwendbares Konzept, denn  die Exportüberschüsse einer Nation können nur zu Lasten der Handelsbilanz anderer Staaten gehen. Langfristig kann nur eine ausgeglichene Handelsbilanz unter allen Volkswirtschaften funktionieren.

Wenn alle Staaten dieses Rezept befolgen, ist der individuelle Wettbewerbsvorteil dahin. es  kommt dann lediglich auf internationaler Ebene zu einem allgemeinen Sinken des Lohnniveaus, der Kaufkraft, der sozialen und Umweltstandards sowie der Steuereinnahmen. Zudem kämpfen selbst Staaten mit Exportüberschuss, wie Deutschland mit steigender Verschuldung.

Mehr staatliche Investitionen und Förderungen  um eine Steigerung des BIP zu generieren,  lassen sich meist nur durch neue Kredite finanzieren.

Wir sehen also, dass alle bisherigen Maßnahmen nicht greifen:  Die allgemeine Verschuldung steigt , die Arbeitslosigkeit steigt, und trotz stets steigender industrieller Produktivität stagniert der gefühlte Lebensstandard, wenn er nicht gar für einige Bevölkerungsschichten sinkt.

Kein Steigen des Lebensstandards: seit 30 Jahren

Noch in den 70er Jahren des 20.Jh  konnte ein alleinverdienender einfacher Arbeiter eine Familie bescheiden ernähren, heute eine Unmöglichkeit.

Die Universitäten konnten jedem, der wollte,  einen Studienplatz gratis bereit stellen; und wer halbwegs fähig und willig war, konnte in kurzer Zeit Arbeit finden. Um eine neue Wohnung zu mieten brauchte  ein deutlich geringerer Teil des Nettoeinkommens aufgewendet zu werden als heute nötig.

Es fehlt einfach am Geld dort wo es gebraucht würde

Warum also unterliegt so vieles, was vor 35 Jahren noch problemlos leistbar war, trotz einer heute vielfach höheren Produktivität dem Druck der Einsparung?

Die häufige Antwort ist dann:  „Wir haben über unsere Verhältnisse gelebt!“

Doch haben wir das?

Oder anders gefragt:  WAS müssen die Kreditgeber (unter deren Verhältnissen lebend) dann geleistet  haben, dass Private, Unternehmen, und Steuerzahler bei Ihnen so stark in der Schuld stehen?

All die Produkte und Dienstleistungen die so lange konsumiert wurden,  sind ja real erbracht worden. Die Personen und Firmen, welche Sie erbracht haben, haben ihr Geld erhalten. Wir haben unseren Wohlstand nicht von irgendwelchen Außerirdischen auf Pump erhalten.

Unsere Produktivität und  die real Verfügbaren Güter und Infrastruktur sind größer geworden.  Es bestünde also kein realer Anlass zum Sparen und  „Gürtel enger schnallen“

Bloß das Geld ist zu knapp, dort wo es gebraucht würde, während dort wo es nicht gebraucht wird,  sich  zuviel Vermögen angesammelt hat.

Wohlstand besteht darin , alle Menschen im Einklang mit der Natur ausreichend mit Ressourcen Produkten und Dienstleistungen zu versorgen.

Idealerweise wäre Geld dabei bloß ein Mittel um Produktion und Dienstleistung in Gang zu bringen und deren Potential optimal aus zu schöpfen.

Dies ist heutzutage kaum der Fall:

Es besteht durchaus Bedarf an Arbeitskräften für Betreuung von Alten, und Kindern, zur Sanierung der Umwelt , Begrünung der Städte, Ausbau umweltfreundlicher Energiegewinnung, besserer Infrastruktur und mehr Personal für Schulen und Universitäten, etc...

Es ist aber zu wenig Geld verfügbar um diese benötigten Arbeitskräfte angemessen zu bezahlen.  Wir haben Geschäfte voller Waren, aber nicht genug Geld um all diese Waren zu kaufen, sofern wir sie überhaupt brauchen.

Deshalb haben wir zu viele Arbeitslose und Frühpensionierte.

Doch wo auf der einen Seite Schulden sind, sind auf der anderen Seite Vermögen oder zumindest Ansprüche auf Vermögen. Und dies spiegelt sich auch tatsächlich in einer äußerst ungleichen Vermögensverteilung:

10% der Bevölkerung besitzen 69% allen Vermögens.  Das reichste 1% besitzt immer noch 37% allen Vermögens; also mehr als die ärmeren 90%.

Die ärmeren 50%  besitzen überhaupt nur 2,2% allen Vermögens

Quelle: Studie Uni Linz , Profil,  der Standard Ausgabe August 2013 http://derstandard.at/1373514542998/Oesterreichs-Reiche-sind-viel-reicher-als-angenommen )

Es wäre also in Summe mehr als genug Geld vorhanden , aber es ist schlecht verteilt.

In Mitteleuropa verteilt der Staat recht viel von oben nach unten um, aber es reicht nicht um der ungleichen Verteilung von Arbeitseinkommen, und der noch ungleicheren Verteilung aus Kapitalerträgen und Vermögen ausreichend entgegen zu wirken.

Anstatt sich auf einen Umverteilungswettlauf gegen Niedriglöhne, Steueroasen, und Inflation ein zu lassen, der nicht zu gewinnen ist, wäre es besser das Problem an der Wurzel an zu packen:

Nämlich bereits bei der Entstehung des Geldes:

Nahezu weltweit wird Geld stets nur durch Kredit geschöpft.

Unser offizielles gesetzliches Zahlungsmittel, das Bargeld wird von den Notenbanken  einfach gedruckt, sobald eine Geschäftsbank  dort den entsprechenden Betrag als Kredit aufnimmt.  Der Zinssatz ist derzeit unter einem Prozent.

In den europäischen Ländern sind die Notenbanken zumeist in gemischtem Besitz von Staat und privaten Banken. Die FED,  die Notenbank der USA ist hingegen zu 100% in Privatbesitz.

Leider ist in der EU die Gesetzeslage so, dass nicht Staaten sondern nur Geschäftsbanken bei der Notenbank  zu diesen günstigen Konditionen Kredit nehmen dürfen.  Der Staat darf sich nur bei einer Geschäftsbank Geld borgen zu entsprechend höherem Zinssatz.

Allerdings macht das Bargeld ohnehin nur 3% der Geldmenge aus.  Denn die Geschäftsbanken haben darüber hinaus das Privileg Giralgeld via Kredit zu erschaffen.

Wenn z.B. Frau Meier bei ihrer Bank einen 100.000€ Wohnungskredit nimmt, so schreibt die Bank lediglich diesen Betrag auf das Konto.  Dieses Giralgeld am Konto ist aber kein echtes Geld,  sondern bloß das Versprechen der Bank jederzeit auf verlangen 100.000€ in echtem Bargeld aus zu zahlen.  Da aber die wenigsten Bankkunden sich alles bar auszahlen lassen, genügt bloß das Versprechen. Wenn Frau Meier diese 100.000 € an ein anderes Konto überweist, so wird  lediglich das Versprechen weiter gereicht.

Aufgrund des geringen Umlaufs von Bargeld wird den Banken lediglich vorgeschrieben 1%  der Kreditsumme als Mindestreserve bei der Notenbank zu hinterlegen. Aus 1 Prozent echtem Zahlungsmittel kann die Bank daher 100% neues Giralgeld schöpfen. Erst wenn Frau Meier den Kredit zurück gezahlt hat, wird in der Bilanz der Bank der  Betrag  wieder vernichtet.

Folglich gäbe es ohne Schulden gar kein Geld.

Man stelle sich diese Vorgangsweise einmal umgekehrt vor:

Frau Meier hat 1000€ in Bar. Dies berechtigt Sie auf ihrem Bankkonto +100.000€  Guthaben einzutragen, während sie auf ihrem anderen aber unverzinsten Konto minus 100.000- einträgt.

Die Bank muss  für 100.000 Zinsen zahlen und mit materiellen Sicherheiten garantieren, dass Sie diese 100.000 + Zinsen auszahlen kann. Sobald der Betrag ausbezahlt ist kann Frau Meier das Minus am anderen Konto tilgen, und die Bilanz ist auf beiden Konten Null, aber der Zinsgewinn würde ihr bleiben.

Frau Meier hätte damit ein Perpetuum Mobile der Kapitalerträge erschaffen; nahezu ohne Kapital und ohne eigenes Risiko (so lange die Sicherheiten reichen) .

ZINS und ZINSESZINS

Nun ist das erschaffene Schuldgeld aber zudem verzinst. Je nach Zinssatz und Laufzeit des Kredites zahlt Frau Meier letztlich nicht die 100.000€ an neu erschaffenem Geld zurück sondern bei einem etwas länger laufenden Kredit sogar das Doppelte.

Wenn Frau Meier einen sicheren Job hat, und so die Kreditraten bedienen kann, erscheint dies zunächst machbar.

Aber in Summe der gesamten kursierenden Geldmenge betrachtet hat Frau Meier nur den ursprünglichen Kreditbetrag neu in den Geldkreislauf eingebracht, den sie Zwecks Rückzahlung später wieder entzieht. Der zusätzliche Betrag für die Zinsen wurde aber zuvor nicht geschöpft..

Folglich  können die Zinsen nur durch neue Kreditgeldschöpfung getilgt werden, oder durch  Pfändung des Kreditnehmers.

Das Einzige, was  das Zinsgeld von den Kreditgebern in den Kreislauf der Volkswirtschaft wieder zurückführt , sind deren Steuern und Konsumausgaben.

Doch da großteils nur Vermögende Personen oder Institutionen  als Kreditgeber fungieren,  geben diese zumeist nur einen Teil ihrer Kapitalgewinne für Konsum aus, während  sie den Rest neu anlegen, um so ihr Vermögen zu mehren.

Auch durch Besteuerung wird immer nur ein Teil des Kapitalgewinns zurückgeführt, niemals aber alles.

Das Steigen der Verschuldung  im Allgemeinen, und die Konzentration von Vermögen bei Wenigen wird dadurch also bei weitem nicht kompensiert.

Oft kommt das Argument, dass ja die Zinsen mit dem durch die  kreditfinanzierte Investition geschaffenen Mehrwert gedeckt wären.

Doch wie soll das tatsächlich funktionieren?

Zur vereinfachten Betrachtung stellen wir uns eine Volkswirtschaft vor die bloß aus einer Bank , einem Unternehmer, und Arbeitern besteht, die  nur in diesem einem Unternehmen Arbeiten. Das Unternehmen stellt sämtliche Produkte für den täglichen Bedarf her, und zahlt sämtliche Löhne, mit denen die Arbeiter die im Unternehmen produzierten Güter kaufen.

Nun hat der Unternehmer die Idee für eine neue Maschine, mit der er mit gleichem sonstigen Aufwand zusätzlich Waren im Wert von 1.000.000€ produzieren kann.  Allerdings müsste er 100.000€ für eine Sonderschicht zahlen in der seine Arbeiter neben der normalen Tätigkeit diese Maschine bauen.  Da er dieses extra Kapital nicht hat, leiht er es bei der  Bank mit der Verpflichtung  diese 100.000€ + 10.000 € Zins zurück zu zahlen.  (also ein eher kurzfristiger Kredit)

Da er einen Mehrwert von 1 Million generieren kann, scheint ihm das aus betriebswirtschaftlicher Sicht kein Problem zu sein.

Doch wie können die Arbeiter diese zusätzlichen Produkte im Wert von 1.000.000 konsumieren?

100.000 haben sie ja zunächst  für die Sonderschicht erhalten und können um diesen Betrag mehr Waren erwerben. Die 10.000 für den Zins sind aber immer noch nicht im Kreislauf enthalten.

Wenn sie zusätzliche Güter im Wert von 1000.000€ konsumieren wollen , müssen  Sie einen Kredit in Höhe von 900.000 aufnehmen der aber wiederum mit Zinsen belastet ist.

Mit dieser zusätzlichen Einnahme könnte der Unternehmer, nachdem er die gesamten 110.000€ an die Bank zurück gezahlt hat, den Arbeitern eine Lohnerhöhung von 890.000€ geben,  damit sie sich ihre Kredite leisten können.

Dann fehlen aber wiederum den Arbeitern 10.000€ zur Kredittilgung plus der Zinsen für deren 900.000 Kredit.

Die Zinsen können also nur durch neue Kreditgeldschöpfung erbracht werden, was zu einem Steigen der Gesamtverschuldung führt.

Wir haben einen Zwang zum Wirtschaftswachstum damit fortwährend aus den Zugewinnen der Zukunft die Zinsansprüche der Gegenwart gedeckt werden können.

Wenn nun auf privater Ebene nicht mehr genug Kredite aufgenommen bzw. vergeben werden, springt der Staat als  noch ausreichend Vertrauenswürdiger Kreditnehmer ein , und setzt hiermit erneut Impulse indem  er entweder über Sozialausgaben die Kaufkraft steigert , oder in Form von Aufträgen  und Förderungen an Betriebe die Wirtschaft in Gang gehalten wird. Wenn nun auch ein ganzer Staat nicht mehr Kreditwürdig ist (so wie Griechenland) dann helfen innerhalb der EU andere noch kreditwürdige Staaten aus, indem Sie  das Kreditrisiko auf sich übertragen.

Das Problem, dass die Zinsen nicht mehr über Wirtschaftswachstum aufgebracht werden können, wird also bloß von den weniger Kreditwürdigen zu den noch kreditwürdigeren Teilnehmern der Wirtschaft verlagert.

WACHSTUM OHNE ENDE?

Genau aus diesem Grund beschwören die meisten Politiker und Wirtschaftstreibenden auch immer wieder: „Wir brauchen Wachstum“.

Doch wie lange ist Wachstum möglich?

Wir wissen aus der Natur,  dass auf unserem Planeten nichts ewig wachsen kann

Es sind uns beim Verbrauch  natürlicher Ressourcen Grenzen gesetzt, an die wir längst gestoßen sind. Selbst nachwachsende Biomasse kann die Natur nur mit einer begrenzten Kapazität nachbilden.  Durch technische Innovation ist es uns teilweise gelungen (zumindest für uns kurzfristig) diese Grenzen  immer wieder ein  wenig hinaus zu verlagern.  Es ändert aber nichts daran dass Grenzen vorhanden sind.

Wenn ein Autokonzern z.B. ein jährliches Umsatzplus von 5% anstrebt, dann kommen wir eben irgendwann früher oder später zu dem Punkt wo sich jeder Erdenbürger jede Woche ein neues Auto kaufen müsste. - Gewiss keine erfreuliche Zukunftsperspektive.

Nun gibt es das häufig gebrauchte Argument vom „qualitativen Wachstum“  durch technischen Fortschritt, und vom Wachstum  immaterieller Produkte welches  vom Verbrauch natürlicher Ressourcen abgekoppelt ist.

Doch der technische Fortschritt, der  unsere Produkte besser und  effizienter macht,  bewirkt nicht automatisch Wachstum, denn er hilft uns ausreichend Waren und Dienstleistungen mit immer weniger Aufwand und Ressourcenverbrauch zu produzieren-  was letztlich zu weniger Konsum, und weniger Arbeit führen wird.

Wenn es z.B. gelänge eines Tages Fahrzeuge zu bauen , die bei gleichem Komfort weniger Energie verbrauchen,  nie kaputt werden, mit nur 1/10 des Aufwands produzierbar sind, und für nur 1/10 der ursprünglichen Kosten, so wird dies zu einer Verbesserung für Mensch und Umwelt führen, aber auch zu einem Schrumpfen der Wirtschaft beitragen.

Das Anwachsen immaterieller Güter ist ökologisch besser als Ressourcen gebundenes Wachstum,  ändert aber nichts an der prinzipiellen Unmöglichkeit ewigen Wachstums. Denn der Mensch selbst ist nur begrenzt in der Lage Dinge auf zu nehmen:

Konsequent gedacht bedeutet ewiges immaterielles Wachstum, dass wir eines Tages täglich 100 neue Filme, Musikstücke, Software und Handyklingeltöne herunterladen, und, dass wir uns 50 stunden täglich gegenseitig für ein Stundenhonorar von 10.000€ beraten und therapieren.

Natürlich könnte es z.B. in der Meditation auf rein geistiger Ebene Erlebnisse geben, die in ihrer Reichhaltigkeit gar keine Grenzen haben.  Aber dies sind keine Dinge die finanziellen Umsatz generieren, und somit auch nicht als Wirtschaftswachstum ausgewiesen werden können, und  auch keine Zinsen bedienen.

Wir sehen also dass das Wirtschaftswachstum irgendwann an eine Grenze stoßen muss, und diese Grenze macht sich auch schon deutlich bemerkbar:

Das Wachstum in den meisten entwickelten Industriestaaten stagniert und die Wirtschaft bietet nicht mehr genug Erwerbsarbeitsplätze für alle, während die Schulden weiterhin steigen.

VOLLGELD?:

Wenn wir den Teufelskreis von Schulden, ungleicher Vermögensverteilung, und Wachstumszwang durchbrechen wollen, müssen wir bereits bei der Geldschöpfung beginnen.

Geld braucht kein knappes Gut sein, es lässt sich leicht produzieren und dorthin bringen wo eine Steigerung der Kaufkraft  gesamtgesellschaftlich erwünscht ist.

Statt den Banken die Schuldgeldschöpfung  und die damit verbundenen Erträge zu überlassen, sollte eine voll im Staatsbesitz befindliche  Notenbank  direkt an  die Regierung  neu geschöpftes Geld herausgeben. Entweder die Herausgabe des neuen Geldes erfolgt ohnehin unverzinst und schuldfrei, oder wenn doch verzinst, so ist der Staat auch Nutznießer der Zinsen, da er das Geld bei sich selbst borgt.

Viele notwendige Verbesserungen der Infrastruktur , für die derzeit zu wenig Geld in der Staatskasse ist könnten somit problemlos finanziert werden, und zugleich hätten viele Menschen die zur Zeit keinen Arbeitsplatz haben, Beschäftigung.

Wir könnten die Staatsschulden ganz bequem mit neu geschaffenem Geld tilgen.

Der Staat wäre völlig unabhängig von Kreditgebern, Investoren, und Rating-Agenturen. Wir bräuchten nie wieder bangen, wie die armen verschreckten hochsensiblen „Märkte“ auf souveräne politische Entscheidungen reagieren könnten.

Natürlich erscheint es im ersten Moment pervers, dass  eine Regierung einfach nach bedarf sich Geld selbst drucken kann. Wir assoziieren  damit intuitiv  „Geldfälschung“ und „Inflation“.

Doch logisch betrachtet ist eine Geldschöpfung aus dem Nichts  durch eine staatliche Institution keineswegs abwegiger , als jene durch privilegierte private Banken . In beiden Fällen hat das Geld zuvor nicht existiert. In beiden Fällen hat die Institution, welche das Geld geschöpft hat selbst keine Leistung dafür erbracht.

Bei Kreditgeldschöpfung muss sich jemand verschulden , und es entsteht in der Geldmenge ein Defizit durch den Zins.

Bei staatlicher Vollgeldschöpfung entsteht weder ein Defizit noch eine Verpflichtung das geschöpfte Geld zurück zu geben.

Eine demokratisch legitimierte Institution ( Prof. Bernd Senf und Prof. Joseph Huber nennen es „Monetative“)  braucht sich mit solchen Widrigkeiten nicht aufhalten, sondern kann die Geldmenge einfach so steuern wie es volkswirtschaftlich optimal ist.  Wenn zu wenig Geld in Umlauf ist, wird neues in Form von Staatsausgaben bzw. Investitionen für  Infrastruktur  in Umlauf gebracht Wenn zuviel Geld kursiert, werden einfach die Ausgaben zurückgefahren und/oder Geld über Steuer abgeschöpft.

Es scheint zunächst ein wenig unfair dass irgendjemand durch neu geschöpftes Geld zum Bezug von Leistungen berechtigt wird,  für die er zuvor nicht selbst eine Leistung erbracht hat oder Zumindest zu einer gleichwertigen Leistung in der Zukunft verpflichtet wird.

Deshalb  sollte auch nur der Staat  davon profitieren dürfen- denn das sind in Summe wir alle.

Auch was die Gefahr einer Inflation betrifft,  gibt es keinen  Grund mehr Vertrauen in private Kreditgeldschöpfung  als in staatlich Gesteuerte zu haben.

Die Geldmenge im Euroraum verdoppelt sich ca. alle 10 Jahre.  Dass der Normalbürger  in seiner Geldtasche nicht viel davon merkt, liegt daran, dass das neue geschaffene Kreditgeld nicht bei ihm ankommt, sondern vor allem bei Investoren und Nettozinsgewinnern,  und das ist nur eine kleine Minderheit. Erst ab einem veranlagbaren Vermögen von ca 500.000€ wird ein Haushalt vom Netto Zinszahler zum Nettozinsgewinner.

Wohnungen werden z.B. nicht deshalb immer teurer weil der normale  Bürger eine dermaßen gestiegene  Kaufkraft hätte, sondern weil eine reiche  Minderheit ihr nicht benötigtes Kapital verstärkt als Wertanlage in Immobilien  investiert, und damit die Preise in die Höhe treibt

Banken handeln im Sinne der eigenen Profitmaximierung , und vergeben immer Kredite solange sie die Sicherheit haben den Kreditnehmer pfänden zu können.

Wie sich gezeigt hat, hat man es auch oft bei den Sicherheiten nicht so genau genommen.

Wir haben auch noch das Schreckgespenst  der Hyperinflation in Deutschland nach dem  1.Weltkrieg vor Augen. Tatsächlich hatte da der Staat wie wild Geld gedruckt. Aber die Voraussetzungen waren damals auch ganz andere als heute:  Deutschland wurde damals mit Reparationszahlungen überfordert. Für die eigene Bevölkerung  war zu wenig übrig: Den nominellen Geldbeträgen stand kein entsprechendes Warenangebot gegenüber.

Heute haben wir eine vielfach höhere Produktivität, und  wir könnten sogar mehr produzieren und mehr Menschen Arbeit geben, wenn bloß das Geld verfügbar wäre um diese zu bezahlen.

Solange bis  Vollbeschäftigung herrscht und die Produktivität noch nicht voll ausgeschöpft ist, besteht keine Gefahr einer Inflation durch Erhöhung der Geldmenge, jedenfalls nicht wenn das Geld an richtiger Stelle investiert wird., anstatt bloß zur Konzentration von Vermögen bei zu tragen.

Wenn in Relation zur Produktivität die Geldmenge zu groß wäre, würde die Währung automatisch gegenüber anderen Währungen abwerten, und somit wäre wieder ein Ausgleich  vorhanden.  Somit ist auch klar  dass eine Vollgeldwährung  nur in einem Wirkungsbereich erstmals herausgeben werden darf, der auch der selben Fiskalpolitik unterliegt.  Der Euro könnte dann nur als supernationale Zweitwährung verbleiben, die in Bezug zu den nationalen Vollgeldwährungen in flexiblen Wechselkurs steht

Oft werden Bedenken geäußert, dass man Politikern nicht zutrauen würde die Geldschöpfung richtig zu dosieren. Man befürchte  diese  könnten, um sich Wählerstimmen zu „erkaufen“,  zuviel neu geschöpftes Geld in der Bevölkerung verteilen .

Aber auch derzeit schon können Politiker zu viele Schulden machen um Wahlgeschenke zu finanzieren. Und die Folgen daraus sind viel schlimmer, da sie dadurch nicht nur Inflation sondern eben auch Schulden produzieren.

Demokratisch gewählte Personen  einer staatlichen Institution zur Geldschöpfung  können zwar Fehler machen, aber sie können unabhängig von persönlichem Profitdenken besser die richtigen Entscheidungen im Sinne des Gemeinwohls treffen.

Auch haben wir die Möglichkeit  diese Personen zu wählen, und auch unfähige Politiker wieder ab zu wählen.  Die lediglich im Eigeninteresse handelnden Manager und Anteilseigner der Banken hat hingegen niemand demokratisch legitimiert; und man wird sie zumeist nur gegen Abfindungen in Millionenhöhe wieder los.

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