Im Zuge der Veröffentlichung von "correctiv" über das Treffen von AfD- und CDU-Kadern mit dem österreichischen Massenvertreibungsplaner Sellner wurde eine Neben- zur Hauptsache aufgeblasen: Der Hinweis auf die Nähe des Tagungshotels zum Ort der Wannseekonferenz wurde (auch wenn Sellner selbst wohl kein Problem mit einer Relativierung der Shoah hätte) skandalisiert, was dann wiederum dazu führte, dass der Hauspoet der AfD, Michael Klonovsky, am 10.1.24 nicht an sich halten konnte und einen Vergleich zwischen Juden und Muslimen zog: "Die beiden in Rede stehenden Kollektive" seien "in ihrer Größe und Leistungsbilanz auch über jeden Vergleich erhaben. Juden im Reich 1933: ungefähr 500.000. Sogenannte Flüchtlinge aus Afrika und dem Orient in ’schland 2023? Anno 2020 waren’s laut Statista allein 5,5 Millionen Moslems. Nehmen wir diese beiden, Juden und Muslime, als Vergleichsgruppen nach folgenden Kriterien: Nobelpreisträger, Professoren, Ärzte, Ingenieure, Anwälte, Autoren, Unternehmer, Selbstständige, Sozialhilfeempfänger, Totschläger, Messerstecher, aggressive Missionare, Analphabeten, Vergewaltiger (einzeln und in Gruppen), Mitglieder krimineller Clans. Nun?"

Dieser Text klagt, vordergründig zerknirscht, darüber, man hätte die Juden aufgrund ihrer "Leistungsbilanz" nicht umbringen oder vertreiben sollen, es sei doch eher ein Minusgeschäft gewesen für die deutsche Nation: so viele kluge Köpfe! Was man mit denen alles hätte anfangen können! Einmal ganz abgesehen davon, dass das Klischee von den besonders schlauen und besonders intellektuellen Juden ein antisemitisches ist, negiert Klonovsky die mörderische Energie der deutschen Täter, denen der Bildungsstand ihrer Opfer scheißegal war, ebenso wie die simple Tatsache, dass man Menschen auch dann nicht umbringt, wenn sie Sozialhilfeempfänger oder Analphabeten sind. Man nennt so etwas Zivilisation. Doch was rede ich von Zivilisation bei einem Autor, der mit seiner Gegenüberstellung von toten, aber wertvollen Juden hier und lebenden, aber wertlosen Moslems dort seine Leser zu dem Gedankenspiel einzuladen scheint, ob man mit dem Morden nicht noch etwas hätte warten können, ob man nicht, mit Blick auf die "Leistungsbilanz", die falschen, um einen Satz von Churchill abzuwandeln, Schweine geschlachtet habe?

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