Eine bahnbrechende Frage kann Menschen aus der Bahn werfen, Schwellenängste auslösen und folglich zu Entgleisungen führen. Ein typisches Beispiel dafür ist die Reaktion auf die Frage, was Geld aus philosophischer Sicht sei: „Auf so einen Blödsinn können nur Philosophen oder Linke kommen.“

Hier meine Antwort: Nicht erst seit Erfindung des Papiergeldes oder seit dem Ende des Goldstandards kam das Vertrauen in die Welt der Geldwirtschaft. Schon in der Substitution der Tieropfer durch Geldopfer steckt das Vertrauen, dass Gott dies als gleichwertig akzeptiert. Grundsätzlich jede Substitution einer Ware durch Geld setzt Vertrauen voraus, dass ich für dieses Geld später oder woanders eine gleichwertige Ware oder Leistung bekomme. Je länger eine Währung besteht, umso stärker festigt sich der Mythos, dass Geld nicht nur ein praktisches Tauschmittel, nicht nur ein Zwischenschein, sondern auch ein Mittel zur langfristigen Aufbewahrung von Werten sei. Auch tausende Geldentwertungen seit Erfindung des Geldes konnten diesen Mythos nicht zerstören, und er blüht bei jeder Diskussion über die mögliche Abschaffung des Bargeldes wieder auf. Siehe auch: Wozu Bargeld?

Im Begriff Schuldgeld ist, so wie im Begriff Schuldbewusstsein und im Begriff Schuld an sich, die negative Seite des Phänomens festgehalten. Der positive Name für Schuld ist Kredit, er impliziert Credo, also einen positiven Glauben, das Vertrauen des Gläubigers, dass der Kreditnehmer mit dem Geld effizient arbeitet, die Hoffnung, dass er es zurückbekommen wird. Geld ist also dem Wesen nach tatsächlich Kredit, aber nicht nur im negativen Sinne von Schuld, sondern auch im positiven Sinn von Vertrauen. Jedes Geld, egal in welcher Form, ob Münzgeld, Papiergeld oder digitales Geld, kann immer nur Symbol, also Stellvertreter dafür sein, was es dem Wesen nach ist: Vertrauen. In sehr vielen Fällen, ja sogar immer noch in den meisten Fällen unseres Lebens, bewährt sich diese Form von Vertrauensaustausch, weil wir ja nur selten von der Person unmittelbar eine gleichwertige Gegenleistung erhalten, der wir unser Vertrauen geliehen oder gar geschenkt haben. Man kann die erwähnte Formel leicht auf Geld = Vertrauen verkürzen, denn Kredit (= Credo = Glaube, im Sinne von Hoffnung, das Geld wieder zu bekommen einerseits und das Geld wieder retournieren zu können andererseits) sind nur sich endlos wiederholende Rituale, die die Wirklichkeit des Geldkreislaufes beschreiben. Doch in der Substanz bleibt die philosophische Definition:

Geld = Vertrauen

(Auszug aus dem Kapitel „Geld, Gott und Grundeinkommen“ des Buches „Moral 4.0“)

Dass Geld niemanden kalt lässt, zeigen die 163 Kommentare (Stand 10.5. um 20:00 Uhr), davon immerhin ein Dutzend substanzieller Beiträge oder zumindest Annäherungen an das Thema. Folgende Antworten (teilweise gekürzt, volle Länge siehe Kommentare zu: Was ist Geld?) erhalten als Preis das Buch „Moral 4.0“ - Abholung im Kunstraum der Ringstrassen Galerien, 1010 Wien, Kärntnerring 11-13 / 144 (Obergeschoß) möglich oder Zusendung per Post.

Dieter Knoflach Was Geld aus philosophischer Sicht ist, hängt vom Philosophen ab.

Bachatero Geld, als menschliches Konstrukt, wurde geschaffen, um WAS damit machen zu koennen? Kenn ich's WAS, kann ich beurteilen, ob das real existierende Geld seinen Zweck erfüllt.

robby Geld gehört dir nicht, Geld ist dir anvertraut, damit du es möglichst sinnvoll wieder in den Kreislauf gibst.

MarieRedelsteiner Geld ist der kleinste gemeinsame Nenner aller unterschiedlichen Tätigkeiten, die der Mensch für einen anderen ausführt.

Thomas Herzig geld ersetzt zwischenmenschliche gefühle. wir vertrauen nicht darauf, dass uns unsere mitmenschen helfen. Aber wir vertrauen in den wert des geldes.

stilo Geld philosophisch zu betrachten ist wohl das Grundproblem, weil es ein Hilfsmittel ist sonst nix.

G. Szekatsch Ich würde meinen: bloß ein dienstbarer Fetzen Papier bzw. ein Metallstück, das ganz praktisch in seiner Funktion als universelles Tausch- und Bezahlmittel einer materiell ausgerichteten Welt funktioniert. Für andere wieder ist's 'Religion', 'Prestigeobjekt' wenn nicht sogar 'höchste Machtinstanz' oder gar ein 'Gott'.

Iris123 Geld ist SELBSTVERSTÄNDLICH das Werkzeug Mammons und Mammon ist ein Hauptdämon, dem die Gier zugeschrieben wird.

Roland von Gilead Geld ist Lebenszeit. Zeit ist Luxus.

https://www.youtube.com/watch?v=z2SExgG975w

Markus Andel Geld sind Zahlen. https://youtu.be/TGi1Uy8o0pU

Don Quijote Wenn ich im Sinne der φιλοσοφία auch nur 1 gutes Haar am Geld lassen will, dann ist es eben das von mir in einem früheren Kommentar Beschriebene. Es ist nicht der Inhalt - das, was Geld wesenhaft transportiert - der Ekel hervorruft, sondern die Form des Umgangs damit, die Ziele und die Zwecke im Umgang mit Geld. Die haben aber mit Geld selbst nix zu tun, sondern bedienen sich des Geldes als ihrer stärksten Waffe. Warum ist sie so stark? Weil in ihr der Glaube und das Vertrauen Aller steckt.

me.me https://me.me/i/how-can-i-transfer-money-that-is-in-my-mind-20412978

P.S. Gerade eben erreicht mich eine E-Mail aus Togo mit der Eilmeldung: Geld ist Voodoo!

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