Fisch und Fleisch? Zum Lesen ja, aber bitte nicht am Teller!

Es ist eine Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet ich für eine Seite schreibe, die „Fisch+Fleisch“ heißt.

Beides esse ich nämlich seit über 17 Jahren nicht mehr.

Genau so lange fordert man von mir deshalb Erklärungsbedarf ein.

Die Antwort ist jedoch ganz simpel: Mir schmeckt das einfach nicht.

Aber aus irgendwelchen unerklärlichen Gründen will mir das niemand glauben.

Deshalb starte ich hier einen Blog-Versuch.

Als ich am elterlichen Mittagstisch mit 13 Jahren alle Speisen verweigerte, die eine Zutat enthielten, die sich einmal von selbst bewegt hat, war das Wort Vegetarier noch fast unbekannt.

Heute werde ich dafür mitunter gefragt, welche Art von Vegetarier ich sei. Dann erkläre ich, dass ich ein so genannter Ovo-Lacto-Vegetarier bin, was heißt, dass ich tierische Produkte wie Milch und Eier zu mir nehme.

Natürlich schwang damals etwas Adoleszenz mit. Aber spätestens als ich eine Dokumentation über Massentierhaltung und Fischfang sah, grauste mir so derartig, dass ich einfach kein Schnitzel mehr hinunter brachte.

Einmal habe ich versucht, Fischstäbchen zu essen. Eine Tante hatte sie auf einer Familienfeier, bei der sonst nur Schweinebraten gereicht wurde, extra für mich gemacht. Mit leuchtenden Augen hielt sie mir den Teller unter die Nase: „Ich habe natürlich auch an dich gedacht!“ Meine Tante Rosi (die rein formell eigentlich die Cousine meines Vaters ist) hat es immer nur gut mit mir gemeint. Aber nicht einmal ihr zuliebe brachte ich die Stäbchen hinunter. Und es gibt wohl kaum einen anderen Menschen auf diesen Planeten, für den ich so etwas überhaupt versuchen würde.

„Kein Fleisch? Kein Fisch? Wovon ernährst du dich bitte?“ – Diese Frage höre ich heute noch regelmäßig. In Wahrheit waren vegetarische Gerichte schon immer auf der Speisekarte zu finden – gebackene Champignons, Käse- und Eiernockerl zum Beispiel. Und wenn die Küche das nicht hergab, dann gab es immer noch Pommes Frittes und Salat. Zu Hause deckte sich meine Mutter mit allerlei Gemüselaibchen ein. Verhungert bin ich also nie.

Aber warum ich mich damit begnüge, wo es doch auch ein Steak gäbe – das hat damals natürlich niemand verstanden. Ich wuchs schließlich in einer kleinen Gemeinde in Niederösterreich auf und rings um gab es lauter Bio-Höfe, die frisches Fleisch von frei laufenden und glücklichen Tieren (zumindest bis zur Reise zum Schlachthof) lieferten.

Aber um den Öko-Aspekt ging es mir zumindest damals gar nicht: Ich wollte einfach kein Fleisch mehr essen.

Cool war das damals übrigens noch nicht: Ich wurde in der Schule gehänselt und meine Cousinen versuchten mir sogar einmal Schokolade-Ostereier unterzujubeln, die sie vorher mit Speck und Schinken bestückt hatten. Nachdem die Süßigkeiten danach aber nicht mehr wirklich oval, sondern eher bananenförmig waren, habe ich den Braten sprichwörtlich gerochen.

Heute gehört eine vegetarische Ernährungsweise ja fast zum guten Ton. Immer mehr Bekannte und Freunde berichten mir stolz, dass sie nun seit drei Monaten „Fleischfrei“ leben würden. Gelegentlichen Rückfällen bei Würstelbuden um vier Uhr in der Früh waren da freilich abgerechnet. Um so eine Zeit bei einem gewissen Alkoholpegel, da wird man einfach schwach werden – das ist ja nur verständlich (und sicher ist dann außgerechnet der Kebab und das Wiener Würstel Bio). Ich muss bei solchen Erzählungen immer lächeln. Mich erinnern diese Menschen an Kettenraucher, die sich von der Sucht lossagen wollen.

Manche fragen mich auch, ob es mich stören würde, wenn sie Fleisch neben mir essen würden.

Nein, tut es überhaupt nicht. Der Mensch ist nun einmal ein Jäger und Sammler, das leuchtet mir ein. In Burger- oder Schnitzelform ist die Kuh oder das Schwein natürlich nicht mehr zu erkennen. Und es würde uns natürlich doch sehr den Appetit verderben, wenn wir beim Schmausen ständig an Massentiertransporte und –haltung denken würden. Oder an die ängstlichen Augen von kleinen Kälbern und Lämmern, die von der Mutter getrennt werden um ... Nein, wie grausam! Aus!

Und hier liegt genau mein Problem: Ich kann diese Gedanken nicht negieren. Verdrängung klappt bei mir nicht. Zumindest nicht, wenn ich mich selbst anschicken würde, einen Käsekrainer zu verspeisen (Haben Sie übrigens schob einmal ein Video von so einer Wurstherstellung gesehen?)

Ich persönlich finde ja, dass jeder, der Fleisch isst, zumindest einmal in seinem Leben selbst ein Tier töten sollte (hat mein Kollege Wolfang Paterno übrigens getan – die Fotostrecke des Hahnes, dem er die Kehle durchschnitt, hat sich in mein Gehirn gebrannt). Ich weiß, dass ich das nie und nimmer tun könnte. Deshalb finde ich es verlogen, wenn ich selbst Fleisch konsumieren würde.

Bleibt dann noch eine Warnung, die ich immer wieder zu hören bekomme: „Du musst da mit den Nährstoffen und Vitaminen aber aufpassen! Das kann ja nicht gesund sein – und du kannst einmal behinderte Kinder kriegen!“

Ja, bei vegetarischer Ernährung gilt es einiges zu beachten. Ich muss aber gestehen, dass ich das noch nie getan habe. Meine Blutwerte waren trotzdem immer in Ordnung, ich hatte nie einen Eisenmangel oder ähnliches.

Ich habe einfach immer nur gegessen, worauf ich Lust hatte.

Und ein gutes Bauchgefühl ist offensichtlich eben doch mehr wert, als viele glauben.

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Andy McQueen

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