In unseren Leitmedien ist es üblich, bei der Berichterstattung über Verbrechen Personalien der Täter zu verschweigen oder gar aktiv zu verschleiern, soweit sie nicht unmittelbar mit der Sache zu tun haben: zum Beispiel eine nichtdeutsche Nationalität des Täters. Da wird schon mal ein "Mehmed X." zu einem "Manfred Y." umgedichtet - in der wohllöblichen Absicht, bestimmte Personengruppen vor der Entstehung unerwünschter Vorurteile zu schützen.

Hoppla, Moment mal: nur bestimmte Personengruppen - andere aber nicht? Und vor unerwünschten Vorurteilen schützen: gibt es denn auch erwünschte Vorurteile?

Offenbar ist dem so. Die FAZ – wohlgemerkt: die Frankfurter Allgemeine, also sozusagen die Monstranz medialer Seriosität in Deutschland, nicht etwa ein bekanntermaßen parteiisches Kampfblatt wie "taz" oder "Vorwärts" – berichtet in ihrer heutigen Online-Ausgabe über ein Verfahren gegen zwei mutmaßliche Straftäter in Frankfurt. Kai K. und Nils I. - in diesem Fall zeigt die FAZ keinerlei Scheu, am Namen die Nationalität erkennen zu lassen - wird Schlimmes vorgeworfen:

"Sie fahren auf Demonstrationen, sind bei Pegida in Frankfurt und bei Hogesa in Köln dabei, und sie vergewaltigen Frauen. Das wirft zumindest die Anklage zwei Neonazis vor, die in Frankfurt vor Gericht stehen." So die FAZ - wörtlich! - schon gleich im fett gedruckten Untertitel zu dem Titel "Neonazis wegen Vergewaltigungsserie vor Gericht".

Während in anderen Fällen - politisch korrekt - selbst noch die Vornamen der Täter unkenntlich gemacht werden, um ihre Herkunft zu verschleiern, wird hier nun plötzlich nicht nur die Nationalität, sondern auch noch die politische Einstellung der Täter lautstark in die Öffentlichkeit posaunt. Was die mit den hier zur Last gelegten Vergewaltigungen zu tun hat? Gar nichts - außer, dass die FAZ hier höchst künstlich eine Assoziation im öffentlichen Bewußtsein zu verankern versucht. Keine der angeblichen Straftaten hat auch nur den geringsten Bezug zu der politischen Einstellung der Angeklagten - und selbst letztere hat wiederum mit Pegida oder Hogesa ebenso herzlich wenig zu tun wie diese beiden letzteren miteinander. Im einen Fall soll Kai K. in volltrunkenem Zustand vergeblich versucht haben, irgendeine zufällig des Weges kommende Straßenpassantin zu vergewaltigen; im anderen Fall sollen beide Angeklagte in der Wohnung des einen zwei Prostituierte vergewaltigt haben, nachdem sie mit Letzteren über die Bezahlung in Streit gerieten.

Was lernen wir daraus? Was sollen wir daraus lernen? Genau: ein Vorurteil - und zwar ein reichlich groteskes. "Zu Pegida und Hogesa gehen serienvergewaltigende Neonazis". Die FAZ züchtet hier im Rahmen ihrer "Berichterstattung" ganz gezielt verleumderische Vorurteile. In der entgegengesetzten Richtung nennt man so etwas Hetze.

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Hans Schmidt

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martin.kussmann

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Chrisamar Kashanian

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