Es gibt ein Zitat: "Das Traurigste am Gewinnen eines Krieges ist, zu sehen, dass der Feind jünger wird."
Das bedeutet: Der Gegner ist so verzweifelt, dass er Kinder schickt.
Wer ein bisschen Ahnung von Geschichte hat, weiß, was das bedeutet. Es ist der Moment, in dem ein Land ausgeblutet ist. Der Moment, in dem die Männer tot sind und die Führung in ihrer Verzweiflung den "Volkssturm" schickt. Die Kinder. Die 16-Jährigen, denen der Helm ins Gesicht rutscht. Wir haben das 1945 gesehen. Wir haben es 1918 gesehen. Es ist das letzte Zucken vor dem Exitus.
Aber wenn man sich die Frontlinie in der Ukraine im Dezember 2025 ansieht, passiert etwas Seltsames. Etwas, das fast noch zynischer ist als der Einsatz von Kindersoldaten. Der russische Feind wird nicht jünger. Er wird alt. Er vergreist im Schlamm. Und genau das ist der Beweis, dass Russland nicht auf einen Sieg zusteuert, sondern auf einen biologischen und ökonomischen Suizid, von dem es sich nie wieder erholen wird.
Schauen wir uns die nackten Zahlen an, die militärische Analysen und historische Vergleiche uns liefern. Im Vietnamkrieg war der durchschnittliche US-Soldat 23 Jahre alt. Ein junger Mann, im Zenit seiner körperlichen Leistungsfähigkeit. Schnell, belastbar, aggressiv. Wenn wir heute auf die russische Armee blicken, sehen wir ein Durchschnittsalter der Gefallenen, das sich rasant der 38-Jahres-Marke nähert. In Rekrutierungszentren wie Moskau liegt das Alter der neuen "Freiwilligen" mittlerweile bei unfassbaren 50 Jahren.
Lasst euch das mal auf der Zunge zergehen. Putin schickt keine Armee von jungen Eroberern. Er schickt eine Armee von Vätern und Großvätern. Männer, die eigentlich über ihre Rente und Prostata-Vorsorge nachdenken sollten. Stattdessen liegen sie in den gefrorenen Gräben vor Pokrowsk. Fast 50 Prozent der aktuellen russischen Verluste sind Männer über 45 Jahre. Das sind keine Elitesoldaten. Das sind Männer mit kaputten Rücken, mit Bluthochdruck, oft übergewichtig und physisch am Ende, bevor der erste Schuss fällt. Sie können keine 30 Kilogramm Ausrüstung tragen. Sie können nicht rennen, wenn die Drohnen kommen. Sie sind Kanonenfutter im wahrsten, schrecklichsten Sinne des Wortes.
Aber warum tut der Kreml das? Warum verheizt er die erfahrene Generation? Die Antwort ist politische Feigheit. Putin hat panische Angst vor den Bildern von Särgen mit 19-Jährigen. Er hat Angst vor den Müttern der Wehrpflichtigen. Ein toter 19-Jähriger ist eine Tragödie, die das Volk auf die Straße treibt. Ein toter 50-Jähriger? Das ist eine Statistik. Ein Herzinfarkt im Schützengraben. Also kauft er sich die Väter. Er nutzt die Armut in der russischen Provinz aus und wedelt mit Geld – Summen, die ein Mann in Tuva oder Burjatien in zehn Jahren nicht verdienen würde. Er kauft ihre Schulden, ihre Verzweiflung und am Ende ihr Leben.
Militärhistorische Modelle zeigen uns, wo Russland gerade steht. Ein Abnutzungskrieg verläuft in Phasen. Phase 1 und 2 sind die jungen Jahre. Die sind vorbei. Russland befindet sich tief in Phase 3, dem Übergang zur totalen Erschöpfung. Die jungen, fitten Jahrgänge sind tot oder invalide. Jetzt wird die Substanz verfeuert. Und das hat Konsequenzen, die weit über das Schlachtfeld hinausgehen. Es ist ein wirtschaftlicher Selbstmord. Diese 40- bis 50-Jährigen sind keine arbeitslosen Jugendlichen. Das sind die erfahrenen Facharbeiter. Das sind die LKW-Fahrer, die fehlen, um Essen in die Supermärkte zu bringen (wir sehen die leeren Regale). Das sind die Bauarbeiter, die Mechaniker, die Ingenieure. Russland zieht seine produktivste Schicht aus der Wirtschaft ab und lässt sie von ukrainischen Drohnen zerfetzen.
Das Bild, das sich an der Front bietet, gleicht mittlerweile einer Mischung aus "Mad Max" und einem bewaffneten Altersheim. Da die modernen Panzer ausgehen und die fitten Crews fehlen, sehen wir groteske Szenen: 55-jährige Rekruten, die auf chinesischen Golfcarts oder zivilen Motorrädern durch den Schnee geschickt werden, weil keine Schützenpanzer mehr da sind. Wir sehen T-62 Panzer aus den 1960ern, bedient von Männern, die selbst in den 1970ern geboren wurden. Das ist keine moderne Kriegsführung. Das ist Verzweiflung, die sich als Strategie tarnt.
Und weil die eigenen Männer – selbst die alten – langsam knapp werden oder physisch nicht mehr können, importiert das Imperium "Fleisch" aus der Dritten Welt. Inder, Nepalesen, Afrikaner, die oft mit falschen Versprechen gelockt wurden und nicht einmal wissen, wo sie sind, bis die Artillerie einschlägt. Es ist das letzte Aufgebot eines Systems, das sein eigenes Volk bereits zur Schlachtbank geführt hat.
Die Mathematik des Untergangs ist gnadenlos. Basierend auf den aktuellen Verlustraten von über 1.000 Mann pro Tag und den verfügbaren Reserven steuert Russland auf eine Wand zu. Modelle prognostizieren, dass zwischen Mitte 2026 und Anfang 2027 die kritische Phase erreicht wird. Dann sind auch die Reserven der 40-Jährigen erschöpft. Dann steht Putin vor der Entscheidung, die er seit drei Jahren zu vermeiden versucht: Die Totale Mobilisierung der Jugend.
Wenn er diesen Schritt geht, wenn er anfängt, die 18-Jährigen massenhaft in diesen Fleischwolf zu werfen, dann brennt nicht nur die Front. Dann bricht der Gesellschaftsvertrag endgültig. Bis dahin sehen wir zu, wie eine ganze Generation von Vätern ausgelöscht wird. Männer, die nie zurückkommen, um ihre Familien zu ernähren, Häuser zu bauen oder ihr Land am Laufen zu halten.
Russland "gewinnt" diesen Krieg nicht. Russland stirbt einen langsamen, qualvollen demografischen Tod. tauschen ihre biologische Zukunft gegen ein paar Quadratkilometer verbrannte Erde im Donbas. Und das Traurige ist: Sie lassen es geschehen, für den Wahn eines alten Mannes, der sicher im Warmen sitzt, während seine Generation im Dreck verblutet.
Das ist der Unterschied.
Sebastian Alexander Kelevra