Sehr geehrte Frau Werdenigg

Offener Brief

Auch ich habe gelesen, die Klasnic Kommission hat den Skiverband von allen Vorwürfen frei gesprochen.

Zum einen, ich habe nichts anderes erwartet.

Zum anderen, diese Thematik hat man bei uns noch lange nicht verstanden.

Die Probleme sind größer den je. Missbrauchs Opfer werden nie vergessen. Oder Menschen die fast Vergewaltigt wurden.

Wie war es bei mir, Frau Werdenigg. Ich schildere mein danach.

Wenn man als 12 jährige fast vergewaltigt wird, die Waffe an den Hals gehalten griegt. Und es im letzten Moment schafft zu entkommen.

Ich bin weiter in die Schule gegangen. Konnte aber den Stoff nicht mehr folgen. Ich war wie betäubt, sprach nicht mehr. Und schwänzte die Schule so oft es ging. Ja, schlechte Noten waren die Folge, gebe ich gerne öffentlich zu. Meinen Eltern wurde gepetzt auch von Mitschülern, mehr Schläge vom Vater dadurch und Tritte bis mir mein Blut aus dem Mund kam.

Dazwischen Ruhe. Vorsichtig sein, kann es niemanden sagen. Nicht einmal meine Eltern verstehen es, die es wussten was geschehen war. Sie glaubten mir nicht. Meinten ich sei faul, und die Pubertät.

War es aber nicht. Meine Mutter nahm mich aus der Schule. "Du wirst lernen zu arbeiten". Mit 15 Jahren in die Fabrik. Wohl fühlen ist was anderes. Der Druck im Körper, der Schwindel, noch immer nichts ins aussen dringen zu lassen. Die Schuldgefühle gegen sich selbst. Niemanden mehr anvertrauen können. Aufstehen um 4:30h früh, heimkommen um 16h.

Dann die nächste Firma, heimkommen um 17h. Dazwischen habe ich dann schon ein erstes Moped gehabt, danach ein Auto und dann der Führerschein.

Sich selbst nicht aufgeben. Das war immer mein Gedanke. Lachen, fröhlich sein mit Mitmenschen. Doch dann kamen auch die Erinnerungen. Löschen, stark werden, noch stärker werden. Immer wieder versuchte man mich weiter auszunutzen und zu benutzen. Die Kante geben, nichts mehr spüren und merken. Nein keine Drogen, aber Alkohol. Und ich vertrage keinen Alkohol. Nach zwei Flaschen Bier muss ich kotzen und werde fast bewusstlos.

Das war es. Mit den anderen mithalten wollen, aber nicht können. Weil mein eigener Körper zog die Bremse. "Mach es nicht, mach nicht wie die anderen"!

Heute heißt es: Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiter.

Gerechtigkeit wird man weder von einer Klasnic Kommission, noch von der Justiz bekommen. Gerechtigkeit was ist es, frage ich bis heute.

Und mit 54 Jahren jetzt bin ich schon sehr weite Strecken gegangen.

Danke Frau Werdenigg und danke allen die trotzdem weiter kämpfen, somit auch mir selbst. ;) Der Humor sollte trotz allem nicht verloren gehen finde ich. Oder sagen wir es so: Trotzdem JA zum Leben sagen.

Hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiter.

0
Ich mag doch keine Fische vergeben
Meine Bewertung zurückziehen
Du hast None Fische vergeben
0 von 6 Fischen

bewertete diesen Eintrag

Noch keine Kommentare

Mehr von zeit im blick