Angst vor Rechts. Angst vor Asylwerbern. Angst vor der Klimaerwärmung. Angst vor Terror. Angst vor… in den vergangenen Jahren scheint es, als ob wir vor allem und jedem nur noch die Hose voll haben.

Gerade die Berlin-Wahl hat – wie viele davor – gezeigt, dass man mit dem Schüren der Angst „vor Rechts“ Stimmen gewinnen kann. Genauso wie die Bewegungen rechts der Mitte stets mit dem Gespenst der Überfremdung, Kriminalität durch Ausländer und dem Multi-Kulti-Wahnsinn vor dem Untergang warnt.

Angst ist kein guter Ratgeber, aber die beste Motivation. Die beste Motivation für Verängstigte stärker, rascher und extremer zu reagieren als das mit eingeschaltetem Verstand der Fall wäre. Am besten so, wie es der Angstmacher will. Ein paar Beispiele?

In der Werbung suggeriert man Angst vor Bakterien, die sogar in neuen Matratzen lauern. Und um Kalk muss man sich Sorgen machen. Ich habe als Kind im Dreck gespielt, wir hatten kein antibakterielles Spray allerorts zur Hand und – der Verglich hinkt natürlich – in den meisten Ländern der Welt herrschen hygienische Bedingungen, die Ängstliche schreiend davon laufen ließen. Dennoch bleibt auch seit dem Hype um Hygiene das Massensterben der Unreinen aus. Und wer sich um Kalk Sorgen macht, dem muss es wirklich sehr gut gehen.

In den Medien ist man, dem Staatsfunk inklusive, wortkarg geworden. Denn in den vergangenen Jahren ist das Niveau der Sprache kontinuierlich verflacht, das Vokabular schrumpfte. So gibt es nur noch „über“ und kein „mehr als“, „größer als“ etc. mehr. Alles wird über einen Kamm geschoren. Genauso wird gefragt, ob man „Angst vor Terror“ hätte oder nicht. Nun ja, ich hätte bei dieser ORF-Umfrage weder mit ja noch mit nein antworten können, auch wenn ich befürchte, dass es in Österreich jederzeit zu einem Anschlag kommen kann. Angst davor habe ich keine.

Und zum Schluss natürlich der unumgängliche Hinweis auf die drastische Stimmengewinne der rechten und nationalistischen Parteien in ganz Europa, erreicht mit der propagierten Angst vor Überfremdung, vor explodierenden Straftatenzahlen, vor Terrorismus und dem Verlust von Wohlstand und Arbeitsplatz.

Angst machen sollte uns viel mehr, wie sehr wir in den meisten Belangen des Lebens – von der Politik bis über den Zustand der Wirtschaft bis zum Einkaufen im Supermarkt – von wohl kalkuliert geschürten Ängsten getrieben werden und ihnen auf den Leim gehen. Wie heißt es im Wienerischen: Vor Angst g'storben, ist auch tot.

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