Die Unzufriedenheit in unserer Gesellschaft steigt. Immer häufiger polarisieren unterschiedliche Meinungen und gipfeln oft in aggressiven, aber noch ausschließlich verbalen, Auseinandersetzungen. Meistens sind die anderen Schuld. Doch wer sind "die anderen"? Schuldige gibt es wie Sand am Meer: Die Banken, die Konzerne, die Linke, die Rechten, die Nachbarn, die Manager, die Ausländer, die Alten, die Jungen, der Kapitalismus, der Sozialismus und viele mehr. Führt man eine Diskussion über die eben angesprochenen und vermeintlich Schuldigen, so führt diese fast immer zu den wahren Übeltätern, den Politikern! Sie sind es, so die weitläufige Meinung, die am Übel in unserer Welt schuld sind. Sie treffen die falschen Entscheidungen, sind inkompetent und nur auf das eigene Wohl aus. Je größer die Unzufriedenheit, desto beharrlicher vertreten viele Menschen diesen Standpunkt. Sind wir selbst nicht ebenfalls schuld an vielen ungewollten Erscheinungen unseres Lebens? Treiben uns Ideologien mit falschen Vorstellungen, die uns dazu führen unseren gesunden Menschenverstand nach und nach aufzugeben?

Viele Aspekte des gesellschaftlichen Zusammenlebens könnten wir selbst gestalten. Schließlich betreiben wir als Individuen mit jeder unserer Handlungen eine Politik, auch wenn uns das nicht bewusst ist. Wir betreiben Politik bei jedem Einkauf im Supermarkt. Die Entscheidung für gewisse Produkte ist Politik. Wenn wir uns für importiertes Gemüse und Obst entscheiden betreiben wir eine Politik für transnationale Lebensmittelkonzerne und gegen heimische Landwirte. Wir sind quasi selbst die größten Lobbyisten dieser Konzerne. Da hilft auch alles Raunzen über die bösen Lobbyisten und Politiker nichts. Wenn wir über das tolle Angebot von Amazon jubeln und immer öfter diesen Marktplatz nutzen betreiben wir Politik. Da hilft dann auch das gleichzeitige Jammern nichts, wie ungerecht es doch sei, dass Amazon so wenig Steuern zahlt und seine Angestellten angeblich ausbeutet. Auch hier fängt die Politik bei uns selbst an.

Wir betreiben auch Währungs- bzw. Geldpolitik ohne uns dessen bewusst zu sein. Der nächste Autokauf steht bevor. Anstatt zu überlegen ob das Auto tatsächlich im Alltag gebraucht wird oder ob nicht zumindest ein Fahrzeug mit nur 60PS ausreichen würde, wird ein überteuertes Auto gekauft, dass zu 95% der Zeit nicht gebraucht und mit einem viel zu billigen Konsumkredit finanziert wird. Die Entscheidung für diesen Kredit stärkt die Blase auf der unsere Wirtschaft heutzutage basiert und treibt die Inflation voran. Kapital das gespart werden könnte, für sinnvolle Investitionen oder schlechtere Zeiten, wird im wahrsten Sinne des Wortes verbrannt.

Wenn die schlechten Zeiten dann da sind, sind keine Rücklagen mehr vorhanden. Es wurde auf Pump gelebt. Dinge wurden konsumiert, die das eigene Leben nicht verbessert haben, dafür unser hart erarbeitetes Kapital verschlingen. Wenn erstmal keine Rechnungen mehr bezahlt werden können kommt meist der Ruf nach Vater Staat. Er solle jetzt Fürsorge zeigen und sozial sein. Doch dazu muss er die Steuern erhöhen. Wer einmal in der Konsumfalle steckt braucht weitere Kredite. Weitere Kredite werden langfristig zu einer weiteren Geldentwertung führen. Wäre man sorgsamer mit seinem Geld umgegangen, bräuchte man weder Staat noch Verschuldung um Krisen und schlechte Zeiten zu überstehen.

Unsere individuelle Politik findet auch in der digitalen Welt statt. Kritisches Hinterfragen der Informationsflut findet kaum mehr statt. Stattdessen werden Inhalte aus dem Internet übernommen und verbreitet ohne darüber nachzudenken. Blindes teilen auf und von Facebook beschert uns selbst die übelste Propaganda. Dass wir der Berichterstattung immer weniger trauen können liegt ans uns selbst. Doch lieber folgt einmal mehr der Ruf nach Überwachung, Zensur und Staat. Es sollen aber nur "die anderen" überwacht werden. Die eigenen Daten hingegen mögen geheim bleiben, niemand soll wissen, dass man auf Facebook diese und jene Information "geliked" hat. Es wäre so einfach sich vor Überwachungsmaßnahmen zu schützen. Wer einmal verstanden hat, dass man sich umso angreifbarer macht je mehr man von sich im Netz verfügbar macht, der kann sich selbst schützen.

Es gibt unendlich viele Teilbereiche unseres Lebens in denen wir ganz unbewusst unsere Freiheit Stück für Stück aufgeben. Vielen fällt es schwer zu begreifen, dass der Ruf nach mehr Staat auch mehr Staat bringt, aber meist nur negative Aspekte. Das bedeutet z.B. mehr Kontrolle, mehr Regulierung, mehr Überwachung. Jeder Mensch ist in der Lage unabhängig und frei zu leben. Doch dazu bedarf es einer Politik - einer "Ich-Politik". Und diese Politik muss vernünftig, klug und nachhaltig sein. Egal in welchem Lebensbereich: Wer mehr Staat und mehr Regulierung fordert wird mehr Zwang ernten. Dafür sind in erster Linie wir selbst verantwortlich und keine Politiker, Konzerne, Lobbyisten, Medien und die üblichen Verdächtigen. Wäre es nicht schön, wenn wir wieder selbst Verantwortung übernehmen? Ist es nicht fahrlässig immer nur anderen die Schuld zu geben, anstatt vor der eigenen Türe zu kehren?

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Alexander Knapp

Alexander Knapp bewertete diesen Eintrag 16.12.2015 19:00:54

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