81.Geburtstag von Roland Baader

Text von Roland Baader geb. am 14.Februar 1940 gest. am 8. Januar 2012

Mein Traum

Damit wir uns schneller und besser kennenlernen, will ich dem Leser meinen Wunschtraum vorstellen :

Ich träume von einem vollbesetzten Bundestag ( wohl nur bei Abstimmung über Diätenerhöhung möglich ). Plötzlich erhebt sich einer der Abgeordneten, allen anderen als aufrechtes Mannsbild bekannt, und tritt ans Mikrophon.

Lange schaut er schweigend ins Hohe Haus, bis gespannte Stille eingetreten ist.

Dann sagt er:

Meine Damen und Herren: Ich bin ein glühender Anhänger des demokratischen Rechtsstaats; ich bekenne mich zur freiheitlichen, individualistischen und christlichen Kultur, Tradition und Zivilisation des Abendlandes und der freien westlichen Welt.

Und genau aus diesem ernsten Grund sage ich allen hier versammelten Volksvertretern, allen Parteien, Politikern und Regierungsmitgliedern: Ich brauche eure Subventionen und Transferzahlungen nicht, ich will nicht euer Kinder-, Mutterschafts – und Sterbegeld, nicht eure tausend Almosen und milden Gaben, die ihr mir vorher aus der Tasche gezogen habt – und mir und meinen Kindern noch in fünfzig Jahren aus der Tasche ziehen werdet.

Ich brauche keine subventionierte Butter, kein Quoten Rindfleisch und keine preis-garantierte Milch, keine EU-genormten Planwirtschaftserben und keine ministergelisteten Medikamente, ich brauche keinen Schwerbeschädigtenausweis für meine Plattfüße und keinen Almosen – Freibetrag für meine pflegebedürftige Großmutter. Auch keine Kilometerpauschale und keinen Kantinen – Essensbon über eine Mark dreißig.

All eure Walfang – Pfennige und Scheine könnt ihr euch an den Hut stecken.

Aber : Lasst mich dafür auch in Frieden. Ich bin nicht euer Buchhalter, Statistiker und Belegsammler, der die Hälfte seine Lebenszeit damit zubringt, eure Schnüffelbürokratie zu befriedigen, der von einem Paragraphenknäuel zum anderen taumelt und sich wie eine gehetzte Ratte durch alle Kanalwindungen eurer kranken Steuergehirne windet.

Schickt euer Millionenheer von Faulärschen und parasitären Umverteilern nach Hause, eure Vor – und Nachdenker moderner Wegelagerei und Strauchdiebkunst, eure Battaillone von Steuerfilzproduzenten, Labyrinth – Pfadfindern und Paragraphen – Desperados, eure Funktionärsbrigaden von Verordnungs-–Guerillos und Stempelfuchsern, all die nutzlosen Formularzähler und Arbeitsverhinderungsfürsten. Lasst mich einen festen, eindeutigen und ein für allemal fixierten Steuersatz zahlen, und bezahlt damit angemessene Verteidigungsarmee und ein verlässliches Rechtswesen, aber haltet euch ansonsten heraus aus meinem Leben.

Dies ist mein Leben, ich habe nur eins, und dieses eine soll mir gehören. Ich bin niemandes Sklave, niemandes Kriecher und niemandes Liebesdiener. Ich bin ein freier Mann, der für sein Schicksal selbst und allein verantwortlich ist, der sich in die Gesellschaft einfügt und die Rechte anderer genauso respektiert wie er seinen eigenen Pflichten nachkommt, der aber keine selbsternannten Ammen und scheinheiligen Guten Onkels, keine ausbeuterischen Wohltäter und von mir bezahlten Paradiesverkäufer braucht. Was ich brauche, das sind: Freunde, Familie und rechtschaffener Christenmenschen, die in guten und in schlechten Zeiten; und ich bin Freund, Familienmitglied und Christ, auch dann, wenn es anderen schlecht geht; aber dazu brauche ich keine Funktionäre und Schmarotzer, keine bezahlte Schergen und staatsversorgten Wohltätern. Dazu brauche ich nur die mir Nahestehenden und den Herrgott. Hier stehe ich, Gott helfe mir! Ich kann nicht anders!“

Und damit wir uns noch besser kennenlernen, will ich auch gleich meinen Alptraum offenlegen:

Reginald Rudolf, Chefredakteur des Medien – Informationsdienstes „rundy hat eine wenig erfreuliche Perspektive zu dem, was nach der Wiedervereinigung vonseiten der deutschen Bewusstseinsindustrie über das Publikum hereinbrechen wird:

„ Die PDS kann vom 3. Oktober 1990 an, also von dem Tag an, da sie in Bonn einzieht, auf 5000 feste und freie Mitarbeiter in den Medien drüben sowie auf eine stille Reserve von rund 200 Mitarbeiter in den Medien im westlichen Teil Deutschlands zurückgreifen – dazu eine schwer zu schätzenden Zahl von offenen und verdeckten Sympathisanten, die die DDR immer besser und Bonn in Grunde zum Kotzen fanden. (….) Ideologisch dillentierende Hofdichter wie Günter Grass, der am liebsten einen Staat eigens für sich geschaffen sehen würde, haben ihre kostenlose Hilfe für Gysi & Co. bereits ebenso signalisierte, wie die hochdrehende Zeitgeist – Journaille (…..) .

Hauptziel der PDS – Medienpolitik wird es sein, die „intellektuelle Auseinandersetzung mit dem Sozialismus! - O-Ton Gysi – von neuem zu beginnen und zu forcieren. All diese Auseinandersetzungen über den Sozialismus werden neben der schon jetzt rege ventilierten Legende von der kulturellen DDR Idylle damit beginnen, die Ladenhüter der linken Denke erneut anzubieten, als da sind: Verstaatlichung in der soften Form von Teilverstaatlichung, Investitionslenkung, allumfassende staatliche Wohlfahrtssysteme, Überwucherung privater Initiative durch staatliche Regulierungen – während zeitgleich der Spätkapitalismus als ein sozial verkommenes und festgefahrenes Profitsystem denunziert wird (…..)

Die neu formierte Medien linke aus ost – und westdeutschen Ideologieeiferern wird alles versuchen, diese Republik zu demontieren und zu denunzieren.“

(Meldung Nr. 13 der „Vertraulichen Mitteilungen“ von 25.9.1990

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