Thüringen kannte ich bisher vor allem aus dem ICE. Auf der Fahrt von München nach Berlin fuhr ich durch Thüringen und freute mich auf die Hänge entlang des Saaletales. Mußte ich von Leipzig nach Fulda, ging es wieder durch Thüringen und wenn ich Glück hatte, sah ich bei Eisenach ganz kurz die Wartburg. Aber was kann man sehen, wenn man mal ein paar Tage in Thüringen bleibt?

Ich begann meine Reise in Jena. Eine Stadt, die ich zuvor nur mit dem ca. 160 m hohen JenTower in Verbindung brachte, von dem man einen schönen Blick auf die Landschaft rund um Jena genießen kann. Nach meinen 24h in Jena hatte ich aber nicht nur viel schöne Landschaft gesehen, sondern auch einiges über Friedrich Schiller und die Frühromantiker erfahren. Wer Weimar schon kennt, sollte sich vielleicht auf Schillers Spuren in Jena heften und sich dessen Sommerhaus samt Schreibstube in einem turmähnlichen Gebäude ansehen. Interessant auch eine Interpretation von Goethes Erlkönig in einem besonders nebeligen Teil der Aulandschaft an der Saale.

Die Stadtführung in Jena war für mich recht speziell, da sich mehrere Stadtführer abwechselten und den Besucher mit Hilfe von ständig anderer Bekleidung auf eine Zeitreise mitnahmen. Während mich der Anfang noch etwas langweilte, wurde es zum Ende ganz spannend als der „Stadtbilderklärer“ auftauchte und auch über das Jena in der Zeit der DDR erzählte.

Von Jena ging es dann über die Leuchtenburg nach Weimar. In der Stadt Weimar spazierte ich längere Zeit auf den Spuren von Goethe und Schiller, blieb dann aber doch beim Bauhaus und der Amalienbibliothek hängen. m Erdgeschoss der 2004 abgebrannten Bibliothek sah ich mir eine faszinierende Ausstellung über die Rettungsmaßnahmen für die vom Brand zerstörten Bücher an. Schon bemerkenswert, was die Restauratoren noch alles aus so einem Stück angesengten Papier machen können.

Linktipp: Anna-Amalia-Bibliothek

In der Bauhaus Universität nutzte ich die Chance die gerade stattfindende Jahresausstellung mit den Werken der Studenten zu besichtigen. Eine schöne Möglichkeit sich recht frei durch die großen Ateliers und den berühmten Stiegenhäusern der Universität zu bewegen. Besonders spannend fand ich dabei eine gewisse Emsigkeit, die ich an verschiedenen Ecken und Enden der Universität wahrnahm. Überall saßen Teams von StudentInnen zusammen und werkten an ihren Ausstellungsstücken. Eine gute Ergänzung zu so einem Rundgang bietet übrigens das Bauhaus Museum in der Mitte der Stadt.

Linktipp: Bauhaus-Museum Weimar

Weimar war dann auch mein Einstiegspunkt für eine Fahrt auf einer Teilstrecke des  Ilmtal-Radwanderwegs. Dieser kann mit E-Bikes bequem abgefahren werden. Neben Naturschönheiten können hier auch architektonische Highlights genossen werden. Zum Beispiel das Renaissanceschloss Kromsdorf mit einem Garten, dessen Mauern von 64 Sandsteinbüsten historischer und exotischer Persönlichkeiten verziert ist. Bei Eberstedt eine weitere Überraschung: Eine historische Mühle mit angeschlossenere Ferienhausanlage, die aus einer Reihe von auf einem Teich schwimmenden Häusern besteht.

Linktipp: Ilmtal-Radweg

Linktipp: Historische Mühle Eberstedt

In der Hauptstadt Erfurt angekommen, faszinierte mich spontan die Mischung aus mittelalterlicher Architektur, Wohlstandsgemäuer im Stil der Renaissance und nach den Zerstörungen des zweiten Weltkrieges entstandener verdichteter Flachbau.

An meinen Abenden in Erfurt wanderte ich bis spät in die Nacht durch die Straßen um mir all diese Gebäude anzusehen und deren Geschichten nachzuschlagen. Luther hatte hier studiert, eine Brücke ist mit nicht weniger als 32 Häusern beschwert (die berühmte Krämerbrücke), in einem der verwinkelten VierteI befindet sich eine 900 Jahre alte Synagoge, deren Mauern bis unter das Dach noch weitgehend erhalten sind.

Die Vielzahl an bemerkenswerten jüdischen Bauten in Erfurt sind auch der Grund, dass sich die Stadt um die Eintragung in die Liste des UNESCO Welterbes bemüht und sollten vielleicht auch für den Besucher ein Grund sein, sich diesem Aspekt besonders zu widmen.

Linktipp: Jüdisches Leben in Erfurt

Für die ganz Jungen und Junggebliebenen unter uns gibt es noch eine witzige Eigenart in Erfurt. Die Stadt ist der Sitz des Kinderkanals KiKA. Das scheint auch der Grund dafür zu sein, dass man an einigen Stellen in der Stadt den Figuren aus bekannten Kindersendungen begegnen kann.

Da kann man zum Beispiel Bernd das Brot kennen lernen, sich zum Sandmännchen auf eine Sitzbank setzen oder sich mal mit der Maus (Die Sendung mit der Maus) beim angeregten Dialog abbilden lassen. Ein Riesenspaß für die Kinder, aber genau genommen, auch für mich. Die Sendung mit der Maus hat doch wohl jeder von uns in angenehmer Erinnerung?

Ein bisschen Gänsehaut vermittelte mir dann die Aufführung des „Freischütz“ (Eine Oper von Carl Maria von Weber) auf den Domstufen von Erfurt. Vor der Kulissen des mächtigen Mariendoms und der St. Severi Kirche bot sich ein gar teuflisches Schauspiel in der schon mal der Geist einer Frau quer über die Platz schwebte und einen schaurigen Schatten auf die alten Kirchenmauern warf.

Linktipp: Domstufen-Festspiele in Erfurt

Auf der Fahrt zu einer der bekanntesten Wanderrouten in Thüringen, dem Rennsteig, komme ich an einen bezaubernden Ort der weihnachtlichen Art vorbei: In Lauscha haben sich Dutzende von Mittel- und Kleinbetrieben der Herstellung von Christbaumschmuck verschrieben. Im Betrieb der Farbglashütte nahm ich an einen Kurs für das formvollendete Schmücken des Weihnachtsbaumes teil.

Dabei erfuhr ich so überraschende Dinge, dass es in den USA auch so etwas wie eine grüne Weihnachtsgurke gibt, die im Baum versteckt wird. Neben diesem Kuriosum gab es aber auch eine anschauliche Erläuterung wie man händische hergestellte Christbaumkugeln von maschinell angefertigten Stücken unterscheiden kann.

Linktipp: Farbglashütte Lauscha

Soviel Theorie macht Hunger. Die Thüringer Küche ist vor allem für die Rostbratwürste bekannt, aber sie besteht natürlich nicht nur aus diesen. Bemerkenswert finde ich besonders die Thüringer Klöße, die ich einer kräftigen Portion Rinderroulade probierte. Den ebenfalls sehr beliebten Blechkuchen lernte ich auf der Leuchtenburg kennen, die neben der dort errichteten Porzellanwelten auch für ihre besonders großen Blechkuchen bekannt ist.

Stichwort Leuchtenburg: Die Bespielung von Burgen erstreckt sich oft nur auf Burgschenke, Folterkammer, Ritterspiele und Greifvogelschauen. Nicht so auf der Leutenburg bei Jena. Hier wurde eine phantastische Erlebniswelt rund um das Thema Porzellan errichtet, die sowohl bezaubernd, als auch informierend wirkt.

Linktipp: Die Leuchtenburg und ihre Porzellanwelten

Auf der Leuchtenburg gibt es auch die Möglichkeit sich einen Wunsch auf einen Porzellanteller zu schreiben und diesen anschließend in die Tiefe fallen zu lassen. Angeblich geht auf diese Art und Weise der Wunsch in Erfüllung. Auf meinem Teller stand übrigens das Wort FLOW. Mal sehen, ob die Wunschfee damit was anfangen konnte…

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