Menschen haben kein dickes Fell und keine scharfen Klauen. Was wir haben ist ein mächtiges Gehirn und wir nutzen dieses Gehirn vorwiegend um uns Dinge vorzustellen.

Bevor es etwa den Speer gab, stellte sich einer unserer Vorfahren vor wie es wäre, wenn er einen längeren Arm hätte, einen Arm der so lang wäre, dass ihn seine Beute nicht mehr kratzen, beißen oder treten könnte. Und beim Überlegen kam er auf die Idee seinen Faustkeil an einen Stock zu binden.

Wir Menschen sind unheimlich gut darin uns in Phantasiewelten zurecht zu finden und in dieser Phantasiewelt Dinge zu lernen die realen Nutzen stiften können. Wir können uns vorstellen zu fliegen, zu zaubern oder im Weltall herumzufliegen.

Wir können das nicht nur gut, wir haben üblicherweise sogar ausgesprochen viel Freude an so etwas, vor allem daran Probleme zu lösen. Auch wenn es nur Phantasieprobleme sind.

Seit etwa 20 Jahren ist das Genre des „Survivalspiels“ ein Dauerrenner. Besonders bekannt ist hierbei Minecraft. Es ist mit Sicherheit nicht das beste Spiel in dem Bereich, aber es ist wohl eben das bekannteste.

Das Spielprinzip aller Survivalspiele ist dabei im Grunde gleich: man startet mit Nichts, hat aber das Potential mit seinen eigenen Händen alles Mögliche zu bauen, wenn man denn die nötigen Ressourcen an der Hand hat.

Der Spieler startet also üblicherweise bitter arm und in akuter Lebensgefahr. Die einzige Möglichkeit zu überleben ist sich Nahrung, Unterschlupf und so weiter zu erarbeiten. Der Kampf ums Überleben ist meistens recht bald gemeistert. Es dauert in den meisten dieser Spiele knapp eine Stunde um „über den Berg“ zu sein. Nach dieser Stunde hat man genügend vom Notwendigsten um zu überleben, aber Überleben alleine ist eben nicht genug. Im nächsten Schritt versucht man sich das Leben bequemer zu machen. Der Spieler beginnt hier Abläufe effizienter zu gestalten, zu automatisieren und so weiter. Ressourcen werden rascher gesammelt, effizienter verarbeitet und die Verteidigung automatisiert.

Der Spieler macht es sich nun gemütlich und baut aus dem notdürftigen Unterstand ein Haus. Aus dem Haus wird eine Villa und dann ein Palast. Nicht weil es notwendig ist, sondern weil man es kann. Der zuerst bitterarme Spieler hat sich, durch eigene Kraft und Kreativität, reich gemacht.

Und hier beginnt das Spiel dann langweilig zu werden.

Die Welt ist zwar noch immer gefährlich, aber im eigenen kleinen Bereich ist eben alles sicher.

Das Spiel schafft es damit an einem Nachmittag zu vermitteln wie es ist arm und wie es ist reich zu sein. Wesentlich ist dabei der Punkt an dem der Spieler nicht mehr wirklich darüber nachdenkt wie er noch mehr Ressourcen bekommen kann. Irgendwann hat man genügend, das ist aber natürlich kein Grund seine Einnahmequellen abzudrehen. Sie auszubauen ist aber auch nicht mehr attraktiv.

Was Spieler dann üblicherweise tun kann im Großen und Ganzen mit zwei Worten zusammengefasst werden: dekadente Verschwendung.

Man baut Dinge die man bauen möchte, die aber nicht notwendig sind. Ein wunderbares Beispiel ist das Spiel „Colony survival“ in dem der Spieler Bürger anlockt die dann die Ressourcen heranschaffen und die Monster bekämpfen. Macht man am Anfang noch alles, so ist man im Endgame derjenige dem alles gehört und der nichts mehr tun muss.

Dieser Überfluss führt dann dazu, dass man mit den hart erarbeiten Ressourcen seiner simulierten Bürger, die weiterhin schuften müssen, Dinge baut die keiner braucht. Das Spiel endet üblicherweise, wenn es nichts mehr zu erreichen gibt. Der Spieler dreht einfach ab. Im eigenen Wohlstand zu schwelgen ist schlicht und ergreifend nicht so erfüllend wie die Zeit in der man etwas aufgebaut hat, dennoch ist der Sprung in den Neuanfang nur über eine erhebliche Hemmschwelle möglich.

Was Menschen statt dessen tun ist die Welt immer mehr zu etwas umzubauen das ihnen gefällt. Das endet fast immer in Absurdität.

Nach meiner Erfahrung verhalten sich Menschen die deutlich mehr haben als sie brauchen genau so. Zuerst macht man es sich bequem, dann kauft man Zeug zum angeben und irgendwann beginnt man Geld für Dinge auszugeben die absurd sind. Michael Jackson plante 1995 einen UFO Landeplatz, Elon Musk schoss ein Auto ins All und ein Haufen Milliardäre finanzieren politische Gruppen aus genau dem gleichen Grund:

Langweile, Eitelkeit, Überheblichkeit, Dekadenz.

Und nichts ist menschlicher. Das gilt es zu verstehen. Wenn ein Superreicher eine NGO unterstützt die völlig absurde Ziele hat dann steckt dahinter oftmals kein Masterplan, keine Verschwörung, keine Strategie um noch reicher zu werden und manchmal noch nicht Mal das Streben nach Macht sondern oftmals nur blanke gnadenlose, quälende Langeweile.

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