Als Psychopathen verstehen wir eine Person mit weitgehendem oder völligen Fehlen von Empathie, sozialer Verantwortung und Gewissen (Handbuch der Antisozialen Persönlichkeitsstörung). Ein Psychopath mag auf intellektueller Ebene verstehen warum jemand weint aber er fühlt dabei nicht. Das macht diese Menschengruppe, die etwa 1% der Bevölkerung ausmacht, nicht per se gefährlich.

Die Berufsgruppe der Chirurgen etwa hat einen sehr hohen Anteil an Psychopathen. Und das ist gut so. Ein Psychopath kann extrem knifflige Entscheidungen rational und methodisch treffen wo „normale“ Menschen aufgrund von Emotionen gebremst werden. Was hilft wenn man in den Eingeweiden von Menschen herumschneidet.

Psychopathen verstehen wie ihre Mitmenschen ticken und sie können Gefühle (intelektuell) nachvollziehen, Handlungen die mit Gefühlen in Zusammenhang stehen einschätzen und sie können oftmals Mitgefühl und Empathie immitieren. Die meisten Psychopathen sind recht gut in die Gesellschaft integriert und keiner würde sie als solche identifizieren.

Um hier nochmal kurz zusammenzufassen: Psychopathen können nicht mitfühlen was jemand fühlt aber sie können verstehen „was im anderen vorgeht“.

Jeder von uns hat ein Weltbild und dieses Weltbild ist nicht für jeden gleich. Nicht jeder von uns würde die Berufsgruppen: Hirte, Bauer, Prostituierter, Politiker, Metzger, Tofobauer und Soldat, wenn wir dazu aufgefordert werden sie nach Unverzichtbarkeit zu sortieren, zur gleichen Reihenfolge kommen.

Die Reihenfolge die wir produzieren spiegelt unser Weltbild.

Menschen deren Weltbilder sehr ähnlich sind kommen besser miteinander zurecht als Menschen mit diametral unterschiedlichen Weltbildern. Jemand der etwa den Politiker ganz oben einreiht wird sich mit jemandem schwer tun der ihn ganz unten positioniert.

Diese unterschiedlichen Weltbilder sind ein Fakt, aber für viele schwer zu verstehen. Kürzlich tauchte in einer Debatte hier auf Fisch und Fleisch der Einwurf auf, dass Empathie und Verständnis das Gleiche seien und ich denke in der Aussage steckt eine interessante Frage: Wie würden wir eine Person nennen die Empathie, Gewissen und ein Gefühl für soziale Verantwortung hat aber absolut unfähig ist Weltbilder die von ihrem abweichen zu verstehen? Wie nennen wir das Gegenteil von Psychopathen?

Google wirft als „Gegenteil von Psychopathen“ den „Normopathen“ aus aber das trifft nicht was ich meine, eventuell fehlen mir die korrekten Begrifflichkeiten.

Was ich meine ist jemand der kein Problem hat sich in andere hineinzuversetzen, wenn es um Gefühle geht aber dessen Fähigkeit Denkprozesse nachzuvollziehen die mit dem eigenen Weltbild nicht kompatibel sind weitgehend oder zur Gänze fehlen.

Eine Antwort die ich dazu erhalten habe war, dass das schlicht völlig egal ist, weil wenn es wichtig wäre, hätten wir ein Wort für so jemanden, halte ich für etwas zu trivial.

Ich vermute im Gegensatz, dass Menschen die sich mit diesen Fragen beschäftigen tendenziell zu diesem Muster neigen und entsprechend dieses geistige Setup als „normal“ verstehen.

Sprich ich spekuliere, dass die Gruppe der Soziologen und Psychologen unheimlich viele von diesen umgekehrten Psychopathen beinhaltet und dieses Setup als normal und gesund empfindet.

Ich kann die Frage also nicht beantworten aber ich denke die Frage ist grundsätzlich interessant. Wenn jemand Literatur zu dem Thema hat wäre ich interessiert.

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