Rudolf Edlinger (*1940 +2021), Finanzminister für die SPÖ in den späten 90iger Jahren, sagte in seiner Amtszeit, dass er eher seinen Hund auf die Wurst aufpassen lassen würde, eher er die Staatsfinanzen der ÖVP übergeben würde. Meine sozialistischen Freunde wiederholten unter lautem Grölen diese Aussage sehr gern. Noch heute. Die Aussage erinnerte mich schon damals an etwas das mein Großvater gesagt hat: „Blöde haben‘s gern warm“ und das hat eben einen einfachen Grund: beides ist kein echtes Argument.

In der Welt der Rhetorik gibt es sogenannte „logische Fehlschlüsse“ etwa das „ad hominem“ hierbei argumentiert man nicht gegen eine Sache, sondern gegen den der sie vertritt „Hans glaubt ja auch an die flache Erde, wie kannst du ihm glauben, dass 1+1=2 ist?!

Oder der Apell zur Autorität „Hans ist Minister für Finanzen, wie kannst du ihm nicht glauben, dass 3+3=1 ist?!

In den oben bezeichneten Fällen wird wenigstens versucht ein Argument zu bauen. Es ist logisch falsch aber es klingt zumindest für ein paar Leute, für einige Zeit, einleuchtend. Im Zitat von Edlinger steckte aber noch nicht einmal so ein Versuch. Er verbalisierte einfach das was er sich dachte und enttarnte damit, dass er eben nicht wirklich viel nachgedacht hat bevor er gesagt hat was er gesagt hat.

Damit wollen wir aber aufhören den alten Mann vorzuführen, denn am Ende des Tages ist er ja nicht alleine. Im Gegenteil. Der größte Teil der Politik tümpelt genau auf diesem Niveau herum.

Und nicht nur die Politik. Wie oben erwähnt war die Argumentation den Thermostat nicht auf über 18°C zu stellen, seitens meines Großvaters, eben stets dass „Blöde es gern warm hätten“. Wenn meine Kinder sich am Thermostat (das im Winter auf 21°C steht) zu schaffen machen sage ich ihnen hingegen, dass es klüger wäre sie würden sich erst mal Socken anziehen, das wäre besser für das Haushaltsbudget und Umwelt. Ich bringe, im Gegensatz zu meinem Großvater, ein Argument vor und bin offen für Kritik.

Es ist meine feste Überzeugung, dass jede Handlung die Konsequenz einer Überlegung sein sollte. Wenn man nicht weiß was man tut, macht man meistens Unsinn.

Es ist aber meine Beobachtung, dass das eben in den meisten Fällen nicht der Fall ist. Menschen denken nicht nach bevor sie etwas tun, sondern tun oftmals etwas und rationalisieren es dann hinterher. Man entscheidet aus dem Bauch und findet dann Gründe dafür, dass man getan hat was man getan hat.

,Wenn die Sache die man getan hat aber völlig unsinnig ist, dann sind auch die Gründe die man sich zusammenreimt eben eher absurd, oder wie in den Fällen am Anfang aufgezeigt, verwirft man das Konzept der Rationalität vollständig und wendet sich dem Slogan zu.

Und diese Masche zieht. Die Werbekampagnen der FPÖ kommen etwa seit Jahrzehnten ohne Argument aus, der Schüttelreim reicht scheinbar und anderswo ist der Tümpel nicht weniger seicht.

Das Resultat ist die rezente Politik, eine Politik der Slogans.

Kaum an einem anderen Fall wurde das sichtbarer als bei Trump. Fragte man seine Anhänger was ihnen an ihm gefallen würde oder seine Kritiker was sie ablehnen würden hörte man kaum etwas über politische Argumente, Maßnahmen, Politiken, Beschlüsse, Verhandlungen oder Pläne. Alles dreht sich darum was er für ein Kerl sei, kaum jemand wollte über seine Politik reden.

Politik ist vollends zu einem makabren Pseudoschönheitswettbewerb verkommen: Es zählt der Eindruck, es zählt das Richtige zum richtigen Zeitpunkt zu sagen, alles was zählt ist pure Oberflächlichkeit.

Aber war das je anders und kann es jemals anders sein? Hat der durchschnittliche Bürger die Zeit, Energie und Kapazitäten sich mit Politik ernsthaft auseinanderzusetzen? Vermutlich nicht. Aber Slogans vergleichen kann er.

Verfechter eines starken Staates, eines Staates der viele Entscheidungen für uns trifft, argumentieren das mit der Unfähigkeit der Bürger für sich selber zu sorgen. Das Problem an diesem Argument ist dass diese Menschen die unfähig sind ihr Leben zu ordnen dann, auf der Basis von Slogans, entscheiden wer unser aller Leben ordnen wird und das Resultat sind Menschen an den Hebeln der Macht die genauso, wenn nicht noch unfähiger sind als die Menschen die angeblich Führung brauchen.

Wir haben Menschen an den Hebeln der Macht deren Handlungen nicht auf Überlegungen basieren und diese, völlig unfähigen Personen, haben die Macht über Menschen zu bestimmen die ihr eigenes Leben sehr wohl selber im Griff hätten, wenn man sie denn lassen würde.

Das ist keine tragbare Situation.

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Matt Elger

Matt Elger bewertete diesen Eintrag 25.11.2021 00:11:25

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