Mr T, bekannt aus Film und Fernsehen, ist eine skurrile Persönlichkeit. Einer seiner Markenzeichen sind die Goldketten im Gegenwert von mehreren zehntausend Dollar um seinen Hals. Als man ihn fragte warum er sie trug gab er eine Referenz zum Sklavendasein seiner Vorfahren, diese trugen Eisenketten, er trägt nun Ketten aus Gold, denn er sei noch immer ein Sklave des weißen Mannes, denn er würde noch immer tun was der weiße Mann von ihm verlangt aber nun müsse der weiße Mann ihm viel Geld dafür geben.

Der Gedankengang ist hierbei richtig und falsch gleichzeitig.

Zuerst gilt es die Natur der Sklaverei zu verstehen und hierzu müssen wir einen Schritt zurück machen. Jede Kultur kennt das Prinzip der Sklaverei und praktisch jede wandte das Prinzip an, sofern sich die Möglichkeit dazu ergab.

Dabei ergaben sich aber viele unterschiedliche Formen, der Deutsche versklavte anders als der Römer, dieser anders als der Azteke und dieser anders als der Perser. Die Definition des Begriffes muss aber auf alle zutreffen, sonst ist sie ungeeignet als Definition.

Textbuchdefinitionen im Westen pochen etwa darauf dass Sklaverei nur vorliegt wenn der Herr den Sklaven kaufen und verkaufen kann. Dies steht aber im Widerspruch mit der Praxis von „Sklaven der Gesellschaft“. In dieser Praxis werden üblicherweise Verbrecher damit bestraft der Gesellschaft zu dienen. Niemand hat aber das Recht sie zu verkaufen. Die westliche Definition ist erschreckend stark darauf bedacht nur die westliche Form der Sklaverei zu beschreiben.

Eine griffigere Definition würde Sklaverei als einen Zustand beschreiben in dem eine Person zu einem gegeben Zeitpunkt nicht Herr seiner eigenen Entscheidungen ist, kein Anrecht auf die Früchte seiner Arbeit hat, seine Lebensverhältnisse nicht verhandeln kann und einer Autorität unterworfen ist die Rechte besitzt die er nicht besitzt. Im Gegenzug obliegt es der Autorität für relative Sicherheit zu sorgen sowie das lebenswichtige Bestandteile für den Sklaven zur Verfügung zu stellen, etwa Nahrung, Obdach und Kleidung.

Das Sklavendasein hat also auch einen bedeutenden Vorteil: man badet die Konsequenzen der eigenen Fehler mitunter nicht voll aus. Der Sklave hat etwa nicht die Möglichkeit sich dazu zu entscheiden statt Baumwolle zu pflücken Kunstgeschichte zu studieren und dann arbeitslos zu sein.

Er kann sich auch nicht entscheiden sein Geld für Drogen auszugeben.

Das Leben ist völlig fremdbestimmt.

Bestimmt von einer Person, oder Personengruppe, die üblicherweise ein direktes Interesse an der körperlichen Gesundheit des Sklaven hat. Ein kranker Sklaven erwirtschaftet weniger. Dies gilt natürlich nur in einem rationalen Setup. Benutzt man Sklaverei um ein Volk durch Arbeit zu töten, wie es etwa die Nationalsozialisten taten, gilt diese Prämisse natürlich nicht.

Ein rationaler Akteur wird seinen Sklaven (körperlich) so gesund wie möglich halten. Geistig wird er aber versuchen ihn zu brechen. Er wird dem Sklaven einen Gefühl von Minderwertigkeit einprügeln und darauf pochen dass er als freier Mann ohnehin nicht bestehen würde. Viele Sklaven werden das glauben. Besonders loyale Sklaven erhalten dann üblicherweise erhöhte Positionen. Gefolgsamkeit und Unterwerfung wird belohnt, Rebellion und Freiheitswunsch werden bestraft.

Der ideale Sklave ist also ein Sklave der nicht frei sein möchte. So einen Sklaven muss man nicht einfangen, denn er flüchtet nicht.

Die geschickteste Form der Sklaverei ist die Form des Teilzeitsklaven. Eine Person sein Leben lang zu versklaven bedeutet Ausbruch zu provozieren. In der Antike umschiffte man dieses Problem indem man Freiheit versprach und dieses Versprechen auch hielt. Im Idealfall in etwa dann wenn die Kosten des Sklaven höher waren als was er einbrachte.

So erschlug man zwei Fliegen mit einem Hieb. Diese Taktik ist aber einfach zu durchschauen und wurde Schrittweise durch eine alternative Form abgelöst: die Besteuerung. Menschen gaben nun einen Teil ihrer Arbeit in abstrakter Form ab: Geld. Jedes Jahr ein Monat für einen Herren Sklave sein zu müssen mag für die Mehrzahl der Menschen inakzeptabel sein aber alle Früchte von einem Monat Arbeit an den selben Herren abzuliefern ist recht tolerierbar. Faktisch handelt es sich aber um die gleiche Sache, der Herr verspricht sogar Gegenleistungen. Meistens in der Form von Schutz, Ordnung und so weiter.

In der heutigen Zeit haben Menschen absolut kein Problem damit 80% ihrer Arbeit in Form von Geld an den Staat abzutreten. Man muss hier bedenken dass das Bruttogehalt plus Lohnnebenkosten(!) das Geld ist das uns zusteht. Davon sehen wir aber nur ein Drittel, eventuell die Hälfte. Egal wie wir das bisschen Geld dann ausgeben zahlen wir wieder Mehr an den Herren, gefolgt von Abgaben, Zöllen und so weiter und so fort. Bleiben tun uns dabei 20%. Manchen die Hälfte.

Wir haben die Sklaverei abgeschafft?

Nicht wirklich.

Die Sklaverei wurde nur geschickt getarnt.

Und hier ist die Krux an der Sache: der überwiegende Teil der Bevölkerung will mehr davon.

Selbstbestimmung wird als gefährlich verstanden. Menschen wie ich, die an Drapetomania (dem Wunsch eines Sklaven frei zu sein) leiden, sind in der absoluten Minderheit. Einen Ausweg gibt es ohnehin nicht und unseren Herren sind für uns völlig unsichtbar. Wir haben keine Ahnung wer sie sind.

Was bleibt außer Akzeptanz?

Sklaverei ist scheinbar ein Teil unserer Natur. Wir können nicht ohne Sklaverei existieren und ein wesentlicher Teil der Bevölkerung hat scheinbar sogar eine gewisse Vorliebe für diese Existenz.

Mr T hatte also recht. Er ist ein Sklave. Wo er sich irrte ist die Sache mit der Hautfarbe, denn es scheint so als ob der weiße Mann seine Ketten, im Gegensatz zu den Vorfahren von Mr T, nicht versucht zu zerbrechen.

"Men bid on women at the slave market at Delos" https://spartacusandtheslaverevolt.weebly.com/slavery-in-rome.html

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