Probleme aufzuzeigen ist wichtig, denn wenn man nicht sieht was das Problem ist, ist es unmöglich so ein unsichtbares Problem zu lösen. Das Aufzeigen ist aber nur ein früher Schritt, zwischen der Lösung des Problems und diesen frühen Schritten steht aber das finden einer Lösung, die Anwendung der Lösung, dem Evaluieren der Lösung und dem Minimieren der Nebenwirkungen.

Ein Beispiel: das Problem von Unterversorgung, Kindersterblichkeit und Armut lösten wir mit der Industrialisierung unserer Gesellschaft. Die dadurch entstandenen Nebenwirkungen wie Umweltverschmutzung oder die Sicht auf den Mitmensch nicht mehr als beseeltes Wesen sondern als Humanressource, führen zu aktuellen Problemen die sich lösen lassen würden indem wir wieder in eine Zeit zurück gehen in denen es keine Industrie gab. Kein HR Büro mehr, dafür halt wieder Kindersterblichkeit.

Problemlösung ist immer ein jonglieren von Problemen und jede neue Lösung bringt völlig neue Probleme mit sich. Problemlösung ist also wirklich schwierig und führt nie zu perfekten Resultaten.

Probleme aufzuzeigen hingegen ist sehr einfach.

Es braucht weder Mühe noch Hirn um darauf zu verweisen dass es ein Problem ist dass manche Menschen fies sind, wir Pflanzen essen die auch ein Recht auf Leben haben ( #Pflanzenleid ) oder es unfair ist dass der mittlere Osten der USA 80% aller Wirbelstürme besitzt ( #RechtaufWirbelsturm ).

Die meisten Probleme sind offensichtlich und im Grunde mit einem Satz zusammenzufassen: „Es ist nicht perfekt! Das muss doch bitte besser gehen!“

Menschen deren Leidenschaft es ist Probleme zu lösen werden darauf verweisen, dass der industrielle Kapitalismus weniger schlimm sei als Kindersterblichkeit. Menschen die aber lieber neue aufregende Probleme finden um sie aufzuzeigen ist „besser als“ nicht gut genug. Sie wollen nicht ein Problem durch eine Lösung plus einem weniger drastischen Problem lösen, sondern eine endgültige, perfekte Lösung haben die keine Nebenwirkungen hat. Verständlich, wer will das nicht?

Die Tragödie ist aber, dass es diese endgültige, perfekte, nebenwirkungsfreie Lösung eben nicht gibt und nie geben kann. Jede Lösung kommt mit Problemen und manchmal ist die Nebenwirkung schlimmer als das Problem. Und hier stoßen wir an die Krux der Sache, denn was schlimmer ist, ist eine subjektive Einschätzung.

Wenn etwa ein Medikament Krebs heilen würde, dafür aber Finnland unbewohnbar wird, werden Krebskranke die Lösung anders bewerten als die Finnen.

Ein realistisches Beispiel hierzu sind die sozialen Medien deren Nachteile eventuell die durch sie entstandenen Vorteile zerstört wurden.

Wichtig ist zu verstehen, dass es keine perfekten Lösungen gibt, sondern jede neue Lösung mit neuen, zuvor völlig unvorstellbaren, Problemen kommt.

Das bedeutet nicht, dass wir aufhören sollen Lösungen zu suchen. Es bedeutet aber zu akzeptieren, dass Entwicklung keine Einbahnstraße Richtung Paradies darstelle, sondern einen verwundenen Pfad voller Tücken und Sackgassen die, richtig navigiert, die Situation inkrementell verbessern kann, was aber eben nur bedeutet dass wir drastische Probleme durch weniger drastische Probleme ersetzen und manchmal Lösungen erfinden die schlimmer sind als das Problem.

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Petra vom Frankenwald

Petra vom Frankenwald bewertete diesen Eintrag 20.09.2022 20:55:42

A. M. Berger

A. M. Berger bewertete diesen Eintrag 20.09.2022 11:27:36

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