Statussymbole im Informationszeitalter

Sozialer Status ist den Menschen wichtig. Egal ob man das gut oder schlecht findet, wir alle tun es, wir alle streben nach Status und jeder Versuch das zu unterbinden, klassisch sei hier etwas die Schuluniform anzumerken, scheitern.

Menschen finden immer einen Weg ihren höheren Status zu zeigen.

Menschen mit tatsächlich hohem Status tun dies oft auf subtilere Art und Weise als jene die nur so tun als ob.

Ich lade daher kurz zu einem Gedankenexperiment ein.

Man stelle sich vor man würde einen Raum mit zwei Unbekannten betreten. Die Aufgabe wäre, als passiver Beobachter, herauszufinden wer den höheren sozialen Status hat. Angenommen beide Personen wären klassenneutral gekleidet (Krawatte vs. Blaumann) und würden soziolektfrei sprechen (Eloquenz vs. Wosisoida). Nun beginnen die beiden über Politik zu sprechen. Der einen würde nun sagen dass ihm GMOs Sorgen bereiten, das Weltklima gerettet werden muss und Grenzen fürchterlich seien, wohingegen der andere einwendet dass Ausländer ihm seinen Job wegnehmen wollen.

Bingo.

Problem gelöst.

Manche Ansichten verbinden wir mit höherem Status. Aber warum? Aus dem gleichen Grund warum wir Blaumänner mit Arbeitern und Krawatten mit ihren Chefs in Verbindung bringen, diese Dinge treten eben gemeinsam auf.

Macht das nun die Krawatte zu einem grundsätzlich überlegenen Kleidungsobjekt? Natürlich nicht.

Der Blaumann erfüllt einen Nutzen, wohingegen die Krawatte im Grunde nur eine recht unbequeme Angelegenheit ohne wirklichen Nutzen ist. Im Reich des Blaumannes stellt sie darüber hinaus oftmals sogar eine ernste Bedrohung für den Träger dar, etwas das uns Trägern durchaus klar ist. Es ist nicht nur nutzlos, es ist weniger als nützlich, man wäre ohne ihr als besser dran.

Statussymbole haben im Grunde eben genau das gemeinsam: sie sind haben ein fürchterliches Preis Leistungsverhältnis. Sie können, für das was sie kosten, einfach zu wenig. Je schlechter dieses Preisleistungsverhältnis wird, desto geeigneter sind sie als Prestigeobjekt. Im Idealfall kostet es viel, bringt nichts und ist zudem eine Last. Das gilt für Objekte wie auch Ansichten.

Ist das etwas Neues?

Natürlich nicht.

Würden wir das zuvor beschriebene Experiment im Mittelalter durchführen, hätten wir nur darauf warten müssen bis einer sich Sorgen über Wildschweine die die Äcker zerstören machen, wohingegen der andere sich über das Seelenheil der Menschen gesorgt hätte, da diese zu wenig Zeit und Geld in die Kirche investieren.

Diese Prestigemeinungen haben eines gemein: sie sind lösen keine realen Probleme, genauso wie die Rolex eben auch nicht besser die Zeit anzeigt als eine 5€ Uhr. Das wird Menschen aber nicht davon abhalten zu rationalisieren warum sie sich eine Uhr gekauft haben die sie sich im Grunde gar nicht leisten können.

Schenkt man diesen Menschen dann Glauben dann ist die Rolex der Grund warum sie niemals zu spät kommen, der BMW der Grund warum sie keinen Unfall haben und so weiter.

Die Oberschicht würde das nicht tun. Die wissen dass sie sich mit einem Statussymbol ein Statussymbol gekauft haben. Eine einfache Möglichkeit eine Person mit Reichtum zu identifizieren ist dass er seine Entscheidungen nicht rechtfertigt. Er hat seine Jacht nicht gekauft weil ihn das billiger kommt als eine zu mieten. Er wollte sie haben. Basta.

So vermittelt man Status. Sie machen auch nicht viel Wind darum. Viel Wind wird von der Möchtegernfraktion verbreitet, also Menschen die die Elite imitieren. Dieser Teil der Bevölkerung versucht nun die diversen prestigeträchtigen Ansichten zu rationalisieren. So etwa wird versucht warum man Homophobie an der Uni bekämpfen muss, der Zustand der Homosexuellen in Saudi Arabien aber relativiert wird. Das hat nichts mit Rationalität zu tun sondern damit zwei Highstatus Ansichten zu verteidigen, die sich blöderweise widersprechen.

Wie schon zuvor erwähnt dienen diese Ansichten ja nicht der Problemlösung sondern der Suggestion dass man die Zeit und das Geld hat sich mit Scheinproblemen zu befassen, sei das nun das Seelenheil der Bürger, oder Kriege in fernen Ländern.

Emotionen brechen dann durch wenn diese Personen keine Wertschätzung von ihren Mitbürgern für diese Prestigeobjekte bekommen, sei das nun ein BMW, eine Rolex oder Fotos vom Revolutions LARP. Hier geht der Möchtegern üblicherweise durch die Decke, weil ihm völlig bewusst ist wie teuer dieses Ding war das jetzt eben nicht das liefert was er sich erhofft hat.

Links sein vermittelte nun lange hohen Status, war es doch etwas das die Intelligenzija vertreten hat. Blöderweise hat die Realität die Meinung eingeholt und die völlige Unfähigkeit zur Problemlösung wird nun offensichtlich. Weder Gott noch Marx können reale Probleme lösen.

Das ist Aufgabe der Menschen.

Problemlöser steigen in diesen Zeiten im Prestige. In dem Moment in dem die Möchtegerns beginnen als Problemlöser gesehen zu werden bricht dann üblicherweise ein goldenes Zeitalter an.

Ich blicke daher positiv in die Zukunft. Die Zeit der nutzlosen Ideen vergeht. Für den Moment.

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Tourix

Tourix bewertete diesen Eintrag 26.09.2019 18:25:32

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