Vor einigen Jahren las ich eine Abhandlung zum Thema Sexrobotern und ich beginne mit der Schlussfolgerung des Autors: Es ist irgendwie traurig wie viel Geld, Genialität, Technologie und Hirnleistung wir in die Entwicklung von Mastrubationshilfen stecken anstatt Krankheiten zu heilen und ins Weltall zu fliegen. Ich stimme aus ganzem Herzen zu gebe aber zusätzlich zu bedenken dass der durchschnittliche Deutsche (angeblich) im Jahr rund 200 Euro für Dinge aus der Rubrik „Magie“ ausgibt, also Heilkristalle und Wunderheiler. Im Vergleich dazu erscheint die Sache schon wieder vernünftig.

Fakt ist dass Roboter die mit denen man Sex haben kann entwickelt und nachgefragt werden und das zu einer Verbesserung der ihnen grundlegenden Technologie führt. In anderen Worten: die Dinger sind da und werden besser und es ist unklar ob die Obergrenze der Qualität der Mensch ist. Manchmal ist der Fake ja besser als das Original.

Was meine ich damit? Vor wenigen Jahren las ich einen Artikel zu irgendeinem Himmelskörper und dachte mir dass das angehängte Bild nach einer sehr billigen Visualisierung aussah. Es war aber ein reales Bild des Himmelskörpers.

Langsam aber offensichtlich schlich sich in mir scheinbar eine falsche Vorstellung ein wie diverse Dinge auszusehen haben bis ich dann also vom Original enttäuscht war.

Könnte etwas Ähnliches einer Generation passieren für die Sexbots eine Normalität darstellen?

Ich denke „ja“ und das birgt ein erhebliches Gefahrenpotential für die Gesellschaft aber auch für die geistige Gesundheit des Einzelnen. Wir wissen dass Menschen mit Computern anders umgehen als mit Menschen und wir wissen dass diese Verhaltensmuster sich dann wieder auf das Verhalten gegenüber anderen Menschen niederschlagen.

Haushalte mit Kindern die Assistenten ala Siri, Alexa und dergleichen nutzen sind hierbei eine gute Möglichkeit diesen Einfluss zu untersuchen. Während Erwachsene diese Assistenten mit einer gewissen Professionalität nutzen neigen Kinder dazu diese Assistenten deutlich stärker als Personen wahrzunehmen und dann verbal zu misshandeln. Das ist dem Computer natürlich völlig egal (und Eltern greifen kaum regelnd ein, weil „ist ja nur eine Maschine“), das Muster prägt sich aber in die Psyche ein, was dazu führen kann dass Kinder die es gewohnt sind ihren Hausroboter zu schikanieren, das eher als eine legitime Art der Interaktion ansehen als Kinder aus einem Haushalt in dem dieses Muster überhaupt nicht gelebt wird.

Das damit verbundene Problem manifestiert sich dann vor allem in Situationen in denen Menschen anderen Menschen Service zukommen lassen, etwa im Verhalten gegenüber einem Kellner, die werden dann ähnlich behandelt wie zuhause Siri.

Das ist nichts Neues.

Kinder aus Adelshäusern, die es gewohnt waren ihre Diener zu schikanieren waren (und sind) eben unangenehmere Menschen als jene die anders aufwuchsen.

An dieser Stelle gilt es sich zu erinnern dass Menschen mit steigendem Alter ihren Blick auf die Technologie ändern.

Was schon da war als wir Kinder waren ist Teil der Welt, was entwickelt wurde bis wir Mitte 20 sind ist toll und spannend und was erfunden wurde nachdem wir 40 geworden sind ist Teufelszeug und sollte verboten werden.

Egal was wir von dieser (oder jeder anderen) Technologie halten: sie wird kommen und für kommende Generationen eine Normalität darstellen.

Menschen werden zu unterschiedlichen Zeitpunkten diese Technologie annehmen, manche haben bereits Geräte der ersten Generation für andere wird das Gerät erst interessant wenn es zusätzliche Features hat wie etwa die Fähigkeit sich selber zu säubern oder aber uns Arbeiten abzunehmen die wir sonst selber machen müssten, wie etwa Teile des Haushalts zu erledigen. Das ist keine Zukunftsmusik, Moley Robotics etwa bietet einen funktionierenden Kochroboter bereits an (für knackige 250 000€).

Als letzter Punkt sind da die Kosten und in dem Bereich ist es üblich dass das technologische Produkt zuerst rasend schnell besser wird und wenn es sich nicht mehr drastisch verbessert werden kann, fallen die Preise rasch.

Wie beim Mobiltelefon kann es aber passieren dass die Kernfunktionalität in den Hintergrund wandert. Mobiltelefone werden heute nicht primär verwendet um mit den Dinger zu telefonieren. Wir spielen Spiele, lesen Nachrichten und machen Bilder damit. Es ist denkbar dass der Sexbot der fünften Generation nicht primär für Sex verwendet wird sondern das Essen kocht, die Wohnung säubert und dem Kind Nachhilfe gibt und uns auf diese Weise in eine Gesellschaft führt die Isaac Asimov als C/Fe Gesellschaft beschrieben hat: eine Gesellschaft in der Roboter und Menschen eng verbunden miteinander existieren und voneinander abhängig sind.

Und hier kommen wir zurück zum anfänglichen Statement und müssen zum Schluss kommen dass es eventuell doch nicht so dumm ist absurde Mengen an Geld in diese Projekte wandern zu lassen, da sie die Grundlagenforschung für eine Technologie finanziert die uns in vielen Bereichen überaus hilfreich sein könnten denn der Sexroboter könnte auch Kranke pflegen.

Die Probleme die aber bereits mit Assistenten wie Siri bestehen werden sich aber vermutlich intensivieren. Menschen die mit einem Roboter aufwachsen den sie nach Lust und Laune misshandeln können werden diese Handlungsmuster auch auf andere Menschen anwenden und andere werden sie so behandeln wie diese ihre Roboter.

In so einer Situation wäre es nicht sonderlich verblüffend wenn Menschen beginnen würden andere Menschen zu meiden und sich nur noch mit Robotern zu umgeben was zu weitgehend unabsehbaren Konsequenzen führen würde.

Eines ist sicher: die Technologie ist bereits da, wird jeden Tag besser und sie wird uns in irgendeiner Form beeinflussen.

Ob diese Beeinflussung am Ende des Tages zu einem goldenen Zeitalter führt, zu einer Welt in der Mangel nur noch eine Erinnerung ist oder aber zu einer Welt in der Menschen nichts mehr mit Menschen zu tun haben wollen kann jetzt niemand sagen.

Möglich ist beides.

Möglich ist aber auch dass sich im Grunde nichts wirklich ändert und die Welt einfach nur wieder anders aussieht und wir in einer anderen Weise das machen was Menschen eben immer schon getan haben: versuchen das Beste aus einer Welt machen die eben nicht perfekt ist.

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