Wann ist es „gut genug“ und was ist zu viel des Guten?

Die Welt ist voller Probleme und voller Lösungen. Lösungen lösen aber selten ein Problem vollständig. Das müssen sie aber auch nicht. Lösungen müssen nicht perfekt sondern nur „gut genug“ sein. Versuchen Lösungen mehr als den „gut genug“ Status zu erreichen, werden genau diese Lösungen oftmals zu Problemen.

Ein gutes Beispiel sind Verkehrsschilder. Verkehrsschilder sollen die Art und Weise regeln in denen die Verkehrsteilnehmer miteinander umgehen. Das macht auch Sinn. Bis zu einem gewissen Grad.

Die meisten Metropolen erkannten vor etwa 10-15 Jahren dass sie zu viele Schilder aufgestellt haben und die Teilnehmer durch die Schilder verwirrt werden. Von London bis Eisenstadt wurden also zu Testzwecken redundante Schilder entfernt und überprüft ob diese Änderung positive oder negative Einflüsse haben würde.

Das Resultat ist bekannt und resultierte in einem Auslichten der Schilderwälder weltweit.

Das hatte aber negative Konsequenzen für jene Personen die ihr Brot mit dem Aufstellen dieser Schilder verdienen und diese Personen nutzen natürlich ihre Verbindungen um sicherzustellen, dass der Wald wieder wächst. Und das tat er ja auch.

Es ist diesen Akteuren auch völlig egal ob alle 20 Jahre die Hälfte der Schilder wieder entfernt werden. Wichtig ist ihnen, dass sie Aufträge abarbeiten können und wenn der Auftrag das abmontieren eines Schildes ist das sie gestern montiert haben, ist das auch egal, solange beides bezahlt wird.

Die negativen Auswirkungen auf die restlichen 99% der Bevölkerung sind ihnen egal. Das ist am Ende des Tages nicht ihr Problem.

Das führt dazu, dass jene Personen die wir um Rat fragen was wir tun sollen praktisch immer ein Interesse haben uns mehr Lösungen zu verkaufen als wir brauchen, weil der Experte eben spezifische Lösungen verkauft. Damit verdient er seinen Lebensunterhalt.

Praktisch jeder von uns verdient seine Brötchen mit dem Lösen von Problemen. Manche dieser Probleme sind dringlicher als andre. Der Bauer löst das Problem des Hungers, während ein Zahnarzt das Problem der kaputten Zähne löst.

Der Ritzenschieber hingegen löste das Problem verstopfter Straßenbahnweichen und der Aufwecker löste das Problem des Verschlafens. Diese beiden Probleme lösen wir heute mit Maschinen.

Doch trotz all dieser Menschen verstopfen Gleise, gehen Zähne kaputt, verschlafen und verhungern Menschen.

Hier tritt der Fanatiker auf der eine vollständige Lösung des Problems, das ihm besonders am Herzen liegt, fordert. Für den Fanatiker gibt es „gut genug“ nicht. Das bedeutet aber, dass niemals eine Lösung die letzte sein kann. Wie wir vorher schon gesehen haben können Lösungen zu Problemen werden und der Fanatiker wird üblicherweise erst sichtbar, wenn man diesen Schritt überschritten hat.

Es gilt dabei zu verstehen, dass die gleichen Fanatiker vor dieser besagten Grenze durchaus als etwas Nützliches angesehen werden können, das Problem an ihnen ist, dass sie einfach nicht aufhören können, weil ihnen die Fähigkeit fehlt zu erkennen, dass das Problem jetzt „gut genug“ gelöst ist.

Oder nicht aufhören möchte weil er ohne das Problem Geld und oder Macht einbüßt.

Wann immer wir ein Problem besprechen muss daher definiert werden was das Ziel ist. Zieldefinitionen die die Worte „alle“ „immer“ „ewig“ „endgültig“ „vollständig“ und der Gleichen enthalten müssen dabei als das verstanden werden was sie sind: unrealistische Forderungen von Fanatikern.

Kein Problem wird jemals endgültig, ewig und für immer gelöst sein, nicht ohne am Weg dorthin zehn Mal mehr Probleme zu schaffen als ursprünglich da waren.

Lösungen sollen nicht perfekt sein, sie müssen am Ende des Tages nur so gut sein, dass die damit verbunden Lösungen mehr Probleme aus der Welt schaffen als in die Welt bringen.

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Matt Elger

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