War der Verlust der aztekischen Religion ein Verlust für die Welt?

Die aztekische Religion ist ausgestorben. Die Frage ist: war das wirklich ein Verlust.

In der aztekischen Religion gelten die Götter als sterblich und daher musste man sie füttern. Unter anderem mit Menschen. Man schnitt ihnen das Herz raus, durchbohrte sie mit Pfeilen, häutete sie bei lebendigem Leibe. Wir sprechen von 10 000 bis 50 000 Menschen im Jahr. Bei einer Bevölkerung von 5 Millionen Menschen sprechen wir also von rund einem halben Prozent der Bevölkerung das jedes Jahr geopfert wurde.

Die Spanier rotteten den Opferkult aus.

Aber was, wenn sie das nicht getan hätten? Was wenn es schon damals eine öffentliche Meinung gegeben hätte und Europäer, die nicht verschleppt und öffentlich geschlachtet werden, weil sie im sicheren Europa saßen, beklagt hätten, dass wir so religiöse Vielfalt verlieren würden? Was dann?

Würden die Azteken weiterhin Menschen in der Anzahl von einem halben Prozent ihrer Bevölkerung abschlachten? Würden wir zusehen, wenn jedes Jahr 630 000 Menschen bestialisch getötet werden, nur um die Götter der öffentlichen Meinung zufrieden zu stellen? Damit dicke Europäer sagen können dass man „die halt so sein lassen muss“?

Vermutlich ja.

Wäre das besser als unsere Realität, in der die Spanier den Azteken eine andere Religion aufzwangen die sie dann modifizierten? Und vorweg: keiner romantisiert diesen Prozess. Die Eroberung kostete zu mindestens eine Viertel Million Leben. Auf der Anderen Seite entspricht das nur 5 bis 15 Jahren Opferungen. Sprich die Rendite in Menschenleben ist spätestens nach einem halben Jahrhundert mehr als positiv. Ist ein Ende in Schrecken nicht manchmal besser als ein Schrecken ohne Ende?

Und wurde die Welt kulturell ärmer? Ich denke nicht.

Die mexikanische Version des Christentums ist hochinteressant und die aztekischen Einflüsse sind erkennbar.

Ein Teil der aztekischen Kultur (der gute Teil) hat überlebt. Die Nachfahren der Kulturträger haben überlebt. Aber trauert wirklich jemand dem Blutbad nach?

Religionen die explizit Blut fordern, in welcher Form auch immer, sind keine Bereicherung für die Welt. Und sie ändern sich nicht.

Wenn es die aztekische Religion noch gäbe, würde man heute im Fernsehen das Abschlachten von Kindern übertragen. Sie würden kulturell argumentieren dass sie in andere Länder einfallen und Menschen verschleppen um diese dann zu töten. Mit Motorrädern und motorisierten Leichtflugzeugen und ihre Opfer wären Unschuldige, die Nichts mit ihrem Aberglauben zu tun haben. Und wir würden zusehen und uns fragen "warum?" ohne zu verstehen dass es unsere idiotische öffentliche Meinung ist die diese Mörder ermächtigt zu tun was sie tun.

In Mexiko haben europäische Invasoren das unterbunden. War das ein Fehler?

Götter die Blut fordern, hören nicht auf damit.

Wenn es also kein Fehler war diese Religion zu löschen, dann sollten wir in Betracht ziehen anderen Religionen, deren Götter Blut fordern, auch die Akzeptanz zu versagen.

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