Menschen haben vor allen möglichen Dingen Angst. Aber wer profitiert davon? Wäre eine weniger ängstliche Gesellschaft besser oder schlechter?

Um das zu verstehen, gilt es zu verstehen, was Kapitalismus ist, und was die Alternativen dazu wären.

Im Kapitalismus wechselt ein Ding nur den Besitzer, wenn alle Beteiligten zustimmen. Wenn ich einen Bleistift für 2 Euro verkaufe, dann ja nur deswegen, weil ich die 2€ lieber haben möchte als den Bleistift. Der Käufer hingegen schätzt den Bleistift mehr als die 2€ und willigt dem Handel ein. Beide gewinnen, weil beide das los werden, was sie weniger schätzen und das erhalten, was sie mehr schätzen. Eine Win-Win Situation.

Der Sozialist hingegen will, dass jeder bekommt, was er braucht: Essen, Trinken, medizinische Versorgung, oder eine Yacht, so er sie braucht. Nicht unbedingt Win-Win, aber wenn der Verlierer der ist, der „eh zu viel hat“, dann ist das noch immer gut, argumentiert der Sozialist.

Die Gesellschaft sei also, in den sozialistischen Theorien, dafür da, jedem das zu geben, was er braucht und es liegt auf der Hand, dass der Vorsitzende der Partei ein dickes Auto und eine Yacht braucht.

Wer was braucht, muss halt irgendwer bestimmen. Historisch hat es genau hier oft gekracht (insbesondere bei der Frage "wer zu viel hat").

Aber auch im Kapitalismus kracht es regelmäßig. Das Knifflige am Kapitalismus ist, dass Handel eine Sache ist, für die man höhere Gehirnfunktionen benötigt.

Man muss sich fragen, was einem wichtiger ist, die zwei Euro oder der Bleistift etwa, oder noch kniffliger: eine Gesundheitsversicherung oder doch ein fesches Auto. Menschen mit Weitblick und mehr Hirnleistung haben einen Vorteil im Kapitalismus. Um diesen Vorteil auszugleichen, holen sich die Dummen Hilfe von Menschen, die die Gesellschaft „zu ihrem Glück zwingt“.

Diese Zwinger gibt es in allen möglichen politischen Farben und mit unterschiedlichen politischen Theorien (links, mittig, rechts usw). Die Lösung ist aber immer fundamental die Gleiche: den freien Markt nicht ganz so frei zu halten, sondern Menschen dazu zu zwingen, etwas herzugeben, das sie nicht hergeben wollen und Menschen Dinge zu geben, die sie gar nicht besitzen möchten.

Am Ende sei es aber gut für sie, schließlich brauchen wir Abfangjäger, Bankenrettungen und steuerfinanzierte Managerposten.

Diesen Denkansatz nennen wir „autoritär“. Die Idee ist, dass jemand, den wir über uns erheben, bessere Entscheidungen für unser Leben trifft als wir.

Der oben beschriebene realexistierende Sozialismus (egal ob nationaler oder internationaler Ausprägung) muss immer autoritär sein, denn wer sonst kann bestimmen, was jeder tun kann oder braucht?

Der liberale Kapitalismus hingegen leidet unter Autoritäten, bedingt aber einen klaren Kopf. Wenn die Köpfe nicht klar sind, funktioniert er schlicht nicht.

Und hier tritt die Krise auf den Plan. Wenn Menschen Angst haben, schalten sich die höheren kognitiven Funktionen ab und Menschen schauen sich nach Hilfe um. „Zum Glück gezwungen zu werden“ klingt plötzlich deutlich attraktiver, wenn das Hirn vernebelt ist.

Autoritäre Strömungen benötigen daher die Krise. Wenn keine Krise da ist, schalten sich auch in dummen Menschen die höheren kognitiven Fähigkeiten ein und es dämmert ihnen, dass ihr eigenes Streben sie weiter bringt als die Personen mit den witzigen Titeln.

Die einzige effektive Waffe gegen den Kapitalismus, und damit gegen ein emanzipiertes Volk das von den Führern unabhängig sein möchte, ist die Angst.

Alle Autoritären arbeiten mit Angst. Der Religiöse deutet auf die Hölle, der Sozialist auf den Unternehmer, der Nationalist auf die anderen Nationen und so weiter.

Am Ende geht es immer darum, die Menschen davon zu überzeugen, dass eine Gefahr droht, die nur die Autorität abwenden kann, die höheren Gehirnfunktionen sind durch die Angst gelähmt.

Profitieren tut davon niemals das Volk, denn die Entscheidungen die unsere Führer treffen sind, für die breite Masse, schlechter als die Entscheidungen, die die Menschen selber treffen würden.

Die Geschichte lehrt uns, dass die breite Masse, also über zwei Drittel der Menschen, durchaus fähig sind, ihr Leben besser zu leben, wenn sie ihre eigenen Entscheidungen treffen dürfen, aber genau diese Wahrheit wird von der Politik, den Autoritären, genau wie deren Profiteuren, verneint und eine überzeugte, weil ängstliche Masse, trägt diese Täuschung stolz auf ihren Schultern.

Wer profitiert also wenn Menschen ängstlich nach Führung rufen?

Die Führer.

Die Profiteure.

Nicht das Volk.

Nicht die Ängstlichen.

Nicht du.

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