Wer strebt nach Macht? (und wer nicht?)

Eine wiederkehrende Idee vieler Menschen ist, dass diverse politische Systeme, vor allem einige historische Diktaturen die das Paradies versprachen, nicht per se schlecht waren, sondern nur daran krankten, dass „die Falschen“ an der Macht waren. Die Implikation dabei ist etwa „Hätte ich in Stalins Schuhen gesteckt, wäre die Sowjetunion ein Paradies gewesen“.

Das Problem an der Sache liegt aber in der Natur der Führung an sich.

Um es ganz nach oben so bringen braucht man im Wesentlichen ein Gefühl für Taktik und Ellenbogen, wobei Charisma auch durchaus hilft. Sanftmut, Nächstenliebe und andere Attribute die einem ein warmes Gefühl in den Bauch zaubern nutzen in diesem Prozess nichts. Natürlich finden sich gütige, besonnene und friedliebende Menschen die Führen wollen, das Problem ist aber, dass diese, unter Applaus der Allgemeinheit, von den Grobianen hingerichtet werden.

Nach oben kommen die Brutalos, die Skrupellosen, die die bereit sind über Leichen zu gehen.

Das sollte nicht so sein, ist aber so.

Diese Menschen wird es auch immer geben, sie suchen sich nur eben unterschiedliche Ziele, je nach System in dem sie leben.

In einem kapitalistischen Setup werden solche machthungrigen Personen versuchen der Boss einer großen Firma zu werden um dann dort tausende Arbeiter herumscheuchen zu können. Wer das nicht tun möchte, wird nicht nach so einem Job streben.

In einem sozialistischen Setup werden aber genau die gleichen Personen in die Politik streben, weil sie dort dann Millionen von Arbeitern herumscheuchen können.

Es gilt dabei zu verstehen, dass Systeme Menschen nicht ändern. Das System gibt nur die Regeln vor wer was wie tun wird. Das System ändert aber nicht die Zusammensetzung der Bevölkerung.

Susi wird in beiden Systemen einen Mathematik lastigen Job machen, Hans versuchen Menschen zu heilen und Heinz will Menschen herumscheuchen. Alle drei sind wie sie sind und werden versuchen ihrer Natur zu folgen. Natürlich kann man alle drei in die Feldarbeit zwingen aber wo auch immer sich die Möglichkeiten auftun, wird Susi rechnen, Hans heilen und Heinz herrschen.

Es gilt daher zu verstehen, dass jene die herrschen sollten niemals herrschen können, weil der „Wille zur Macht“ bei diesen Menschen per Definition fehlt. Jemand der nicht des Herrschens wegen herrscht könnte eventuell ein besserer Anführer sein aber solche Leute halten sich nicht an der Macht, selbst wenn man sie in eine Machtposition zwingt.

Herrschen werden immer die Skrupellosen, denn sie haben die Fähigkeit nach oben zu kommen und dort zu bleiben.

Daraus kann im Grunde nur folgen dass Diktaturen immer einem demokratischen Setup unterlegen sind, weil der Führende in der Demokratie wenigstens den Anschein von Menschlichkeit wahren muss und nicht völlig seiner Natur folgen kann.

Denn eines sollte jedem klar sein: die Natur derjenige die es nach oben geschafft haben ist nie eine gütige, menschenfreundliche Natur, so sehr sich das auch die gütigen, menschenfreundlichen Personen die einen erheblichen Teil des Volkes ausmachen, wünschen würde.

Und genau deswegen muss die Macht eben zurück zu diesen guten, freundlichen und vor allem: ungefährlichen Menschen, die eben nicht nach Macht streben, sondern einfach nur ihr Leben, so gut wie möglich, leben wollen.

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Matt Elger

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Aron Sperber

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