Das Buch beschreibt minutiös das Chaos der muslimischen Staaten des Nahen Ostens und Nordafrikas seit 1973 bis beinahe heute. Die Ergebnisse der neuen Auseinandersetzungen zwischen dem Iran und den USA müssen abgewartet werden.

Die Fülle der Information verwirrt und erschlägt den Leser. Es ist unmöglich, alle Seiten zu lesen und hinterher das gewonnene Wissen zu verwerten. Daran ist nicht der Autor schuld, sondern die chaotische Politik der geschilderten Staaten.

Der Autor bahnt den Leser durch einen religiösen und politischen Dschungel, ohne eine Machete zu benutzen. Es fehlen die Wegweiser, um das Gelernte zu verarbeiten oder zumindest zu verwalten. Der ist ein Held zu nennen, der das Ganze Buch gelesen hat. Für Historiker geeignet!

Chaos: Die Krisen in Nordafrika und im Nahen Osten verstehen

von Gilles Kepel

Verlag: Kunstmann (September 2019)

ISBN-13: 978-3956143205

448 Seiten 28 €

Bereits zu Anfang erfährt der Leser, dass der Antizionismus (Antisemitismus) bei den (europäischen) Linken die Norm ist.

Der Aufstieg der islamischen Welt beginnt mit den Steigen des Erdölpreises als Folge des Krieges 1973, den Israel gegen mehrere arabische Staaten gewinnt. Die eingenommenen Erdöl-Gelder werden erwartungsgemäß nicht dazu benutzt, das Los der muslimischen Völker zu erleichtern. Die arabischen Aggressoren wählen den höchsten jüdischen Feiertag aus (Jom Kippur), da sie glücklicherweise irrtümlich davon ausgehen, dass an diesem Tag die Juden Israel verwundbar sind. Genau das Gegenteil ist der Fall. Israel gewinnt den Krieg militärisch. Die muslimischen Staaten benutzen die Ölwaffe, bis sie stumpf wird. Das wird die Geburtsstunde des islamischen Terrorismus.

Der Leser erfährt, dass Schiiten viel mit Marxisten teilen. Der Geschichtsbewusste weiß, dass genügend Sunniten bis heute Hitler verehren.

Höchst interessant: Am Vorabend des sowjetischen Auszuges aus Afghanistan belegt der oberste Schiit des Iran Chomeini den indischen Schriftsteller Salman Rushdie wegen seines Buches „Die satanischen Verse“ mit einer Todesfatwa. Somit lenkt Chomeini erfolgreich vom Sieg der afghanischen Sunniten über die Sowjetunion ab, der nebenbei zur Vernichtung des Kommunismus, offiziell ein Gegner des Islams, führt. Die Fatwa wird niemals vollzogen, da Ajatollah den „Frevler“ lebendig bevorzugt. Die distinguierte europäische Gesellschaft fällt gerne darauf herein, da sie den Untergang des Kommunismus nicht akzeptiert. Sie will die bürgerlichen Freiheiten für sich allein pachten und diese nicht mit den unterentwickelten Osteuropäern teilen, schon gar nicht mit den Russen, die die Deutschen im Zweiten Weltkrieg besiegt haben. Zudem gefällt es nicht allen, dass es die USA sind, die den Kommunismus wie einst den Nationalsozialismus vernichten. Das Ende der Sowjetunion hat lächerliche 8 Mrd. $$ gekostet! USA und Saudi Arabien wenden je die Hälfte auf.

Seitdem gilt die Fama, dass der Dschihad den Kommunismus besiegt hat mit dem Führungsanspruch der iranische Schiiten auf den Dschihad. Dieses Gerücht lässt den schiitischen Islam gefährlich wirken. Doch ohne ausreichende klimaunschädliche Erdöl-$$-Einnahmen wird er bald von der Weltbühne verschwinden - in­schal­lah.

Die Islamisierung des Palästinakonfliktes führt zum Verfall der PLO (Sunniten) und zum Aufstieg der Hamas, die obwohl sunnitisch, vom schiitischen Iran ideologisch und finanziell abhängt.

Erdöl → Kriegslust → Islamisierung.

Politischer Witz:

Marokko entscheidet, eine Scud-Rakete auf Frankreich zu feuern. In letzter Minute wird der Start abgebrochen: Dutzende Personen haben sich an der Rakete festgebunden, um ohne Visum nach Frankreich einzureisen.

Kein Witz:

Komitee zur Verteidigung der Rechte der Scharia (arab.) → Komitee zur Verteidigung legitimer Rechte (EU), um Amnesty International zu gewinnen, was gelingt. Das soll vergessen lassen, das Dschihad nichts anderes als Terror und Barbarei ist.

Ich empfehle, das Buch mit wachen Augen zu lesen und manche Thesen zu hinterfragen.

Islam: Der Weg ist das Ziel

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Zaungast_01

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Spinnchen

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