oder rinks und lechts kann man reicht velwechsern (Ernst Jandel, Wiener)

Die Teilung der Gesinnung und von politischen Parteien in Linke und Rechte verliert nach mehr als 100 Jahren ihre Berechtigung. Die Rechten gelten als konservativ, die äußersten Rechten als reaktionär. Die Linken gelten als progressiv, die äußersten Linken als revolutionär. Dazwischen wird das bürgerliche Lager aufgerieben. Doch wo stellen wir die Revolutionäre des 19. Jahrhunderts hin, die von einem vereinten Deutschland geträumt haben? Zumindest stehen sie zu ihrer Zeit links, auch wenn sie Burschenschaftler sind, die heute in die rechte Ecke verfrachtet werden.

Nach dem Ersten Weltkrieg ist das links-rechts Schema endgültig zerrüttet. Der linke Anarchist Mussolini wird zum großen rechten Faschisten! Der extrem rechte Nationalsozialist Hitler verbündet sich mit dem extrem linken Bolschewisten Stalin gegen die Bürgerlichen Osteuropas. Dann greift der Nationalsozialist den Bolschewisten an und der Kommunist Stalin verbündet sich mit den gutbürgerlichen Briten und US-Amerikanern.

Nach weit mehr als 100 Jahren Klassenkampf ist die Arbeiterklasse nicht mehr links, die Kapitalisten nicht mehr rechts. Die deutsche Arbeiterpartei SPD verdankt ihren Einzug in die Parlamente nicht den Arbeitern, sondern den Intellektuellen, die sich höchst ungerne die Hände beschmutzen. Die Arbeiter wählen stattdessen die CDU oder gleich die Rechten.

Heute gibt es in der entwickelten Welt zwei politische Strömungen: Nationalisten gegen Internationalisten und Globalisten gegen Globalisierungsgegnern. Nationalisten sind selbstredend Globalisierungsgegner, Internationalisten sind Globalisten. Nationalisten werden rechts, Internationalisten links verortet. Zu den Globalisierungsgegnern zählt man heute linke NGOs, die SPD und Donald Trump, zu den Globalisten die deutsche Kanzlerin. Der US-Präsident Trump ist ein Nationalist, entspricht demzufolge der Definition. Linke NGOs sehen sich jedoch als Internationalisten und Trump-Gegner.

Vor kurzem treffen sich die europäischen Rechten in Koblenz, die in der Presse unter „Rechtspopulisten“ fingieren. Die Mitglieder der ENF-Fraktion im Europaparlament (Europa der Nationen und der Freiheit) sind vereint im Gedanken, unvereint zu bleiben. Nebenher lehnen sie einen europäischen Zentralismus ab. Sie ermuntern sich gegenseitig, in den nächsten entscheidenden Wahlen gut abzuschneiden. Der Sieg Trumps in den USA, den sie zu einem der ihrigen zählen, beflügelt sie in ihren Machtphantasien. Die besten Chancen werden Marine Le Pen vom französischen Front National vergeben, die nächsten Präsidentschaftswahlen in Frankreich zu gewinnen.

Warum werden die ENF-Mitglieder „Rechtspopulisten“ genannt? Gibt es auch Linkspopulisten? Die neue, wenn auch potthässliche Lichtgestalt der SPD darf man getrost als Rechtspopulisten ansehen. Die SPD wird der Karrierist nicht vom Abgrund retten. Die Bundestagswahlen werden eine Große Koaltion ergeben mit derselben Rollenverteilung wie bisher.

In der Zukunft werden sich die rechts- und linksextremen Parteien zusammentun, um das bürgerliche Lager zu vernichten. Die extremistischen Parteien des nächsten Bundestages werden mindestens über 25% der Sitze verfügen. Sie werden sich steigern.

Die Geschichte wiederholt sich.

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