Was passiert, wenn man eine vegane Gruppe fragt, was sie zum Thema Abtreibung sagen?

Da sollte man sich dann erstmal Popcorn holen, sich zurücklehnen und den Krieg der Veganer lieber nur aus der Ferne betrachten.

Sonntags fallen mir immer wieder unglaublich revolutionäre Fragen (Achtung #Ironie) ein die auf den ersten Blick ziemlich dumm klingen, aber eigentlich wirklich spannend sind. So auch letzten Sonntag, dem Ostersonntag.

Ich hatte gerade den Blog von Jennifer Winter zum Thema späte Abtreibung gelesen.

Nachdem ich in letzter Zeit immer mehr mit dem veganen lifestyle zu tun habe, schießt es mir alle 2 Minuten durch den Kopf „wie würde das jetzt ein Veganer machen?“. Und so kam es zu der Frage, die ich am Ostersonntag in die „Wien Vegan“ Gruppe auf Facebook gepostet habe: Ist mir gerade eingefallen: wie steht ihr eigentlich zu Abtreibung?“

Eigentlich wollte ich nur wissen, wie weit das Denken der Veganer geht. Schützen sie nur Tiere oder stehen sie genauso für Menschen ein? Ist der Mensch auch so ein Lebewesen, was es immer verdienen sollte zu leben?

Und hier zeigt es sich: Veganer sind auch nur Menschen. Menschen mit verschiedenen Meinungen. Menschen, die die Meinung von anderen nicht immer akzeptieren. Menschen, die richtig böse werden können, sich gegenseitig Behauptungen an den Kopf werfen, NUR die eigene Meinung versuchen durchzubringen und alle anderen mit anderen Meinungen niedermachen.

Ich muss zugeben ich war anfangs ziemlich naiv. Mein Bild von Veganern sah so aus, dass sie sämtliche Lebewesen dieser Welt gut behandeln, auf die Umwelt schauen, versuchen ökologische Probleme zu lösen, mit Politik nur mäßig was am Hut haben, ihren nächsten Lieben (oh das klingt religiös), für Meinungsfreiheit kämpfen…kurz: einfach für alle nur das Beste wollen.

Ich lebe seit 7 Jahren als Vegetarier und habe durch den aktuellen Hype und die veganen Gruppen die wie Pilze aus dem Boden sprießen überlegt, meine Essgewohnheiten noch ein bisschen zu verschärfen. Tierprodukte sind ja eh nicht für unseren Verdauungsmechanismus gemacht, wie aktuelle Studien belegen. Veganer meinen immer, sie fühlen sich so viel besser, seit sie tierische Produkte aus ihrem Leben verbannt haben. Spricht doch alles für einen veganen lifestyle - oder?

Was mich bisher aber ziemlich abgeschreckt hat, waren die - wie ich sie gerne nenne - Kampf-Veganer, die mit allen Mitteln versuchen, andere Menschen zur veganen Ernährung zu zwingen. Sie kommen dann gleich mit irgendwelchen Moralpredigten und Videos von Schlachtungen und Massentierhaltung. Sie werfen einem Begriffe wie „Mörder!“ „Heuchler!“ oder im harmlosen Fall „Herzlos!“ entgegen. Ich war gewillt, diesem lifestyle „beizutreten“ aber mit diesen paar wenigen, diesen Vegan-Extremen, möchte ich nicht unter einen Hut gesteckt werden. Aus diesem Grund werden Veganer in unserer Gesellschaft teilweise noch komisch angeschaut oder belächelt. Weil sich diese Extremen so in den Vordergrund dieses lifestyles drängen, dass man gar nicht mehr so mitbekommt, wie die anderen 80% drauf sind. Das sind nämlich wirklich super normale Menschen, die einfach mehr Respekt vor der Natur und ihren Lebewesen haben. Menschen, die auf ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden schauen, und gleichzeitig auf das ihrer Umwelt. Das sind Menschen, mit denen ich gerne unter einen Hut gesteckt werden würde. In den veganen Gruppen werden Rezepte ausgetauscht, Produktrezensionen eingeholt, Tipps&Tricks weitergegeben. Wunderschön!

Also bitte liebe Kampf-Veganer: ich weiß schon, dass es echt heftig ist, was auf den Schlachthöfen abgeht. Ich weiß, dass Hähne geschreddert werden weil sie keine Eier legen. Ich weiß, dass überhaupt die ganze Tierhaltung (kurz gesagt) scheiße ist. Deshalb (und aus diversen anderen ethnischen Gründen) esse ich auch kein Fleisch und überlege auch Milch und Eier weg zu lassen. Aber mal ehrlich: wenn ich ein Kind anschreie und ihm sage, es soll gefälligst sein Zimmer aufräumen, das ist ein unzumutbarer Saustall und es ist so unglaublich respektlos und Menschenverachtend, wenn es da so aussieht…würde das Kind dann sofort aufspringen und mit Freude sein Zimmer aufräumen? Wieso erklären wir dem Kind nicht einfach, dass es doch viel gemütlicher wäre, wenn man durch einen schönen Raum spazieren kann ohne auf bunte, spitze Legosteinchen zu steigen? Dass aufräumen sogar Spaß machen kann wenn man coole Musik aufdreht und sich hinterher fühlt, als hätte man die ganze Wohnung neu renoviert? Versucht es doch bitte mal mit dieser Herangehensweise und ich bin mir ziemlich sicher, so könnt ihr noch viel mehr Menschen zum Veganismus überreden.

Aber zurück zum Thema!

Es wurde also viel diskutiert. Nach knapp 24 Stunden gab es bereits 249 Kommentare und alle paar Sekunden kommen neue hinzu. Ab wann ist ein Mensch ein Mensch? Ab wann ist Mord wirklich Mord? Ab wann spürt der Fötus etwas? Wer sollte abtreiben dürfen und wer nicht? Lieber verhüten, Kinder bekommen oder gar keinen Sex haben? Kann man einen Jäger mit einer abtreibenden Frau vergleichen? Wenn man einer schwangeren Frau in den Bauch tritt und ihr Baby stirbt, war das dann Mord oder Sachbeschädigung?

Viele Leute haben sich als „Verhütungsfehler-Kind“ geoutet. Viele Leute haben schon 1 oder mehrere Abtreibungen hinter sich. Es gibt Leute, die seit 50 Jahren nicht verhüten weil sie meinen, dass man eh immer nur das bekommt, was einem das Universum zuspricht. Es gibt Leute, die behaupten, dass es keine „ungewollten Kinder“ gibt, weil sobald man Sex hat will man das ja anscheinend. Und es gibt genau diese besagten Leute die dann selber 4 ungewollte Kinder haben. Diskussionen die zu nichts führen, die viele Fragen aufkommen lassen, die mal wieder beweisen, dass jeder Mensch anders ist, anders denkt, anders handelt.

Eine Diskussion die beweist: im Kern sind wir doch alle gleich. Egal ob wir Tierprodukte konsumieren oder nicht. Verschiedene Meinungen, gute und weniger gute Menschen gibt es trotzdem. Na Gott sei Dank!

Aber ich weiß schon was meine nächste Frage wird: „Hey Leute, was sagt ihr eigentlich zur Todesstrafe?“

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Silvia Jelincic

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