Das Geschäft mit den Nachrichten ist zentralisiert, es teilt sich in Blöcke auf, die aus ihrer Sicht die Vorgänge auf der Welt beschreiben.

Im Falle der westlichen Nachrichten, also denen, die wir täglich lesen, finden wir einige Akteure, die man kennen sollte:

Reuters, AFP und AP, sowie der drei nationalen Agenturen in Österreich (APA), Deutschland (DPA) und der Schweiz (SDA).

In der Hauptsache bezieht eine Zeitung oder Zeitschrift ihr Wissen von diesen Nachrichtenagenturen. Die nahezu anonym arbeitenden Nachrichtenagenturen sind gewissermassen der Schlüssel zu den Geschehnissen in der Welt. Wer also sind die Nachrichtenagenturen, wie arbeiten sie und wer finanziert diese Unternehmen? All dies sollte man wissen, um sich ein Bild machen zu können, ob man auch wirklich über die Ereignisse in Ost und West, Nord und Süd, zutreffend unterrichtet wird.

"So beeinflussen die Nachrichtenagenturen unser Bild von der Welt; wir erfahren vor allem das, was sie ausgewählt haben.» (Blum 1995)"

«Einem Grossteil der Gesellschaft ist nicht klar, dass es Nachrichtenagenturen überhaupt gibt. […] Dabei nehmen sie tatsächlich eine enorm wichtige Rolle auf dem Medienmarkt ein. Doch trotz dieser grossen Bedeutung wurde ihnen in der Vergangenheit nur wenig Aufmerksamkeit geschenkt.» (Schulten-Jaspers 2013).

Der ehemalige leitende DPA-Redakteur Manfred Steffens gibt in seinem Buch «Das Geschäft mit der Nachricht» zu bedenken: "Eine Nachricht wird nicht dadurch richtiger, dass man für sie eine Quelle [Agentur] angeben kann. Es ist deshalb durchaus fragwürdig, einer Nachricht deshalb mehr Vertrauen zu schenken, weil eine Quelle zitiert wird. […] Hinter dem Schutzschild, den so eine «Quelle» für eine Nachricht bedeutet, ist mancher dann durchaus geneigt, auch recht abenteuerliche Dinge in alle Welt zu verbreiten, selbst wenn er selber berechtigte Zweifel an ihrer Richtigkeit hegt; die Verantwortung, zumindest moralisch, kann jederzeit der zitierten Quelle angelastet werden."

Wer also sind diese Agenturen, die «immer an der Quelle der Nachricht» zu finden sind? Globale Agenturen gibt es inzwischen nur noch drei:

Die amerikanische Associated Press (AP) mit weltweit über 4000 Mitarbeitern. Die AP gehört US-Medienunternehmen und hat ihre Hauptredaktion in New York. AP-Nachrichten werden von rund 12 000 Medien genutzt und erreichen dadurch täglich mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung.

Die quasi-staatliche französische Agence France-Presse (AFP) mit Sitz in Paris und ebenfalls rund 4000 Mitarbeitern. Die AFP versendet pro Tag über 3000 Meldungen und 2500 Fotos an Medien in aller Welt.

Die britische Reuters in London, die privatwirtschaftlich organisiert ist und etwas über 3000 Mitarbeiter beschäftigt. Reuters wurde 2008 vom kanadischen Medienunternehmer Thomson – einer der 25 reichsten Menschen der Welt – gekauft und zu Thomson-Reuters mit Sitz in New York fusioniert.

Daneben gibt es noch diverse kleinere, nationale Nachrichtenagenturen. In den deutschsprachigen Ländern sind dies insbesondere:

Die Deutsche Presse-Agentur (DPA), die als semiglobale Agentur über rund 1000 journalistische Mitarbeiter in circa hundert Ländern verfügt. Die DPA ist im Besitz von deutschen Medienverlagen und Rundfunkanstalten und hat ihre Hauptredaktion seit 2010 im Axel-Springer-Haus in Berlin.

Die Austria Presse Agentur (APA) mit rund 165 Redakteuren. Die APA ist im Besitz von österreichischen Tageszeitungen und des ORF.

Die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) mit rund 150 Mitarbeitern, die im Besitz von Schweizer Medienverlagen ist, darunter die Tamedia und NZZ-Gruppe sowie die SRG.

Die SDA und APA verfügen über kein eigenes Korrespondentennetz im Ausland. Stattdessen kooperieren sie mit der DPA und den globalen Agenturen, um Zugang zu den internationalen Nachrichten zu erhalten und damit ihre nationalen Medien über das Weltgeschehen zu informieren. Die DPA kooperiert ihrerseits eng mit der amerikanischen AP und besitzt die Lizenz zur Vermarktung der AP-Dienste im deutschsprachigen Raum.

Dabei spielen die Agenturen nicht nur in der Presse eine herausragende Rolle, sondern ebenso im privaten und öffentlichen Rundfunk. Dies bestätigt Volker Bräutigam, der zehn Jahre für die Tagesschau der ARD gearbeitet hat und die Dominanz der Agenturen kritisch sieht:

«Ein grundsätzliches Problem liegt darin, dass (die Nachrichtenredaktion) ARD-aktuell ihre Informationen hauptsächlich aus drei Quellen bezieht: den Nachrichtenagenturen DPA/AP, Reuters und AFP: Eine deutsche, eine US-amerikanische, eine britische und eine französische. […]Der ein Nachrichtenthema bearbeitende Redakteur kann gerade noch einige wenige für wesentlich erachtete Textpassagen auf dem Schirm auswählen, sie neu zusammenstellen und mit ein paar Schnörkeln zusammenkleben.»

Tatsächlich stammen nicht nur die Texte, sondern auch die Bilder, Ton- und Videoaufnahmen, denen man in unseren Medien Tag für Tag begegnet, zumeist von denselben Agenturen. Was für das uneingeweihte Publikum wie ein Beitrag der lokalen Zeitung, des bevorzugten Radiosenders oder der vertrauten Tagesschau aussieht, sind in Wirklichkeit (übersetzte) Meldungen aus New York, London, Paris und Berlin .

Nachrichtenagenturen stehen selten im Blickpunkt des öffentlichen Interesses. Dennoch sind sie eine der einflussreichsten und gleichzeitig eine der am wenigsten bekannten Mediengattungen. Sie sind Schlüsselinstitutionen mit substanzieller Bedeutung für jedes Mediensystem. Sie sind das unsichtbare Nervenzentrum, das alle Teile dieses Systems verbindet.» (Segbers 2007, S.10)

So beschrieb Wolfang Vyslozil, der ehemalige Geschäftsführer der APA, 2005 die Schlüsselrolle der Nachrichtenagenturen

Im Endeffekt entsteht durch diese Abhängigkeit von den globalen Agenturen eine frappierende Gleichartigkeit in der internationalen Berichterstattung: Von Wien bis Washington berichten unsere Medien oftmals über dieselben Themen und verwenden dabei sogar vielfach dieselben Formulierungen – ein Phänomen, das man sonst eher mit «gelenkten Medien» in autoritären Staaten in Verbindung bringen würde.

Insbesondere zur Aufbereitung politischer Themen werden staatlich finanzierte "Journalisten" eingesetzt, um im Sinne der Regierungen zu berichten. Hier am Beispiel der USA:

"27'000 PR-Berater polieren Image der USA

Ein Chefredaktor beklagt den immensen Einfluss des amerikanischen Verteidigungsminsteriums auf seine Journalisten. Jetzt ist ihm der Kragen geplatzt: Er enthüllt schier unglaubliche Fakten über die PR-Arbeit des Pentagons."

Die Bush-Administration hat das US-Militär in eine globale Propaganda-Maschine verwandelt. Tom Curley, Chef der amerikanischen Nachrichtenagentur AP, kann dazu nicht mehr länger schweigen. Am Wochenende referierte er an der Universität von Kansas vor Journalisten über den Druck des US-Verteidigungsministeriums auf seine Berichterstatter in Kriegsgebieten wie Irak oder Afghanistan. Sein Fazit: «Es wird langsam unerträglich.» Hohe Generäle hätten gedroht, dass man die AP und ihn ruinieren werde, wenn die Reporter weiterhin auf ihren journalistischen Prinzipien beharren würden. Seit 2003 wurden bereits elf Journalisten der AP im Irak für mehr als 24 Stunden verhaftet. Die PR-Maschinerie des Militärs kostet die Steuerzahler jährlich 4,7 Milliarden Dollar.

Das sollte man wissen, wenn man einen Bericht z.B. über einen Kriegseinsatz liest.

Quellen (Dank an die Schweizer!):

https://www.basel-express.ch/redaktion/1040-wie-globale-nachrichtenagenturen-und-westliche-medien-ueber-geopolitik-berichten

https://www.tagesanzeiger.ch/ausland/amerika/27-000-PRBerater-polieren-Image-der-USA/story/20404513

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