Blog-Bild:"Kater"

Nachdem meine letzte Beziehung 2011 zu Ende gegangen war, zog mein Exfreund wieder in seine Wohnung. Weil er Katzen genauso wie ich mag, hatte er ziemlich bald einen neuen Mitbewohner. Maurice war ein Verstoßener. Als unerwünschter Nachwuchs landete er zum Glück bei einer Tierärztin. Von dort hatte ihn mein Exfreund im Alter von etwa 9 Wochen abgeholt. Als er dann für längere Zeit verreisen musste, bat er mich, den Kleinen bei mir unter zubringen. Selbstverständlich willigte ich ein.

Als er vor knapp drei Jahren sein neues Revier betrat, wurde er von Kater Charles IV., genannt Charlie nicht gerade freundlich empfangen. Immerhin war Charlie seit 2008 hier der Chef des Hauses. Maurice stakste stolz auf seinen langen Beinen durch die Wohnung. Er kundschaftete jede Ecke aus. Natürlich entdeckte er ziemlich bald die Futterschüssel. Charlie pfauchte ihn wütend an. Maurice war das ziemlich egal und fraß munter das gesamte Futter aus dem Napf. Charlie war empört und verkroch sich beleidigt unter dem Schreibtisch im Wohnzimmer. Der kleine freche neue Mitbewohner hüpfte weiter munter durch die Räume. Ein selbstbewusster Kerl, dieser gestreifte Jungspund. Vorerst war er der neue Herrscher in dieser Wohnung. Charlie lag die meiste Zeit unter dem Schreibtisch und knurrte. Diese seltsamen Töne, die ich nur von Hunden kenne, hatte ich noch nie von ihm gehört. Maurice schlich immer wieder auf dieses laute bedrohliche Geräusch zu. Neugierig näherte er sich und Charlie wurde immer lauter. Das Knurren wurde zu einem bedrohlichen Pfauchen. Maurice saß geduckt, auf etwa einen halben Meter entfernt, Aug in Aug mit Charlie. Maurice streckte seine Pfote nach dem schwarzweißen mürrischen Fellgetier. Aus sicherer Entfernung, mit dem Fotoapparat bewaffnet, beobachtete ich das Spektakel.

Mir kamen Zweifel auf, ob das wohl gut geht, mit den Zwei. Bisher hatte ich immer nur einen Kater, und wollte auch nie zwei oder noch mehr. Katzen brauchen Platz, Futter, Katzenkiste und ab und an muss man mit ihnen auch zum Tierarzt. Ja und Kosten sind ebenfalls damit verbunden.

Maurice war im Gegensatz zu Charlie ein zierlicher, schlanker und sehr spritziger Kater. So ein richtiger Gangster mit Chili im Hintern. Überall steckte er seine Nase rein. So auch täglich in das neue Rückzugsgebiet von Charlie. Jeden Tag dasselbe Szenario. Charlie knurrt und Maurice sitzt wie ein Wächter vor dem Versteck. Mittlerweile hatte ich eine zweite Futterschüssel aufgestellt. Das klappte schon mal. Abwechselnd besuchten sie ihren Platz für die Nahrungsaufnahme. Überraschenderweise benutzten auch beide dieselbe Katzenkiste. Doch sonst gingen sie sich aus dem Weg. Charlie knurrte und Maurice eroberte die Wohnung. Mir tat der schwarzweiße, sonst so liebevolle und gemütliche Kater schon leid. Maurice saß bei mir auf dem Sofa und Charlie beobachte aus der Ferne argwöhnisch mit angelegten Ohren, das für ihn neue Wesen. Diese gestreifte Gefahr auf vier Pfoten.

Eines Abends, wie immer das Knurren, Pfauchen von Charlie und Maurice in Front des Katerkollegen. Plötzlich lautes Getöse, ein Sessel fällt um, einige meiner Bilder kippen ebenfalls  und knallen auf den Boden. Gekreische, Gejaule, Gefauche. Von meinem Sofa aus sehe ich zwei ineinander verhakte Kater, die sich gegenseitig in den Nacken beißen. Im Clinch liegend rollen die beiden durch das Zimmer. Ich sehe Katzenhaare büschelweise durch die Luft fliegen. Charles der IV. versus Gangsta Maurice. Im ersten Moment dachte ich, die bringen sich jetzt um, und wollte mich schon einmischen. Ab und zu ließen von einander ab und der eine rannte den anderen wie von der Tarantel gestochen nach. Sie fetzten wie wahnsinnig durch die Wohnung. Über die Tische, durch die Küche über die Theke wieder retour ins Wohnzimmer. Etliche Blumentöpfe, Teelichter, Gläser und andere Einrichtungsgegenstände flogen durch die Gegend.

Es reichte. „Charlie!“ rief ich und dann „Maurice, ausssss!“ Stille. Ich hörte kurz wie Maurice zurück keppelte. Charlie lief in geduckter Stellung an mir vorbei. Er würdigte mich keines Blickes. Richtig sauer sah er aus. Aber er saß das erste Mal, seit drei Wochen nicht mehr unter dem Schreibtisch. Das Revier war wohl nun klar abgesteckt. Zumindest für diesen Abend.

In den nächsten Wochen kam es hin und wieder noch zu kleineren Raufereien. Doch das war bei weiten nicht so schlimm, wie die Prämiere. Dieser Kampf erinnerte mich an die Catcher am Heumarkt. Laut und gnadenlos ringend und um jeden Preis oben bleiben. Dennoch habe ich nie blutende Wunden entdeckt, lediglich ausgerupfte Fellteilchen. Aber die wuchsen ja nach.

Maurice wurde mittlerweile kastriert und ist ein wenig entspannter als zu Beginn. Doch er unterscheidet sich im Charakter wesentlich von Charlie. Er ist nach wie vor sehr neugierig, begrüßt jeden Gast, fordert sein Futter miauend ein, hüpft gerne durch die Gegend, schnattert beim Fenster raus, wenn Vögel in Sichtweite sind und schärft sich seine Krallen am Metallspindkasten im Vorzimmer. Außerdem ist er ein sehr höflicher Kater, wenn man an ihm vorbeigeht, gibt er ein gurrendes Geräusch von sich und umkreist die Beine. Fressen würde er wohl den ganzen Tag und wehe es steht ein nicht ganz leergegessener Teller in der Küche. Der wird auf jeden Fall von Maurice blitzblank geleckt. Er hat mich noch nie angefaucht, gebissen oder gekratzt. Wenn er etwas nicht mag, geht er einfach.

Sein Lieblingsschlafplatz ist unter meiner Decke. Ich liege meist in Embryostellung auf dem Sofa, er tupft dann mit seiner Pfote an der Decke und betritt selbstbewusst die gemeinsame Hölle. Er dreht sich ein wenig in die passende Richtung, kurz einmal mit dem Hinterteil und seinem hochgestellten Schwanz in die Höhe gestreckt in mein Gesicht haltend. Bis er dann endlich eingerollt an meiner Brust liegt. Er atmet kurz erleichtert aus und drückt sich ganz dicht an mich. Manchmal streichle ich seinen flauschigen Bauch oder massiere seine elastischen Fußballen und er streckt entspannt die Pfoten von sich. Dann liegen wir da, wie Zwillinge im Mutterleib und schlafen gemeinsam ein. Ein richtiger Kuschelkater.

Mein Exfreund hat sich mittlerweile zwei riesige Fischaquarien zugelegt. Maurice ist nun kein Gastkater mehr. Er ist bei mir geblieben. Charlie hat Maurice sogar schon einmal vermisst, als er eine Woche zur Behandlung bei der Tierärztin musste. Die Beiden raufen nur noch selten. Sie teilen sich eine Katzentoilette, nacheinander selbstverständlich. Sie fressen aus unterschiedlichen Schlüsselchen, manchmal sogar nebeneinander. Es gibt sogar seltene Momente, wo sie friedlich nebeneinander liegen. Irgendwie sind sie ganz gute Kumpel geworden.

Katzen wird ja einiges nachgesagt, wie ihre Eigenwilligkeit. Ein wenig Wahres scheint dran zu sein. Zumindest hat jede für sich ihren ganz speziellen Charakter. Unikate auf vier Pfoten.

Ich hoffe, dass die Beiden noch sehr lange leben. Für mich sind sie, gerade in den letzten Jahren zu einem bedeutsamen Teil meines Lebens geworden. Gerne beobachte ich meine Katern bei ihren Aktivitäten und freue mich, dass es ihnen gut geht. Miteinander und auch mit meinem Sohn und mir.

Hier noch einige Parallelen von Frau und Katze ;)

*Ihre Reaktionen sind absolut unvorhersehbar

*Sie jammern, wenn sie unglücklich sind

*Wenn du spielen willst, wollen sie allein sein

*Wenn du allein sein willst, wollen sie spielen *

Sie erwarten von dir, dass du sie bei jedem kleinen Mucks bewirtest.

*Sie sind launisch Sie lassen ihre Haare überall

*Sie treiben dich in den Wahnsinn und kosten dich ein Vermögen

Schlussfolgerung: Sie sind winzigkleine Frauen in billigen Pelzmänteln

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