Nach der Wahl wollen alle wissen, warum hat der Wähler so gewählt, wie er gewählt hat. Die einen erklären es sich damit, dass die Unterschicht etwas anderes will als die Oberschicht. Die anderen trennen Ost- und Westdeutschland, wieder andere glauben, man hat es mit Fortschrittlichen und Bewahrern zu tun, auch Land- und Stadtmenschen sind anders und haben unterschiedlich gewählt, natürlich darf auch in der Analyse nicht fehlen, dass Jung und Alt unterschiedliche Sichtweisen haben und auch, dass viel mehr Männer als Frauen die AfD wählen, ist da zu hören. Die Ängstlichen gegen die Mutigen, die Abgehängten gegen die Profiteure der Globalisierung, die Gebildeten gegen die Ungebildeten.

Sicher scheint in dem Ganzen jetzt erst einmal, dass nicht alle, die die AfD wählten, Rechtsradikale sind, das ist wenigstens schon mal etwas positives.

Woran hat es denn jetzt wirklich gelegen? Wahrscheinlich haben viele Faktoren zusammen gespielt, denn dass kann man ja nicht einfach mal so vereinfachen. Menschen sind so vielfältig wie sie eben mal sind. Da gibt es Ängstliche, die trotzdem fortschrittlich sind und Mutige, die trotzdem abgehängt werden. Da gibt es Profiteure der Globalisierung, die aber trotzdem auch traditionell sind, und es gibt auch Alte, die offen für Neues sind und eben auch Junge, die keine Veränderung haben wollen. Fortschrittliche Landmenschen gibt es genauso, wie Traditionsbewahrende Stadtmenschen.

Kann man so viele Menschen eigentlich analysieren und wird man denen dann auch gerecht?

Ist nicht genau auch das, was man immer den anderen vorwirft, dass man viele Menschen einfach über einen Kamm schert, ohne dass man den Einzelnen berücksichtigt? Wenn man die Migranten so nach Schema F verurteilt, dann kommt gerade von diesen Menschen, die jetzt ganz genau herausgefunden haben, warum man die AfD gewählt hat, eine Schimpftirade ohne Gleichen.

Aber ist das nicht auch eine Vorverurteilung, wenn man jetzt z.B. Ostdeutsche alle unter einen Generalverdacht stellt, sie wären den Fortschrittlichen im Weg? Da kann man jetzt nach der Wahl wieder ganz deutlich die Doppelmoral der Gutmenschen erkennen.

Auf jeden Fall habe ich mir die Talkshows nach der Wahl ganz genau angeschaut, wie sich die Politiker das Wahldesaster erklären wollten. Schon am Wahlabend sah ich da eine Kanzlerin, die nicht wusste, was sie anders machen sollte und eine völlig eingeschnappte SPD, die sich nicht erklären konnte, wie es zu diesem Ergebnis gekommen ist.

Meiner Meinung nach hat die SPD ihre Wahlschlappe selbst zu verantworten. Sie war einmal eine Arbeiterpartei und hatte genau da ihre Wählerschaft. Allerdings hat sie mit ihren Hartz 4 Reformen ihre eigenen Wählerschaft verraten. Das reicht aber noch nicht ganz, um zu erklären, weshalb sie jetzt so tief gefallen ist.

Ich kann das mal an Hand meines Wahlverhalten versuchen zu erklären. Vor 4 Jahren, als sie Mindestlohn und Rente mit 63 durchsetzten, sah ich die SPD wieder als meine Favoritin für die nächste Wahl an. Damals war ich ganz sicher, dieser geläuterten Partei 2017 meine Stimme zu geben.

Aber es kam anders. Es kam der September 2015 und ich sah eine völlig abgehobene Partei. Die Moralapostel schienen die Moral ganz allein für sich gepachtet zu haben. Da wurden Menschen verächtlich gemacht. Da wurde vom hohen Ross auf andere herab gespuckt.

Genau aus diesem Grunde, wollte ich eigentlich auch nicht mehr die Grünen wählen. Die ja schon länger den Hauch der Moralapostel vor sich her tragen.

Soll ich Leuten meine Stimme geben, die sich über andere erheben und von oben herab auf fehlbare Menschen schauen?

Die dann mit moralisch erhobenem Zeigefinger die Menschen dazu verdonnern wollen, so zu sein, wie sie sich das vorstellen? Und über alle anderen, die da nicht mitmachen wollen, macht man sich dann verächtlich?

Die Minderheiten werden zum Mass aller Dinge erhoben und die breite Bevölkerung muss sich anpassen, ob sie nun will oder nicht. Das hat mir schon länger nicht mehr gefallen.

Jetzt also auch die Sozialdemokraten? Die stolze Sozialdemokratie, die lieber wenig Stimmen hat, aber an sich selbst nichts verändern will? So nach dem Motto: „Wir haben alles richtig gemacht und wenn die uns nicht wählen, so sollen sie das halt bleiben lassen“.

Bei Frau Schwesig hatte ich zeitweise das Gefühl, dass sie die Stimmen, die jetzt der AfD zu gute kamen, erst gar nicht mehr zurück wollte. Lieber gehen wir mit erhobenem Haupte unter, als dass wir uns ändern. Wir wollen nichts verstehen.

Anstatt sich einmal Gedanken zu machen, wie sie die Wähler wieder zurück bekommen, bleiben sie auf dem Kurs, der zu dem Verlust geführt hat. Auch gut, jeder wie er will. Das ist deren demokratisches Recht. Dann aber darf man sich nicht darüber beklagen, warum man nicht mehr von so vielen gewählt wird.

Als Drohung habe ich es empfunden, als gesagt wurde, dass sie jetzt auf die Wähler zugehen wollten und sie von ihrem Kurs überzeugen wollen. Für mich bedeutet das, sie wollen jeden einzelnen Wähler bequatschen, dass er für unbegrenzte Migration ist.

Seinen wir doch mal ehrlich, die AfD hat ja in erster Linie die Stimmen der anderen Parteien bekommen, weil sie eben gegen unbegrenzte Migration ist. Das ist wohl das am wahrscheinlichste Motiv der abgewanderten Wähler.

Warum wohl macht die CDU/CSU denn jetzt gerade die Grenzen etwas dichter? Die haben letztendlich verstanden. Aber die SPD will ja erst gar nicht verstehen. Sie will unbegrenzte Migration. Auch wenn sie dadurch untergehen.

Eine große Mehrheit der Bevölkerung will aber keine ungebremste Migration. Sie wollen lieber eine geordnete Zuwanderung in einem überschaubarem Rahmen. So dass das nicht mehr aus dem Ruder läuft wie 2015.

Dieses Gerede mit dem „aber 87% der Wähler wollen auch keine Begrenzung“ ist doch ein Ammenmärchen. Umfragen ergeben immer, dass die Mehrheit der Bevölkerung eben keine unbegrenzte Migration will. Außerdem stimmt diese Zahl sowieso nicht. Denn nicht jeder, der nicht die AfD (13%) gewählt hat, ist auch für unbegrenzte Migration. Ich kenne viele Leute, die auch die Begrenzung wollen, aber trotzdem die Etablierten gewählt haben.

Auch die FDP hat davon profitiert, weil sie sich im Wahlkampf gegen unbegrenzte Zuwanderung (vor allem in die Sozialsysteme) ausgesprochen hat. Es ist also eine schlichte Lüge und das wissen die Politiker auch. Also weit mehr als 13% wollen diese Art der Zuwanderung nicht. Das ist Fakt.

Und wenn die SPD nicht auch noch auf diesen Zug der Begrenzung aufspringt, wird sie weiter verlieren. Eine hoch moralische Partei, die auf die anderen herab schaut und lieber keine Stimmen von den Menschen haben will, die sich nicht ganz so moralisch in ihrem Sinne benehmen, wird sich dann die Stimmen wohl mit der anderen Moralapostelpartei, den Grünen, teilen müssen.

Am Wahlabend war ich auf jeden Fall froh, dass ich so gewählt habe, wie ich gewählt habe. Eigentlich habe ich noch nie eine Wahlentscheidung bereut, weil ich mir vorher ganz viele Gedanken dazu mache.

Übrigens, ich brauche keinen Wahlkampf und ich will auch nicht von den Politikern bequatscht werden. Meine politische Willensbildung mache ich mir immer selbst und wenn ich weiß, was für mich jetzt gerade am Wichtigsten erscheint, dann suche ich mir die Partei, die diesen Willen am besten vertritt und die bekommt mein Wahlkreuz.

Das kann von Wahl zu Wahl verschieden sein. Denn es gibt ja immer andere Baustellen, die mir gerade am Wichtigsten erscheinen. Und die Parteien haben ja unterschiedliche Lösungsvorschläge und da suche ich mir immer den heraus, der mir dafür am besten geeignet erscheint. Also ihr Parteien strengt euch an, bietet Lösungsvorschläge zu den Problemen unseres Landes an, die auch den hier lebenden Menschen gefallen.

Politik sollte eigentlich für alle Bürger des Landes gemacht werden, eben auch für die Unterschicht, genau so wie für die Oberschicht, für die Gebildeten und die Ungebildeten, für die Ängstlichen und die Mutigen, für die Stadtmenschen und die Landbevölkerung, für Männer und für Frauen, für die Traditionellen und die Fortschrittlichen, für Junge und Alte, für die Profiteure und die Abgehängten.

Bei all den Problemen, die wir hier haben, und die noch auf uns zukommen, da kommt es einem fast wie eine Farce vor, dass man sich in der Politik nur noch Gedanken um Migranten zu machen scheint, dass es denen ja an nichts mangelt und es denen ja gut geht. Deren Rechte sind wichtiger als unsere eigenen Rechte, wo gibt’s denn so etwas? Nirgends auf der ganzen Welt haben Fremde mehr Rechte als Einheimische. Da scheint etwas falsch zu laufen.

Selbstverständlich soll man Menschen in Not helfen, aber man darf das nicht an die erste Stelle setzen und sich fortan nur noch um deren Belange kümmern wollen.

Wenn ihr mich fragt, warum die Wahl so ausging, wie sie ausging, dann ist meine Meinung dazu folgende: Der Satz „Flüchtlinge first“, der im Herbst 2015 gesagt wurde, der ist den Parteien auf die Füße gefallen. Wenn man das ändert, dann klappt´s auch wieder mit den Wählern.

Und noch ein letztes: Hochmut kommt vor dem Fall! Nicht jeder Mensch ist so edelmütig und selbstlos in seinem Verhalten. Und wenn man jetzt diese Leute geschimpft, dann braucht man sich auch nicht wundern, wenn die einen nicht wählen.

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