Der Täter griff seine Oper dort an, wo sie am verletzlichsten waren. Als der Chef der Kriminalpolizei von Les Mureaux gegen 21 Uhr nach Hause kam, wurde er vom Attentäter vor seinem Haus mit einem Messer attackiert und mit mehreren Messerstichen ermordet. Dabei rief der Mörder mehrfach "Gott ist groß". Der Täter nahm daraufhin die Frau seines Opfers und das dreijährige Kind als Geisel und verschanzte sich im Haus. Auch während der Verhandlungen zwischen Täter und Polizei-Spezialeinsatzkräften bekannte sich der unbekannte Attentäter mehrfach zu seiner Verbindung zum "Islamischen Staat".

Als es zu keiner Verhandlungslösung kam, stürmte die RAID kurz darauf das Gebäude und erschoss den Terroristen. Die Frau des Polizeibeamten wurde ebenfalls ermordet aufgefunden, das Kind überlebte unverletzt, jedoch schwer geschockt. Wer der Täter war, bzw. wie er an die Wohnadresse seines Opfers kam ist zum gegenständlichen Zeitpunkt unbekannt.

Nach dem Massaker von Orlando ist das nun die zweite Tat innerhalb von nur 24 Stunden, die von einem Einzeltäter verübt wurde. Beim Täter von Orlando ergaben die bisherigen Ermittlungen als Motiv eine Mischung aus Homophobie und einer Selbstradikalisierung, die der Mann über diverse islamistische Internet-Seiten durchlebt hat.

Über den Attentäter von Frankreich ist aktuell noch nichts bekannt.

Nach den großflächigen Anschlägen der letzten 18 Monate(Charlie Hebdo, Bataclan, Brüssel) scheint der IS-Terror nun eine neue Ausprägung anzunehmen. Nicht mehr nur die hochkomplexen, nur mit sehr aufwändigen logistischen Herausforderungen umzusetzenden Gewalttaten werden angestrebt, nein, wir erleben im Moment eine Art "Franchise-Vergabe" an Einzeltäter.

Diese verüben Gewalttaten gegen Einzelpersonen, aber (siehe Orlando) auch gegen größere Ziele – angestrebt wird dabei augenscheinlich ein Maximum an Opfern, bzw. eine besondere Abscheulichkeit der Tat (siehe z.B. auch die Ermordung eines Gardisten in London - hier benutzten die zwei Täter Macheten um ihr Opfer auf offener Straße umzubringen) – und beides mit dem Ziel größtmögliche Verunsicherung, aber auch Instabilität zu produzieren. Während der Tat berufen sich die Attentäter auf IS.

Für die Sicherheitskräfte bringt diese neue Anschlagswelle das Problem mit sich, dass diese Einzeltäter kaum im Vorfeld eines Attentates aufzufinden sind. Der Täter von Orlando war zwar bereits einmal im Visier von FBI-Ermittlungen, aber augenscheinlich waren die Verdachtsmomente gegen ihn dann doch nicht groß genug, um eine längerfristige Kontrolle des Mannes zu rechtfertigen.

Dieses Problem ist in den USA schon bei mehreren Anschlägen evident geworden, im EU-Bereich wird das Thema aber noch einmal durch die Tatsache, dass es sich um rechtlich souveräne Einzelstaaten mit eigenem Justiz/Exekutiv/Geheimdienst-Bereich verschärft. Schon bei den Anschlägen von Paris wurde die fehlende Vernetzung der Ermittlungsaktivitäten zwischen den EU-Ländern moniert. Jetzt, in einem Szenario wo augenscheinlich radikalisierte Einzeltäter nicht mehr länger nur zusehen wollen, sondern selbst Aktionen setzen, wird diese Komplexität noch vervielfacht.

Die nächsten Tage werden mehr Klarheit zur Person des Täters bringen - Fakt ist allerdings, dass die im letzten Jahr stattgefundene Flüchtlingsbewegung durch Europa die Sicherheitslage nicht unbedingt verbessert hat. Auf Grund der fehlenden, bzw. nicht koordinierten Erfassung der Personendaten beim Grenzübertritt aber auch des in weiterer Folge vergegenwärtigten Verschwindens von tausenden von Flüchtlingen aus ihren Quartieren (hier weiß man bis jetzt nicht, wo die Verschwundenen hingekommen sind) ergibt sich ein hohes Risikopotential für Anschläge, die durch radikalisierte Einzelpersonen verübt werden. Angesichts des augenscheinlich nicht wirklich stringent umgesetzten Betreuungskonzepts für die Flüchtlinge in ihren aktuellen Quartieren (siehe Vergewaltigung am Praterstern - die Täter waren minderjährig und in Quartieren in NÖ und Burgenland untergebracht. Die Tat verübten sie Mitten in der Nacht in Wien) stellt sich auch hier die Frage, ob hier nach vorne gerichtet nicht auch ein Sicherheitsrisiko produziert wird. Auch in der Erfassung/Beobachtung von Personen, die in Syrien auf Seiten des IS aktiv wurden hat man lange Zeit Seitens der staatlichen Autoritäten nicht wirklich agiert, sondern lediglich im Anlassfall reagiert. Bei der Analyse der Agitationswege im Internet, ist man sicher noch nicht am Ende der Analysen angekommen.

Für die europäischen Länder ist vor allem auch die Frage relevant, ob und wenn ja nach welchen Kriterien diese Einzeltäter ihre Opfer suchen - gibt es im Hintergrund entweder virtuell/Internet oder auch über Treffpunkte gesteuert Handlungsanweisungen wer geeignete Opfer wären(so wie jetzt in Frankreich etwa Repräsentanten der Exekutive), oder sind es nur beliebige Menschen die hier für Manifestationen von Gewalt ausgewählt werden. Zielen die Aktivitäten der Täter auf Organe des Staates ab, so erreichen wir hier natürlich auch einen neuen Status was die Qualität der Anschläge betrifft.

Menschen sind tot, die Gesellschaft verunsichert. Auch wir in Österreich sollten unsere Aufmerksamkeit erhöhen, wenn es darum geht extreme Individueen zu lokalisieren.

shutterstock/Prazis

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