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Es ist ein schönes Land, mit seinen 2000 Küstenkilometern, seinen Lagunen und Meerengen, den herrlichen Inseln und der Weite des Landes, den Flüssen und Kanälen, den Naturschutzgebieten und Nationalparks, seinen historischen Städten und Sehenswürdigkeiten. Und in diesem Land gedeiht eine artgerechte Spezies, der wahre Deutsche, sozial, frei und national.

Mecklenburg-Vorpommern liegt im Gebiet der ehemaligen DDR, im Norden an die Ostsee, im Westen an Schleswig-Holstein und Niedersachsen, im Süden an Brandenburg und im Osten an Polen grenzend. Die Landeshauptstadt ist Schwerin. Eine Region, gesegnet mit natürlicher Schönheit, jedoch nicht unbedingt mit wirtschaftlichem Glanz.

Und mitten in diesem landschaftlich betörenden Strich Erde, liegt ein kleines Dorf mit gerade mal 35 Einwohnern, ein kleiner Ort, wie er sich überall in Deutschland oder auch in einem anderen Land finden könnte. Es gibt natürlich ein paar Kleinigkeiten, die auffallen, wenn man den Ort betritt. Empfangen wird man von einem Bild der heilen Familie, Vater, Mutter, drei Kinder, nett und adrett. Vielleicht ein wenig altmodisch, aber Nostalgie allein tut nicht weh. Vielleicht wird man stutzig, wenn man das Ortsschild „Dorfgemeinschaft Jamel, frei – sozial – national“ und den Wegweiser, der angibt wohin man sich wenden muss, wenn man nach Braunau am Inn, Königsberg und Wien/Ostmark kommen möchte. Erfährt man dann noch, dass der bekannte NPD-Politiker und einschlägig vorbestrafte Sven Krüger hier wohnt und arbeitet, dann weiß man, man befindet sich in einem Nazidorf, mitten in Deutschland. Und das Bild der familiären Idylle entpuppt sich als die getreue Abbildung der Familienideologie des Dritten Reiches. Nur ein wenig irritierend ist es trotzdem.

Nazis kommen nicht mehr daher, mit Springerstiefeln und Glatze, sondern als biedere Menschen, so wie Du und ich, die einem Beruf nachgehen, sich um ihre Familie kümmern, bei den Nachbarn grillen, und dazwischen schon mal Andersdenkenden das Haus abfackeln, auf dass sie das Weite suchen oder Hitlers Geburtstag feiern und die Reichskriegsflagge hissen. Menschen wie Du und ich. Asylantenheime werden angezündet, und wer sich nicht selbst zündeln traut, der steht daneben und klatscht.

Jamel ist nicht der einzige Ort, den die Nazis im Osten okkupierten, sondern es ist ihnen gelungen auch andere Gemeinden unter ihre Kontrolle zu bringen, mit Hilfe von Gewalt und Einschüchterung. Darin gehört ihnen die Herrschaft und sie bleiben darin auch weitgehend unbehelligt. So wird in der Umgebung von Jamel das bundesweite Netzportal MupInfo betrieben. NPD, Kameradschaften und nichtorganisierte Rassisten finden hier zusammen. Und die Kinder werden in diesem Geist erzogen.

Zum Glück ist das alles ganz weit weg. Dagegen ist das Lesen des „Roten Eckhard“ und diverser Kärntner Heimatblättchen beinahe amüsant, wie es der eine oder andere betreibt. Vielleicht auch der nette, alte Nachbar. Da ist es eher als schrullig zu bezeichnen. Das tut doch niemanden weh. Und man muss doch auch nicht immer den Teufel an die Wand malen. Aber wer weiß, vielleicht fing es auch in Jamel so harmlos an. Aber was kümmert es, denn Mecklenburg-Vorpommern ist landschaftlich so schön, da muss man sich den Tag von solchen Kleinigkeiten nicht verderben zu lassen.

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