Was Danny Butch in diesem Sommer beschäftigt hat. Und wie schnell das unwichtig wurde.

Eigentlich wollte ich mich mit diesem Beitrag aus dem Urlaub zurückmelden. “Sommer in Österreich” hätte ein freundlich-fröhliches Stück Kulturgut werden sollen, indem ich meinen Urlaub in Österreich augenzwinkernd reflektiere. Es wäre ein fester Spaß geworden, Schenkel wären geklopft, Brüller gebrüllt worden und die Gesellschaft wäre wieder zufrieden in dem Bewusstsein eingeschlafen, von König Lustig (ich) beseelt worden zu sein. Es wären alle Klassiker meiner typischen Österreichkritik dargeboten worden, Kärntnern wäre bei der Suche nach ihrer heruntergefallenen Sonne geholfen worden, Tiroler hätten “Banane-sch” gesagt und vielleicht wäre mir sogar etwas über Wiener eingefallen (schwer, aber vielleicht).

Es wäre ein simpler Text geworden, der sich Phänomenen wie der Rechts-Überholsucht der Österreicher auf Autobahnen angenähert hätte. Aber eigentlich wäre das momentan nur äußerst unpassend und es vergeht mir schlicht die Lust. Wie soll jemand über den Möchtegern-Vettel aus Mürzzuschlag lachen, wenn auf denselben Autobahnen 50 Menschen auf dem Raum eines Kleinlastwagens (!!) ersticken. Nein, es ist noch nicht geklärt, ob es 50 Opfer sind, aber das nur, weil die Verwesung schon eingesetzt hat. Und diese Dinge passieren in Österreich. “Oida, in Österreich! Bei Neisiedl unten! Des is durt, wosd ins Outlet-Center fohrst!” Warum muss ich den Sauproleten, der zwei Häuser weiter wohnt, zu Wort kommen lassen?

Das Unbegreifliche

Man muss sich das einmal vorstellen. Wenn man das überhaupt kann. 50 Menschen werden in einen LKW gepfercht, dessen Größe an anderer Stelle gerade mal ausreicht, dass man das neue Schlafzimmer vom XXLutz damit ausführen könnte. Und diese Leute machen das ned für einen blöden “Wetten Dass”-Stunt, sondern müssen von Serbien an und ohne Pause um ihr Leben fürchten und kämpfen. Oida, ich halt nicht mal eine Fahrt an den Plattensee ohne Pause aus. AUF DEM BEIFAHRERSITZ UND MIT KLIMA!!

Und jetzt ist es passiert. Auf einem dieser Transporte hat das Schicksal nicht mehr mitgespielt und die “Insassen” (allein der Begriff is zynisch, Passagiere wäre es aber auch) sind wohl erstickt. MITTEN IM BURGENLAND. Nicht in Aleppo. Nicht in Bagdad. Nein, zwischen der Abfahrt zum Neusiedlersee und den günstigen Schuhen im Outlet-Center, wo jedes Jahr einige Wiener sich zum ersten Mal in ihrem Leben auf einer Autobahn verfahren, weil sie das Nova Rock suchen. Ich bin nicht mal mehr schockiert, ich kann das wirklich nicht mehr in mein Weltbild einordnen. Ich will mit diesem Beitrag auch keine Diskussion anstoßen. Ich will wirklich nur, dass jeder sich kurz bewusst macht, was da heute passiert ist.

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Silvia Jelincic

Silvia Jelincic bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:13

fischundfleisch

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Danny Butch

Danny Butch bewertete diesen Eintrag 14.12.2015 23:17:13

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