Postenbesetzungen - ein Lehrbeispiel

Um 1958/1960 gab es einen Generaldirektor der Stickstoffwerke Linz mit dem Namen Viktor Hueber.

Die SPÖ hatte dem Mann diesen Posten verschafft, weil sein Vater in den 1930er Jahren ein berühmter Sozialist und Antifaschist gewesen ist – sozusagen als Dankbarkeit für die Verdienste seines Vaters.

Dieser Generaldirektor schloss einen Vertrag mit einer Schweizer Kapitalistenfirma – um nicht ein anderes Wort dafür zu verwenden – ab, wonach diese Firma / das Handelshaus die gesamten Auslandsgeschäfte der Stickstoffwerke Linz abwickelt und dafür eine Provision bekommt.

Die Geschäfte liefen sehr gut, weil das Schweizer Handelshaus SADI = Société Anonyme d'Importation – beste geschäftliche Kontakte zu vielen Ländern in Europa und im nahen Osten hatte. Alle Beschäftigten und Führungspersonen der Stickstoffwerke freuten sich und erwarteten einen fetten Gewinn.

Nach dem Jahresabschluss stellten sie fest, dass sie einen gewaltigen Verlust eingefahren hatten. Die hohen Provisionen und überhöhte Vermittlergebühren für den Schiffstransport hatten den Gewinn aufgezehrt.

Das hätte doch der Bilanzbuchhalter nach wenigen Monaten bemerken müssen, dass die Finanzen der Firma aus dem Ruder laufen. Aber wahrscheinlich haben die Spießgesellen das so verschleiert, dass die Provisionen erst im Nachhinein verrechnet worden sind.

Der Viktor Hueber wurde vor Gericht gestellt, er wurde für den Verlust seiner Firma verantwortlich gemacht. Der Mann wurde freigesprochen. Er hatte sich damit gerechtfertigt, dass er keine kaufmännische Ausbildung hatte. Somit hatte er nicht erkennen können, dass er mit den von ihm unterschriebenen Verträgen ein Verlustgeschäft einfährt.

Ja – das ist auch Korruption – wenn jemand seinen Arbeitgeber zugunsten einer anderen Firma schädigt – wobei er sich selber den Sack anfüllt.

Der Hueber wurde von den Stickstoffwerken im Auftrag des Staates gefeuert. Er bekam von der Schweizer Firma SADI einen hohen Posten in der Geschäftsführung. Den Schweizern war er gut genug, obwohl er keine kaufmännische Ausbildung hatte.

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Es ist im Internet kaum etwas über die Personen und Ereignisse zu finden. Es gibt noch einige Stenographieprotokolle aus dem öst. Parlament.

https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/X/AB/AB_00022/imfname_465184.pdf

https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/IX/AB/AB_00206/imfname_501320.pdf

https://www.parlament.gv.at/PAKT/VHG/IX/NRSITZ/NRSITZ_00070/imfname_156810.pdf

(es ist niemand aufgefordert, das zu lesen, weil das zum Teil sehr lange Texte mit anderen Inhalten sind).

In den Zeitungsredaktionen werden sie noch die alten Zeitungen aus dieser Zeit archiviert haben, aber das ist nicht öffentlich zugänglich. Die SPÖ hat allerhöchstes Interesse daran, die damaligen Entgleisungen unter den Teppich zu kehren.

Anmerkung:

In der Staatsindustrie wurden die Direktorenposten nach dem Proporz aufgeteilt. Die SPÖ besetzte 2 Vorstandsdirektoren, darunter den Generaldirektor, die ÖVP besetzte auch 2 Vorstandsdirektoren in den Österreichischen Stickstoffwerken.

Es sei noch angemerkt, dass viele dieser Führungspersonen sehr qualifiziert waren und hohe Führungsqualitäten hatten. Natürlich macht man hin und wieder mal eine Fehlentscheidung.

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