Ich weiss schon, das kann jetzt wieder eine heikle Debatte werden, die an die Grenzen dessen stösst, was mit der angeblichen "Gleichbehandlung aller Religionen" einen hohen Stellenwert hat. Eigentlich bin ich in vielerlei Hinsicht katholizismuskritisch, aber trotzdem gibt es aus meiner Sicht einige Argumente, dass das Christentum die bessere Religion, insbesondere als der Islam sei.

Dafür, dass das Christentum die bessere Religion als der Islam sei, bringe ich folgende Argumente vor:

1.) der größere Pazifismus und die größere Friedlichkeit des Christentums im Vergleich zum Islam: Jesus Christus liess sich wehrlos kreuzigen, er hielt Jünger davon ab, zu kämpfen, er predigte "Feindesliebe", er predigte, die andere Wange hinzuhalten, wenn man geschlagen wird. Im Unterschied zum Islam: Mohammed, der Religionsgründer des Islam, war auch gleichzeitig Heerführer, während Jesus reiner Prediger war. So gesehen ist das Christentum auch die spirituellere Religion.

Damit einher geht auch der Unterschied im "Märtyrer"-Begriff: während im Christentum ein Märtyrer jemand ist, der für seinen Glauben wehrlos stirbt, läuft der islamische Märtyrer-Begriff auf den Selbstmordattentäter hinaus.

2.) Die größere Gewaltenteilung, die Trennung in Staat und Kirche bei Christentum. Jesus war reiner Prediger ohne politische und militärische Macht, während Mohammed gleichzeitig religiöser, politischer und militärischer Führer war. Das Fehlen der Gewaltenteilung, der Nichttrennung von Kirche und Staat äußert sich in krassester Form in islamischen Theokratien wie dem Iran, wo man, um politische Macht ausüben zu können, schiitischer Geistlicher sein muss, und wo ein von Ajatollahs gebildeter sogenannter "Wächterrat" das Recht hat, Allen das passive Wahlrecht anzusprechen, d.h. alle Kandidaten abzulehnen, die ihm mißfallen, zum Beispiel, weil sie keine schiitischen Geistlichen sind.

Das ist ungefähr so, als würden in Österreich nur katholische Geistliche für Ämter wie Bürgermeister, Nationalratsabgeordneter, Kanzler und Präsident kandidieren dürfen und sonst niemand.

Es wundert ja, dass diejenigen, die bereits in dem Aufhängen von Kreuzen Klerikalfaschismus zu erblicken glauben, bei Theokratien wie dem Iran überhaupt keinen Klerikalfaschismus sehen.

3.) Womit wir beim Kreuz wären: das Kreuz ist ein seltsames Symbol, erinnert es doch an die Kreuzigung. Abgesehen von der religiösen Bedeutung kann man im Kreuz auch ganz andere Bedeutungen erkennen: z.B. dass man im Interesse des Staatsganzen manche unangenehme Dinge akzeptieren muss. Das Kreuz ist so gesehen auch eine Mahnung zur Bescheidenheit und zum Verzicht, der eben gerade in einer multireligiösen und multikulturellen Gesellschaft wichtig ist, weil das Beharren auf dem eigenen religiösen Extrem allzuft zum Religionskrieg führt. Das soll jetzt keine Befürwortung einer Kreuz-Aufhänge-Pflicht in öffentlichen Gebäuden sein, aber eine derartige Kreuzaufhängepflicht erscheint mir immer noch als besser oder weniger schlecht als eine Pflicht, islamische Halbmonde in öffentlichen Gebäuden aufzuhängen. Das Kreuz erinnert auch an die Katakomben-Phase des Christentums, an die Geschichte des Christentums als bescheidene Untergrundkirche in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung.

4.) Im Christentum gibt es auch anders als im Islam keine asymmetrische Endogamie, keine Heirats- und Beziehungsverbot. Eine Muslima darf laut Koran bzw. Koraninterpretationen keinen nicht-islamischen Mann heiraten oder eine Beziehung mit ihm eingehen, ansonsten drohen ihm oder ihr ein Ehrenmord.

5.) Mohammed, der Religionsgründer des Islam war mit der achtjährigen Aischa verheiratet, während Jesus bis zu seinem jungen Tod im Alter von ca. 29 unverheiratet geblieben war. In Bezug auf religiose Wegbereiterschaft für Kindesmißbrauch ist das Christentum daher die unproblematischere Religion als der Islam.

Abschliessend: mir erscheinen auch Bahai oder Konfuzianismus als bessere Religionen oder Ethiken als der Islam.

Wobei man bei den Bahai dazusagen muss, dass ihre Stellung aufgrund des Koran besonders schlecht ist, weil sie wegen der späten Gründung im Koran nicht als "Schriftbesitzer" und als minderwertige , aber doch Minimal-Rechte-besitzende "Dhimmi" (wie Christen und Juden) sind. Zudem widersprechen die Bahai denjenigen Islaminterpretationen, die davon ausgehen, dass der Islam wegen der späten Gründung die beste Religion sei, in die angeblich die guten Aspekte aller vorangegangenen Religionen eingearbeitet seien. Nach der in vielen Islam-Interpretationen üblichen Logik, der Islam sei besser als Christentum und Judentum, weil später gegründet, müsste die Bahai-Religion, weil noch später gegründet als der Islam, eigentlich eine noch bessere Religion sein als der Islam.

Der Grundthese, dass die Bahai-Religion besser sei als der Islam, z.B. weil pazifistischer, kann man ja durchaus zustimmen, auch wenn man die These, die Bahai-Religion sei alleine schon aufgrund der späteren Gründung besser als der Islam, als Automatismus kritisch gegenübersteht.

Andererseits hat die These, dass die Bahai-Religion aufgrund der Kenntnis der Fehler des Islam, insbesondere des Schiitentums, die Fehler des Islam vermied, durch etwas für sich.

Und genau die große Konkurrenzfähigkeit der Bahai-Religion im Vergleich zum Islam ist vielleicht der Grund, warum die Bahai, die ursprünglich eine rein persische Religion waren, fast vollständig aus dem heutigen Iran vertrieben wurde. Und diese fast völlige Vertreibung der Bahai aus dem Iran, weil die Bahai vielfach die sympathischere und attraktivere Religion als der Islam ist, ist der Grund dafür, warum die Bahai heute eine kleine Weltreligion sind.

P.S.: eine der großen Problematiken des Gleichheitsgrundsatzes ist die Frage: "Wie behandelt man Ungleiches gleich ?"

Abgewandelt auf die Ausgangsfrage hiesse das: ist der Islam den anderen Weltreligionen ähnlich genug, dass man den Grundsatz der Gleichbehandlung aller Religionen auch für den Islam gelten lassen könnte ?

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