Mögen Muslime Hunde wirklich nicht?

Erstens einmal gibt es im Islam zwei schriftliche, bzw. überlieferte Grundlagen: das eine ist der Koran, und das andere sind die Hadithen. Die Zuverlässigkeit des Koran ist hoch, in dem Sinne, dass man relativ sicher sein kann, dass Mohammed das sagte, was er laut Koran sagte.

Bei den Hadithen ist das anders: Hadithe sind nach dem Tod von Mohammed über Dritte und Vierte gesammelte Aussprüche von Mohammed, oder zumindest der Versuch davon.

Bei Hadithen können sich zahlreiche Fehler einschleichen:

1.) Das Stille Post-Prinzip: Person X hat gesagt, dass Person Y gesagt hat, dass Person Z gesagt hat, dass Mohammed angeblich gesagt habe, dass ...

Beim Spiel "Stille Post" wird eine Botschaft immer nur von einer einzigen Person zu einer anderen einzigen Person weitergegeben, und zwar so, dass die anderen nichts davon hören, und das über eine lange Kette: wie zu erwarten, kann am Ende der Kette eine ganz andere Geschichte herauskommen als am Anfang der Kette, weil jeder ein bisschen was verändert, oder ein bisschen was vergißt, was in einer Kette eine sehr große Abweichung ergeben kann.

2.) Das Verschwinden des Kontexts: diese Hadith-Aussagen werden oft so abgöttisch verehrt, als wären sie unumstössliche Weisheiten, was sie aber nicht sind, zumindest nicht immer. Oft vergaß ein Hörer den Kontext oder eine Nebenbedingung einer Mohammed-Aussage, oft war das Erinnerungsvermögen an den genauen Spruch nach Jahrzehnten getrübt.

Diese Fehler sind mit der angeblichen oder wirklichen Göttlichkeit von Mohammed durchaus vereinbar, weil die Weitergabe über oft mehrere menschliche, fehlbare Zwischenstationen erfolgte.

Aber zurück zu den Hunden, erst einmal zu den Hunden im Koran (im Konkreten der Henning-Übersetzung):

Sure 5,4 "Sie werden dich fragen, was ihnen denn erlaubt ist. Sprich: »Erlaubt sind euch die guten Dinge und (die Beute) wilder, (wie Hunde) abgerichteter Tiere, indem ihr sie lehrt, wie Allah euch belehrt hat. Esset von dem, was sie für euch fangen, und nennet Allahs Namen darüber und fürchtet Allah. Siehe, Allah ist schnell im Rechnen"

https://koran.rocks/fuenfte-sure-der-tisch

Hier ist angesprochen die Verwendung der Hunde als Nutztiere in der Jagd zum Beispiel oder als Hirtenhunde, zwei Verwendungen von Hunden, die schon zu Zeiten Mohammeds gebräuchlich waren.

Was zu Zeiten von Mohammed unbekannt war, war, dass man Hunde auch als Blindenhunde verwenden kann. Das führt z.B. dazu, dass immer wieder muslimische Taxifahrer Leuten mit Blindenhunden die Fahrt verweigern, was besonders problematisch ist, wenn 90% - 100% der Taxifahrer an einem Taxistandplatz Muslime sind, weil der Betreffende Fahrgast mit Blindenhund dann keinen Fahrer finden kann.

Der springende Punkt ist aber, dass die Blindenhunde genau ins Schema der laut Koran erlaubten Hunde fallen, der nützlichen, abgerichteten Hunde. Sodass man eigentlich auch diese Blindenhunde als erlaubt betrachten muss aus islamischer Sicht. Und es stellt sich die Frage, ob die islamischen Rechtsgelehrten hier nicht falsch liegen.

Sure 18,18: "Und du hättest sie für wach gehalten, wiewohl sie schliefen; und wir kehrten sie nach rechts und links. Und ihr Hund lag mit ausgestreckten Füßen auf der Schwelle. Wärest du auf sie gestoßen, du würdest dich vor ihnen zur Flucht gewendet haben und wärest mit Grausen vor ihnen erfüllt."

Sure 18,22: "Wahrlich, sie werden sprechen: »Sie waren ihrer drei, und der vierte von ihnen war ihr Hund.« Und (andre) werden sprechen: »Fünf , und der sechste war ihr Hund« – ein Hinundherraten über das Verborgene. Und sie werden sprechen: »Sieben, und der achte war ihr Hund.« Sprich: »Mein Herr kennt am besten ihre Zahl; nur wenige wissen sie.« Und äußere über sie im Disput nur eine klare Äußerung und erkundige dich hierüber bei keinem."

(In dieser Sure werden Hunde so gezählt wie Menschen, was man als koranische Anweisung sehen kann, Hunde zumindest in mancher Hinsicht so zu behandeln wie Menschen)

https://koran.rocks/achtzehnte-sure-die-hoehle

Es gibt mehrere islamische Denkschulen: Schiiten und Sunniten und unter den Sunniten Hanafiten, Hanbaliten, Malikiten und Shafiiten. Die angebliche österreichische Anerkennung des Islam 1911 oder so bezog sich eigentlich nur auf den hanafitischen Islam, auf keine andere Spielart. Diese verschiedenen Denkschulen haben unterschiedliche Ausfassungen darüber, ob Hunde rein oder unrein, Hundespeichel rein oder unrein, nasse Hunde rein oder unrein sind, die ich hier nicht darlegen möchte.

Aus meiner Sicht scheint die Haltung verschiedener Quellen des Islam zu Hunden sehr kontextabhängig zu sein: grausam oder sogar mörderisch, wenn die Streunerhunde überhand nehmen, die sich oft mit Krankheit infizierten, wie z.B. Tollwut.

Womit wir bereits bei den Hadithen wären, deren Gültigkeit umstritten ist:

Manche dieser Hadithen schreiben vor, Hunde zu töten, bzw. sogar alle Hunde zu töten, deren man habhaft werden kann.

Das war möglicherweise eine Antistreunerhundemaßnahme und somit eine Seuchenpräventionsmaßnahme.

Oder es war eine Aktion, die sich eigentlich gegen Menschen richtete.

Unter den Zoroastriern, einer zu Zeiten von Mohammed im Nahen Osten weit verbreiteten Religion waren Hunde sehr beliebt, hatten göttlichen Status.

Und um die Zoroastrier zu vertreiben, können Muslime manchmal dazu geneigt haben, die Hunde der Zoroastrier zu töten.

Auch wenn die Quellenlage zu diesen Vorfällen vor langer Zeit sehr dünn ist und die Informationen unsicher.

Jedenfalls gibt es auch Islamgelehrte, die diese Hadithen als ungültig betrachten, als fälschlicherweise Mohammed zugeschrieben.

Auch Hadithe, die regeln, wie oft man eine von Hunden benutzte Schüssel reinigen muss, damit sie wieder islamisch-rein ist, z.B. siebenmal mit Wasser und ein mal mit Wüstensand, kann man getrost vergessen, weil es zu Mohammeds Zeiten, bzw. zu Zeiten der Hadithensammler noch nicht die Reinigungsmittel und Desinfektionsmittel gab, die heute in unseren Breiten weit verbreitet sind. Ganz abgesehen davon ist Sand der Wüste der arabischen Halbinsel hierzulande gar nicht so leicht zu bekommen.

Und selbst auf der arabischen Halbinsel kann man diese religiösen Vorschriften vergessen, weil der Erdölreichtum, der diese Region heute auszeichnet, den Kauf von Reinigungsmitteln und Desinfektionsmitteln ermöglicht, der diese Verwendung des eigentlich reinigungstechnisch ziemlich nutzlosen Wüstensands nicht nur überflüssig macht, sondern diese Mittel den Sand in Sachen Wirkung bei weitem übertreffen.

https://kurier.at/chronik/oesterreich/video-aufklaerung-warum-muslime-keine-hunde-wollen/202.872.288

Hier ein Youtube-Video von Tarafa Bagajati, (dem Obmann der IMÖ, der Initiative muslimischer Österreicher), das man als unfreiwillig komisch empfinden kann:

Dabei ging es um die sogenannte Hundephobie, dass neuangekommene Flüchtlinge aus dem islamischen Raum Hunden aus dem Weg gehen, ungefähr so, als wären es Tyrannosaurus Rex.

Wenn das Video im konkreten Fall was Sinnvolles bewirkt, dann bitteschön.

Die einfachere Methode wäre aus meiner Sicht zu sagen, dass es hierzulande einfach keine "unreinen" Streunerhunde gibt (zumindest nicht in großer Zahl), und daher keine von Streunerhunden verbreiteten Infektionskrankheiten, und daher und auch wegen der Reinigungsmittel viele diese islamischen "Unreinheitsbeseitigungsmethoden" nicht dringend sind.

Aber das kann oder will Bagajati natürlich nicht sagen, er will seine islamischen Schäfchen bei der Stange halten, und sie von Konversion zu einer anderen Religion oder zum Atheismus/Agnostizismus abhalten.

Ein ganz wesentlicher Punkt ist noch zu erwähnen: es gilt ja offensichtlich die KK, die Knoflach-Korrelation: je perverser eine Religion, umso größer ist die schweigende und heimlich-regelbrechende Gruppe innerhalb der offiziell-Gläubigen dieser Religion.

Der islamkritische deutsch-ägyptische Politologe Hamed Abdel-Samad geht sogar so weit, von einer überwiegenden schweigenden Mehrheit im Islam zu sprechen.

Was ich damit sagen will: die reinen Vorschriften im Koran oder in den Hadithen haben keine Aussagekraft über das allgemeine Verhalten ALLER Muslime, weil es eben unter den Muslimen eine sehr große nur-formal-islamische Gruppe gibt, die nur wegen Gruppendruck, Familientradition, Dorftradition, etc. so tut, als wäre sie islamisch, es aber in Wirklichkeit gar nicht ist, sondern häufig islamische Regeln bricht, ohne das an die große Glocke zu hängen.

Daher: wenn Sie Artikel lesen mit der Überschrift "Warum alle Muslime Hunde hassen", "Warum alle Muslime massenweise Hunde vergiften" oder Ähnliche, dann sollten Sie diesen Artikeln alleine schon deswegen kritisch gegenüberstehen, weil es eben eine große Gruppe innerhalb der Muslime gibt, die nur so tut, als wären sie Muslime, aber islamische Vorschriften häufig-heimlich bricht.

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