Der chinesische Aussenminister Wang Yi sprach sich bei der Sicherheitskonferenz vorige Woche in München klar gegen Gewaltanwendung in der Ukraine und für eine diplomatische Lösung aus.

Damit verliert Putin/Russland den letzten bedeutenden Verbündeten und steht (wenn man mal vom Kleinstaat Weissrussland absieht) völlig isoliert und alleine da.

China ist das bevölkerungsreichste Land der Erde mit 1.4 Mrd. Einwohnern und auch in den nächsten Jahren die größte Volkswirtschaft der Welt.

Das oft unangemessen gewalttätige Verhalten des russischen Präsidenten Putin führt dazu, dass Russland immer mehr und mehr isoliert ist, und keine Freunde auf der Welt hat, mit Ausnahme vielleicht von Lukaschenko (Weissrussland) und Assad (Syrien), die wahrscheinlich nur mehr wegen der russischen militärischen Unterstützung an der Macht sind und daher extrem abhängig von Putin/Russland.

Wang Yi sprach sich für Multilateralismus aus, und damit gegen Multipolarismus, den der russische Präsident Putin forcierte, und der darin bestand, dass einige wenige Großmächte (die Pole) übermächtig sind, und Kleinstaaten als Einflusssphären und Quasi-Sklaven halten dürfen.

Wang Yi versprach eine konstruktive Rolle in Hinsicht auf Diplomatie.

Und er sprach sich für die UNO-Charta aus, und gegen Großmächte, die die UNO-Charta verletzen (was man als Kritik an Putin und Russland verstehen kann). Er betonte auch den Einsatz für Frieden und gegen Krieg.

Er sprach sich auch aus für das Minsker Abkommen bzgl. Ukraine.

Und er meinte, die Ukraine sollte eine Brücke sein, und keine Frontlinie.

Der Ton dieser Rede war ein ganz anderer als der Ton der Putin-Rede 2007 bei der Münchner Sicherheitskonferenz, die vielfach als Eröffnung eines neuen Kalten Kriegs durch Vladimir Putin gesehen wurde.

Putin machte dabei Äußerungen, die als Verharmlosung des Krieges gesehen werden können ("Kriege nehmen nicht ab" ).

Putin kritisierte damals scharf die USA als den angeblichen Weltbeherrscher in einer unipolaren Welt (also der Welt mit einer einzigen Supermacht, den USA). Wobei er die damals schon starke Rolle von z.B. EU, China, Indien und Brasilien wegliess. Damit bezog er sich wahrscheinlich auf die damalige Präsenz von Truppen der US-geführten "Koalition der Willigen" im Irak, die inzwischen beendet ist.

Diese Rede von Putin war der Auftakt für zahlreiche russische Kriege, darunter den Georgienkrieg 2008 (also im folgenden Jahr), den Krim-Krieg, bzw. Ukrainekrieg (ab 2014) und den Syrienkrieg (ab ca. 2017).

Aus heutiger Sicht kann das gesehen werden als Putins Versuch, auf militärischem Wege ein russisch-beherrschtes bzw. Putin-beherrschtes Gegengewicht zu den von ihm als bösen Weltbeherrscher gesehenen USA zu bilden.

Putin erwähnte dabei nicht, dass Saddam Hussein, der (von einer US-geführten Allianz gestürzte) frühere Herrscher des Irak, ein äußerst problematischer war, der mehrere Kriege begann (gegen den Iran 1980, gegen Kuwait 1990), und Putin erwähnte nicht, dass dem Saddam-Sturz eine gute föderalistische Verfassung für den Irak folgte.

Putin erwähnte auch nicht, dass die US eine Demokratie sind, in der es Regierungswechsel von der einen zur anderen Partei und zurück (und damit von der einen Politik zur anderen und zurück) gibt (was es in Russland nicht gibt).

Putin sagte in dieser Rede auch, dass Gewaltanwendung nur durch den UNO-Sicherheitsrat gerechtfertigt werden kann.

Was Putins eigener Gewaltanwendung in Georgien und der Ukraine und Syrien widerspricht, wo Russland militärisch handelte ohne UNO-Sicherheitsratsmandat bzw. gegen den Willen aller nicht-russischen Mitglieder des UNO-Sicherheitsrats.

Putin sprach in dieser Rede von einem Rückzug der russischen Truppen aus Georgien, während in Wirklichkeit das Gegenteil passierte: im folgenden Jahr marschierten russische Truppen massiv in Georgien ein und spalteten die georgischen Provinzen Abchasien und Südossetien von Georgien ab.

Die Bevölkerung von Abchasien damals bestand Statistiken zufolge zu ca. 50% aus Abchasen, zu ca. 20% aus Georgiern und nur zu ca. 10% aus Russen, sodass diese Abchasien-Abspaltung durch die große russische Militärmacht nicht durch das Selbstbestimmungsrecht der Völker, sowie in der UNO-Charta verankert, gerechtfertigt werden kann.

Putins Aussage, dass eine Militarisierung des Weltraums durch die USA zu einer "nuklearen Ära" führen wird, kann man als Androhung von russischen Atomwaffenschlägen sehen, falls die USA den Weltraum militarisieren.

Diese Rede enthält auch eine unnachvollziehbare Kritik von Putin an der OSZE, der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit, die eigentlich meist nur eine Beobachterrolle spielt.

Vielleicht machte Putin hier der OSZE falsche Vorwürfe, um einen Vorwand zu haben, internationale Beobachter auszusperren, wie zum Beispiel bei der qualitativ sehr mangelhaften "Abstimmung" auf der Halbinsel Krim 2014.

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