Über Katholizismus als Vergewaltigungsursache und den Karfreitag

Heute wurde bekannt, dass der Karfreitag laut dem Willen der Regierung ein halber Feiertag wird, der ab 14 Uhr gilt.

https://oe1.orf.at/player/20190219/543348

Erstens einmal ist das eine seltsame Regelung, weil sie keine oder eine schwierigere Zusammenlegung erfordert: um eine Verbindung zum vorhergehenden oder nachfolgenden Wochenende mittels Urlaubstagen zu schaffen, braucht man dann u.U. zusätzlich einen halben Urlaubstag, wobei viele Verwaltungssysteme und IT-Syteme den halben Urlaubsstag gar nicht kennen (aber das ist vielleicht Arbeitsplatzbeschaffung der Regierung für Programmierer).

Für Protestanten bedeutet das sogar einen Rückschritt, weil sie bisher den ganzen Karfreitag frei hatten, und nun von 8 bis 14 Uhr arbeiten müssen.

Und zweitens wäre da die religiöse oder Kreuzes-Komponente: der Karfreitag ist der Tag der Kreuzigung.

Und bereits beim Kreuz unterscheiden sich Protestanten und Katholiken: das protestantische Kreuz ist das unbeladene, also das Kreuz ohne Jesus, während im Katholizismus das beladene Kreuz, also mit gequältem und gefolterten Jesus zwar nicht ausschliesslich, aber dennoch weit verbreitet ist, vielleicht sogar eher im ländlichen Raum, und eher in der Vergangenheit. Das Kreuz und die damit verbundene Folter kann aber auch als säkulares Symbol verstanden werden, als Schmerzen oder Ungemach, die wir für das Staatsganze zu erleiden haben.

Das beladene Kreuz, das den oft grausam gefolterten Jesus zeigt, wurde oft betrachtet als religiöser Steigbügelhalter für Sadismus und Masochismus, was "gut" mit der früher strikten katholischen Sexuallehre zusammenpasste, die vorehelichen Sex als u.U. bestrafenswerte Sünde betrachtete, und das Strafen-Wollen oder Bestraft-Werden-Wollen sind Bestandteile des Sadomasochismus: nicht umsonst kommen beide Namensgeber des Sadomasochismus, der französische Marquis Donatien de Sade und der österreichische Leopold von Sacher-Masoch, aus katholischen Ländern.

Die evangelische Kirche, die einen Abtausch "Ganzer Karfreitagsfeiertag und im Gegenzug Abschaffung eines anderen Feiertags" vorgeschlagen hatte (Österreich gehört zu den Ländern mit den meisten Feiertagen), zeigte sich enttäuscht über darüber, dass der Karfreitag nur ein halber Feiertag ist.

Weil wir gerade bei Unterschieden zwischen Protestantismus und Katholizismus sind: einer der größten Unterschiede zwischen der katholischen Bibel und der lutheranischen Bibel ist der, dass das alttestamentarische Kapitel Jesus Sirach nicht in der Luther-Bibel enthalten ist, aber sehr wohl in der katholischen Bibel (die theologische Fakultät der Uni Innsbruck macht eine Art Mittelweg insofern, als sie nicht das ganze Buch Jesus Sirach aus der Bibel streicht, so wie Luther das tat, sondern nur 23 der ca. vielen tausenden Verse).

CC / z.g. Lukas Cranach d.Ä., Bridgeman Art Library https://de.wikipedia.org/wiki/Martin_Luther#/media/File:Lucas_Cranach_d.%C3%84._(Werkst.)_-_Portr%C3%A4t_des_Martin_Luther_(Lutherhaus_Wittenberg).jpg

Martin Luthers historisches Verdienst, ganze Bücher mit vielen tausenden Versen aus der Bibel zu entfernen, ist auch heute extrem wichtig wegen der Vorbildwirkung, die das auf den Islam haben kann, auf eine Neufassung des Koran, die alle problematischen und gewaltverursachenden Verse des Koran ("die satanischen Verse", könnte man mit Salman Rushdie sagen) aus diesem entfernt.

Der Vertreter der Islamischen Glaubensgemeinsschaft in Österreich Baghajati, meinte einmal widersprüchlich (in einem Streitgespräch mit Adbel-Samad in Graz; bei Minute 9:00, einerseits, der Koran sei eine Einheit, also sowohl die friedlichen Passagen als auch die gewalttätigen, die medinensische Phase sei für alle Muslime verpflichtend, was eigentlich bedeuten könnte, dass die spätere und aggressivere mekkanische Phase der Koranschreibung gelöscht werden könnte.

Ich möchte das Augenmerk gleich richten auf einige Passagen des Buchs Jesus Sirach, die mir problematisch erscheinen:

Jesus Sirach 30, 1 ff ("Erziehung" ):

"1 Über Kinder Wer seinen Sohn liebt, wird ihm häufig Schläge geben, damit er am Ende erfreut wird. 2 Wer seinen Sohn erzieht, wird an ihm Beistand finden und im Kreis der Bekannten wird er sich seiner rühmen. 3 Wer seinen Sohn unterweist, weckt den Neid des Feindes, im Beisein der Freunde wird er über ihn frohlocken. 4 Stirbt der Vater, ist es, als wäre er nicht tot, denn er hat einen, der ihm ähnlich ist, zurückgelassen. 5 Während seines Lebens hat er ihn gesehen und sich gefreut, an seinem Lebensende war er nicht betrübt. 6 Gegen Feinde hat er einen Rächer hinterlassen und den Freunden einen, der Dankbarkeit erweist. 7 Wer den Sohn verwöhnt, verbindet seine Wunden, bei jedem Schrei ist sein Innerstes bestürzt. 8 Ein ungebändigtes Pferd bricht störrisch aus, ein nicht gezügelter Sohn bricht überraschend aus. 9 Verhätschle ein Kind und es macht dich fassungslos! Scherze mit ihm und es betrübt dich! 10 Lach nicht mit ihm, damit du mit ihm nicht Kummer erfährst, denn zuletzt wirst du schmerzvoll mit deinen Zähnen knirschen! 11 Gib ihm nicht zu viel Macht in der Jugend und übersieh nicht seine Fehler! 12 Beuge seinen Nacken in der Jugend, schlag ihn aufs Gesäß, solange er noch klein ist, sonst wird er störrisch und widerspenstig gegen dich und du hast Kummer mit ihm! 13 Erzieh deinen Sohn und arbeite an ihm, damit du dich nicht wegen seines schlechten Verhaltens ärgerst!"

Jesus Sirach 42,9 ff ("Väter und Töchter" ):

"9 Eine Tochter bedeutet für den Vater insgeheim Schlaflosigkeit, die Sorge um sie raubt den Schlaf: in ihrer Jugend, dass sie nicht verblüht, und im Zusammenleben, dass sie nicht gehasst wird; 10 in ihrer Jungfräulichkeit, dass sie nicht entehrt wird und unter der Obhut ihres Vaters nicht schwanger wird, bei ihrem Zusammensein mit einem Mann, dass sie nicht untreu wird, und im Zusammenleben, dass sie nicht unfruchtbar ist. 11 Wache streng über eine starrköpfige Tochter, damit sie dich nicht zum Gespött der Feinde macht, zum Stadtgespräch und zum Getadelten des Volkes und sie dich nicht beschämt in einer großen Menge! 12 Achte bei keinem Menschen auf Schönheit und sitz nicht in der Gesellschaft von Frauen! 13 Denn aus Kleidern kommt eine Motte heraus und aus einer Frau die Bosheit der Frau. 14 Besser die Bosheit eines Mannes als eine wohltätige Frau und eine Frau, die mit Beschimpfung andere beschämt."

Das sind die zwei wichtigsten Passagen, die als alttestamentarische Erziehung betrachtet werden: Väter haben die Pflicht, ihre Söhne zu schlagen und die Jungfräulichkeit ihrer Töchter zu bewahren.

Das bedeutet natürlich eine Ungleichbehandlung nach dem Geschlecht, die bei den Söhnen oft Hass- und Rachegefühle gegenüber den bevorzugten Töchtern weckt, die diese Bevorzugung akzeptieren und nicht ablehnen. Diese bibelbedingten Hass- und Rachegefühle gegenüber den Schwestern können sich auch ausweiten zu einer prinzipiellen Frauenfeindlichkeit.

Eine Akzeptanz des protestantischen Feiertags hätte eine Möglichkeit geboten, diese Problematik zu thematisieren.

Nachdem Reformer wie der Wiener Kardinal Schönborn, immer alles im Verborgenen und begleitet von überdiplomatischer Rhetorik machen (z.B. das Eliminieren von Büchern mit schwarzer Pädagogik aus den katholsichen Bibliotheken), weil ein heftiger Streit zwischen Modernisierern und Konservativen möglicherweise das Ende der katholischen Kirche bedeuten würde, fehlt eine offene und ehrliche Debatte über die Mißstände des Katholizismus, was auch umgekehrt den Reform verringert und sowohl zu Verkrustung als auch Niedergang der katholischen Kirche beiträgt. Bei den registrierten Morden an Frauen sind katholische Länder führend bei der Quote pro Million Einwohner, wie zum Beispiel Mexico, das mit Ciudad Juarez auch die "Welthauptstadt der Frauenmorde" stellt. Allerdings sind die Registrierungsmechanismen in Mexico besser als in machen muslimischen Ländern, sodass es möglich erscheint, dass bei gleicher Registrierung ein islamisches Land "führend" in Frauenmorde wäre. Im katholischen Italien bezeichnete man es früher als "italienische Scheidung", wenn ein Ehemann wegen der katholischen Eheunauflöslichkeit seine Frau ermordete.

Als Konservativen in diesem Zusammenhang betrachte ich den ehemaligen Leiter der Glaubenskongregation, Müller, der letztens sinngemäß gemeint hatte, die katholische Kirche sei perfekt und Fälle von sexuellem Mißbrauch in der katholischen Kirche seien eine Folge der 1970er Jahre und ihres Progressismus. Nein, sind sie nicht: die Mißstände in der Katholischen Kirche gab es schon vor den 1970er Jahren.

Z.B. Krafft-Ebing berichtet in seiner "Psychopathia Sexualis" von einem katholischen Geistlichen, der in einen Frauenstiefel onaniert, weil das für ihn als Mann mit Pflichtzölibat fast die einzige Art der sexuellen Triebabfuhr ist, die im Katechismus der katholischen Kirche nicht explizit verboten ist. Und dieses Buch ist aus dem 19. Jahrhundert, also lange von den 1970er-Jahre, die laut Müller an allen Mißständen der katholischen Kirche schuld seien.

D.K. ?

Jesus am Kreuz ohne Kreuz, auch ohne Dornenkrone und ohne Wundmale: er sieht eher so aus, als würde er fliegen und nicht gefoltert werden. Gesehen in der katholischen Kapelle des AKH, IIRC. Und, ja, ich arbeite an einem prekären Internet-Zugang, und das Drehen von Fotos ist mir zu mühsam für die durchschnittlichen 10 Leser und -innen. Wenn ich die Mittagsnachrichten vorher gewusst hätte, hätte ich vielleicht am Wochenende oder am Montag das Bild um 90 Grad nach links gedreht.

Eurythmics, Annie Lennox und David Stewart

Textzeile "Someone wants to abuse you, someone wants to be abused"

Extrem gewagt in den recht prüden 1980er Jahren, die geprägt waren von Thatcher und Reagan und von der Angst vor AIDS (der AIDS-Tod von Rock Hudson hat der medialen Aufbereitung von AIDS einen Durchbruch verschafft). Aber trotzdem war dieser Song mit SM-Affinität im protestantischen Großbritannien, von wo er seinen Erfolgszug durch die Hitparaden begann, kein Problem.

CC / White House Office Photo https://de.wikipedia.org/wiki/Rock_Hudson#/media/File:Reagans_with_Rock_Hudson.jpg

Rock Hudson und Ronald Reagan, kurz vor Hudsons Tod

Zur Islamreform bzw. Koranüberarbeitung: ein Hintergrund dafür, dass ich vor fast zwei Jahren am Westbahnhof von einer Muslima überfallen worden war, könnte die kurz davor erlassene Kopftuchpflichtfatwa des Muftis der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich sein, der innerfamiliäre Konflikte zwischen kopftuchtragender Mutter und nicht-kopftuchtragender Tochter verschärft haben könnte. In vielen islamischen Familien ist die Frau für die Kindererziehung zuständig, weshalb "Fehler" in der Kindererziehung der Frau angerechnet werden, obwohl sie diese "Arbeitsteilung" in vielen Fällen gar nicht beeinspruchen kann (so wenig wie Waris Diries Mutter die Genitalverstümmelung ihrer Töchter). Die Krankenhausberichte meiner Attentäterin, die ich im staatsanwaltlichen Ermittlungsakt einsehen konnte, waren mir eigentlich sympathisch, und es könnte für sie so eine Art Exkommunikation bedeutet haben, dass ihre langjährige Praxis, kein Kopftuch zu tragen vom Mufti als "religionswidrige Praxis" eingestuft wurde. Weder der Mufti noch die islamische Glaubensgemeinschaft haben diese Fatwa für ungültig erklärt oder widerrufen, sondern sie haben einfach ihre Publikation zurückgezogen.

https://derstandard.at/2000053683761/Religionspaedagoge-Aslan-Was-am-Kopftuch-Gebot-gefaehrlich-ist

https://ceai.univie.ac.at/2017/03/06/ein-fatwa-des-iggio-mufti-zur-verhullung-im-islam/

Diese Kopftuchpflichtfatwa vom Februar 2017 dürfte der ausschlaggebende Grund sein, warum bei der im selben Jahr folgenden Nationalratswahl die größte schwarz-blaue Mehrheit aller Zeiten und sogar erstmals eine ÖVP-FPÖ-NEOS-Verfassungsmehrheit herauskam.

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