Wenige Dinge über das römische Reich sind so bekannt, wie die Bemerkung des Satirikers Juvenal. „Die Masse hat seit langem ihre Sorgen abgeworfen. Das Volk, das einst die Militärkommandos, Konsuln, Legionen und alles andere verlieh, mischt sich nun nicht mehr ein und sehnt sich mit all seinem Herzen nur nach zwei Dingen: Brot und Spielen.“ (Iuv. Sat. 10,77–81)

„Denn die politische und gesellschaftliche Funktion von Unterhaltung und Versorgung ist gerade heute mehr denn je zum vorrangigen Mittel der politischen Kontrolle geworden…

Doch was bedeuten diese Analogien konkret für ein Europa des virtuellen wie sportlichen Dauerrausches und der ausgeklügelten Sozialstaatlichkeit?“

https://www.corrigenda.online/kultur/kolumne-von-david-engels-vom-roemischen-circus-zur-sozial-und-unterhaltungsmaschinerie?fbclid=IwY2xjawOrvxFleHRuA2FlbQIxMQBicmlkETBrakM1NG8yRnZDR3lnZThhc3J0YwZhcHBfaWQQMjIyMDM5MTc4ODIwMDg5MgABHjv4WQkagfm9y08cS05fP4d1aKUT_zhm4Rt-q6t3bSh0RcMnJehDsTjJ03R__aem_HPtTWtIf4uT9fR6Dpzyi2g

Die Masse der Bürger hat den politischen Kompass verloren, es soll so bleiben.

Seit Monaten gibt es in Deutschland Proteste auf den Rängen gegen zu harsche Kontrollmechanismen am Einlass. Die Fans schweigen oft die ersten 10 Minuten. In Leverkusen hat sich gestern die Szenerie noch zugespitzt.

„Der FC ist diese Saison schon der dritte Verein, dessen Anhang sich über die Bedingungen für Auswärts-Fans beklagt. Auch Ultras von Borussia Mönchengladbach waren vor Anpfiff abgereist, beim BVB herrschte Entsetzen darüber, dass Bayer sämtliche Fahnen, selbst kleine Exemplare, konsequent verbot. Letzte Saison waren die noch erlaubt.

Derlei Maßnahmen für Gäste werden auch bei Bayers Anhang äußerst kritisch gesehen und kommentiert. Mehrfach schon prangten in der Heim-Kurve Spruchbänder gegen das restriktive Vorgehen gegenüber Gästen, für das sich am Samstag gegen Köln die Polizei verantwortlich zeigte…

Wer die Fankultur in Deutschland mit bunten Kurven, Tausenden Auswärts-Fans und bedingungslosem, lautstarkem Support schätzt, der kann nur mit großer Sorge auf den Fußball-Standort Leverkusen blicken. Und wer vorauseilende Fahnen-Verbote für Gäste ausspricht, sagt dieser Fankultur in vollem Bewusstsein den Kampf an.

Was sich in dieser Saison an Kontrollfantasien rund um zur Festung hochgerüsteten BayArena entwickelt, geht in eine extrem bedenkliche Richtung. Nicht nur der eigene Anhang und Auswärts-Fans sollten Verantwortlichen und Sicherheitskräften bei diesem Thema in den kommenden Monaten daher ganz genau auf die Finger schauen.“

Absurd? Nein.

Angesichts der ausgehöhlten Inneren Sicherheit, regt das rigide Vorgehen der Polizei beim Fußball mindestens zum Nachdenken an. Es zeigt sich die Wichtigkeit der Spiele für einige Politiker, wie in NRW, was ansonsten bei Ausländerkriminalität, Clans, Anschlägen immer vorn dabei ist, aber grundlegende Dinge, wie die Bahn, den Autoverkehr immer schlechter meistert. Überraschen tut dann auch die Entschiedenheit der Fans nicht mehr.

Engels: „Wer das Volk unterhalten konnte, gewann zunächst sein Wohlwollen. Später schließlich verhinderte die schier endlose Ausdehnung der Spiele dann jegliche Form politischen Mündigwerdens. Politiker wie Caesar, Pompeius und Crassus ließen auf eigene Kosten spektakuläre Spiele veranstalten…

Während jene Spiele immerhin noch ein Element des kollektiven Enthusiasmus beinhalten und somit das unberechenbare Risiko in Kauf nehmen, das Volk seine eigene Macht sehen und spüren zu lassen, hat die modernste Form des Zirkus, nämlich das völlige Versinken in der virtuellen Welt verschiedenster Spiele, diese Gefahr bereits geschickt ausgebügelt…

Hinzu tritt ein ausgebautes System sozialstaatlicher Leistungen: Kindergeld, Bürgergeld, Mietzuschüsse, Transferzahlungen. Eine flächendeckende Versorgungsstruktur hat sich etabliert, die das Existenziell-Wirtschaftliche beruhigt, aber zugleich eine neue Form der Abhängigkeit erzeugt…

Die Bürger werden zunächst durch die systematische staatliche Förderung des Milliardärssozialismus und dann der Künstlichen Intelligenz weitgehend ihrer Arbeitstätigkeit beraubt. Dadurch werden sie dann zum Konsumenten reduziert und schließlich durch eine Grundsicherung sediert, die an politisches Wohlverhalten geknüpft ist

Diese Entwicklung hat gravierende Folgen. Wie im späten Rom verliert auch der moderne Bürger die Fähigkeit und sogar das Interesse, das Gemeinwesen als seinen eigenen Handlungsraum zu begreifen. Wo Politik nicht mehr mit Handeln, sondern mit Verteilen gleichgesetzt wird und auch die politische Klasse selbst sich weitgehend als korrupt oder unfähig erwiesen hat, ersetzt der Konsum die politische Teilhabe. Teils aus Verachtung, teils aus Infantilisierung.“

Fazit: Viele Politiker denken offenbar, dass sie mit verantwortungsvollen Reformen, die aber von den Bürgern auch erhebliche Einschnitte abfordern, nicht mehr die Masse für sich gewinnen können. Die politischen Ränder drängen aber mit ihren Forderungen. Gleichzeitig muss jedem bewusst sein, dass der Ruin des Sozialstaates und der sozialen Marktwirtschaft nicht sozial und gut ist, im Gegenteil. Es wird die Ärmsten am härtesten treffen, denn sie können nirgendwo hin, haben keine Rücklagen, weniger Möglichkeiten die Krise zu meistern. Der Verlust der Freiheit würde die Möglichkeiten des Einzelnen in der Krise noch mehr einschränken.

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trognon de pomme

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