Die SPÖ-Mitgliederbefragung endete laut Gerüchten mit 41% Wahlbeteiligung und 71% Zustimmung für Pamela Rendi-Wagner als SPÖ-Parteiobfrau und derzeitige Kanzlerkandidatin, wobei es bis zur nächsten Nationalratswahl noch maximal vier Jahre dauern kann.

Allerdings hat diese Mitgliederbefragung nicht nur einen, sondern gleich mehrere "Schönheitsfehler":

1.) es war zur Hälfte eine Papierene Befragung und zur Hälfte eine Onlinebefragung.

Aus der Wahlforschung oder der Judikatur von obersten Gerichtshöfen oder der Praxis von Demokratien hätte man wissen können, dass Wahlen und Befragungen, um allgemein anerkannt zu werden, ein vertrauenswürdiges und transparentes Prozedere brauchen.

In Österreich sind daher für jeden Wahlsprengel Wahlbeisitzer jeder Parlamentspartei vorgesehen, die eben diesen Wahlsprengel und seine Resultate überprüfen können. Durch diese Struktur entstehen allgemein akzeptierte Wahlakte.

Im Gegensatz dazu sind bei einer Onlinebefragung die Mechanismen, die Programme und Algorithmen, die zur Auswertung verwendet werden, völlig intransparent und nur für einige wenige Experten (die Programmierer) nachvollziehbar, sodass eine Onlinebefragung oder Onlinewahl nicht den Kriterien der Vertrauenswürdigkeit und Transparenz entspricht, die man normalerweise für demokratische Wahlen und Befragungen voraussetzt.

2.) zur Auswertung der Fragebögen wurde eine Computerfirma eines Freundes des ehemaligen Bundesgeschäftsführers Deutsch verwendet. Damit liegt erstens der Verdacht der Freunderlwirtschaft nahe, also dass ein SPÖ-Funktionär einem Freund ein Geschäft zuschanzen wollte, auf Kosten der Partei. Man kann vermuten, dass es sich um überhöhte Preise handelte, und man kann vermuten, dass keine öffentliche Ausschreibung stattfand, alles Umstände, die in einer Demokratie unüblich wären.

3.) Man kann auch vermuten, dass einhergehend damit eine wahlmanipulative Begünstigung der innerparteilichen Fraktion stattfand, der Deutsch nahesteht.

4.) Bei der Bundesparteivorstandsitzung, die das Ergebnis abnicken sollte, waren von 20 Mitgliedern sechs abwesend, und fünf stimmten gegen die Anerkennung des Ergebnisses, sodass von 20 Mitgliedern nur 9, also weniger als die Hälfte, den Mechanismus der Befragung für valide, also gültig hielten, also nur eine Minderheit, weniger als 50%, genau genommen 45%.

5.) Auch hier wieder entlädt sich ein Wien-Gegen-Bundesländer-Konflikt: die Wiener Delegierten stimmten zu, Gegenstimmen sollen vom niederösterreichischen Geschäftsführer und von einer steirischen SJ-Funktionärin gekommen sein. Alles in allem eine Vertiefung des ohnehin seit langem konflikthaft angespannten Verhältnisses zwischen SPÖ-Wien und SPÖ-Bundesländerparteiorganisationen, die auch die Gefahr einer Parteispaltung in sich trägt, speziell einer Abspaltung von Bundesländer-Parteiorganisationen.

6.) Danach begann etwas sehr seltsames: statt die tatsächlichen Mängel des Verfahrens einzugestehen, was zu Rücktritten hätte führen müssen, wurden Verschwörungs- und Intrigen-Theorien gesponnen, sowohl von den Wiener Verantwortlichen, als auch von einigen Bundesländer-Vertretern wie z.B. dem Kärntner Landeshauptmann Kaiser. Die Kritik an den lausigen Standards der Befragung sei ein Anschlag auf die SPÖ, eine Intrige gegen Rendi, und sonst noch einige absurde Behauptungen.

7.) Diese Befragung kann einen negativen Effekt auf allgemeine Wahlen haben. D.h. es können sich bei wirklich wichtigen Wahlen, zum Beispiel bei Nationalratswahlen Wahlbeisitzer und Wahlzeugen daran gewöhnen, dass die Demokratie-Standards so lausig sein können wie bei dieser SPÖ-Mitgliederbefragung.

Alles in Allem hätte ich das nicht für möglich gehalten, dass eine mitteleuropäische Partei von beträchtlicher Größe eine derartig lausige Mitgliederbefragung hinbekommt wie die SPÖ; das scheint hinzuweisen auf ein gravierendes Kompetenzproblem innerhalb der SPÖ.

Alles in allem ist diese Mitgliederbefragung eine Katastrophe, wie sie die Schildbürger nicht schlimmer hätten hinbekommen können, womit sich die Frage stellt, ob die SPÖ nicht umbenannt werden sollte in "Schildbürgerpartei Österreichs".

Vielleicht sollte die SPÖ derartige innerparteiliche Befragungen überhaupt einstellen, und stattdessen es so machen wie die Schildbürger: einfach per Akklamation (also Applauslautstärkenmessung) den/die zum Parteichef bzw. -chefin erklären, der / die am besten reimen kann. (siehe unten: wie die Schildbürger ihren Schultheiss wählen)

Aus dem Wikipedia-Eintrag zu den Schildbürgern:

"Bekannte Schildbürgerstreiche

Die Schildbürger bauen ein Rathaus: Um ihre närrische Lebensart vorzuzeigen, bauen die Schildbürger ein neues, dreieckiges Rathaus mit einem großen Tor, aber ohne Fenster. Weil es nun im Rathaus stockfinster ist, versuchen die Schildbürger mit der Hilfe von Eimern und Säcken, Kästen und Körben, auch Kannen und Schüsseln, das Sonnenlicht einzufangen und ins Innere zu tragen.

Die Schildbürger verschieben das Rathaus: Eine Jacke dient als Markierung der Rathausverschiebung. Als ein Landstreicher die Jacke mitnimmt, glaubt man, das Rathaus zu weit geschoben zu haben.

Die Schildbürger säen Salz: Um in Zeiten von Krieg und Not unabhängig von teuren Salzlieferungen zu werden, beschließen die Schildbürger, Salz künftig selbst anzubauen. Sintemal der Zucker, der dem Salz ähnlich sieht, gleichermaßen auf dem Felde wächst. Und so säen sie, voller Vertrauen auf reichen Segen von oben, ihr letztes Salz in das umgebrochene Gemeindeland. Die Ernte des vermeintlichen Salzkrauts (in Wirklichkeit Brennnesseln) von Hand schlägt leider fehl. Im sächsischen[12] Schildau ist der Schauplatz dieses Streichs als „Salzberg“ bekannt.

Der Kaiser kommt zu Besuch: Der Kaiser will zu Besuch kommen, um zu schauen, ob es wahr ist, was man über die Bewohner dieser Stadt sagt. Er lässt ihnen ausrichten, sie sollen zum Empfang „halb geritten und halb zu Fuß“ entgegenkommen, womit er meint, dass man zu Fuß gehen kann, wenn man kein Pferd besitzt. Die Schildbürger jedoch beraten darüber und kommen ihm schließlich auf Steckenpferden entgegengeritten. Am Ende seines Aufenthaltes in Schilda garantiert ihnen der Kaiser absolute Narrenfreiheit.

Die Kuh auf der alten Mauer: Weil auf einer alten Mauer hohes Gras wuchert, wollen einige Schildbürger das Gras entfernen, indem sie es von einer Kuh abweiden lassen. Um die Kuh auf die Mauer zu hieven, zerren einige starke Männer die Kuh an einem Seil nach oben. Da das Seil um den Hals gewickelt wurde, wird die Kuh schließlich stranguliert. Als die Schildbürger sehen, wie die Kuh die Zunge herausstreckt, rufen sie begeistert: „Kieck mol, da frett se schon.“

Die versunkene Glocke: Um die wertvolle Rathausglocke[13] vor dem Feind zu schützen, beschließen die Schildbürger, sie im See zu versenken. Um sich zu merken, an welcher Stelle des Sees sie die Glocke nach dem Ende des Krieges wieder herausholen können, schnitzen die findigen Bürger eine Kerbe in den Bootsrand. Als sie nach dem Krieg merken, dass sie so die Glocke nicht wiederfinden, schneiden sie vor Wut die Kerbe aus dem Bootsrand heraus, wodurch sie freilich nur noch größer wird.

Vom richtigen Verscheuchen der Vögel: Weil Krähen die frische Aussaat vom Gemeindeacker picken, sollen sie verscheucht werden. Damit der Gemeindevorsteher nicht die Saat zertrampelt, wird er auf einer Plattform von vier Männern auf das Feld getragen.

Baumstämme in die Stadt tragen: Die Schildbürger fällen Bäume und wollen nun die Stämme in ihre Stadt bringen. Sie stellen fest, dass das Stadttor zu schmal ist: Die Baumstämme passen der Breite (eigentlich der Länge, denn sie tragen sie parallel zur Mauer!) nach nicht durch. Also reißen sie links und rechts vom Tor die Stadtmauer ein, bis die Stämme hindurchpassen. Als die Schildbürger fertig sind, merken sie, dass es doch viel einfacher gewesen wäre, die Baumstämme der Länge nach durch das Tor zu tragen. Sie tragen nun also alle Baumstämme wieder aus der Stadt, mauern die Stadtmauer links und rechts wieder zu und tragen die Stämme abermals, nun der Länge nach, durch das Tor in die Stadt. (Fast dieselbe Geschichte wird auch von der Stadt Ulm erzählt.)

Wie die Schildbürger sich das Wissen eintrichtern wollten: Als eine Gruppe von Schildbürgern einmal Nürnberg besucht, fragen sie sich, worum es sich wohl bei dem Nürnberger Trichter handele. Ein Nürnberger behauptet, dass man durch den Trichter hindurch Klugheit aufnehmen könne, wodurch lästiges und zeitraubendes Lernen überflüssig werde. Die Schildbürger sind begeistert und probieren gleich aus, was er ihnen geraten hat. Die übrigen Nürnberger amüsieren sich prächtig über die Schildbürger und beginnen Wasserschläuche auf sie zu richten. Dies bewegt die Schildbürger jedoch dazu, noch eifriger zu „trichtern“, da sie das Wasser für Klugheit halten. Zurück in Schilda, erzählen sie den daheimgebliebenen Schildbürgern von ihrem Besuch in Nürnberg. Diese sind sehr beeindruckt, bis ein kleiner Junge Niespulver unter ihnen verstreut, was zu heftigen Niesanfällen führt. Die Schildbürger sind enttäuscht – so schnell sind sie ihr neu erlangtes Wissen wieder losgeworden.

Wie ein Schildbürger seinen Sohn in die Schule führt: Ein Schildbürger nimmt seinen Sohn mit in die Stadt, um ihn dem Schulmeister vorzuführen. Macht es aber kurz mit ihm für mein Geld, sagt der Vater. Ich will ihn wieder mit heimnehmen, sobald der Hufschmied mein Pferd beschlagen hat. In so kurzer Zeit kann ich aber nichts ausrichten, entgegnet der Schulmeister. Wenn ich es recht bedenke, sagt der Schildbürger, so gelehrt braucht mein Sohn nicht zu werden, das steht unserem Geschlecht auch gar nicht an und zieht mit ihm von dannen.

Wie die Schildbürger ihren Schultheiß wählen: Der Kaiser hat verlangt, dass ihm die Schildbürger auf seine Anrede mit einem Reim antworten. Neuer Schultheiß soll daher werden, wer am besten reimen kann. Nach mehreren ungeeigneten Kandidaten darf sich endlich der Schweinehirt präsentieren: "Ihr lieben Herrn, ich tret' herein / meine Hausfrau heißt Kathrein / sie hat ein Maul so wie ein Schwein / und trinkt gern süßen, kühlen ...Most." "Das ist es, das klingt nach etwas", rufen die Schildbürger, "du sollst unser neuer Schultheiß (Bürgermeister) sein.

Ein Krebs kommt vor Gericht: Ein Krebs, der auf unerklärliche Weise in Schilda auftaucht, wird wegen Anmaßung (wegen seiner großen Scheren hält man ihn für einen Schneider), Sachbeschädigung und Körperverletzung zum Tod durch Ertränken verurteilt. Im Beisein der ganzen Gemeinde wird er ins Wasser geworfen, wo er sofort zappelt. Etliche Schildbürger weinen und klagen: Ach seht doch nur, wie muss er vor dem Tod leiden.

Wie die Schildbürger eine lange Wurst machen: Die Schildbürger haben ein fettes Schwein geschlachtet. Nun wollen sie es gut verwerten und machen daraus eine lange Wurst. Nur finden sie keinen passenden Topf, um die Wurst der Länge nach zu kochen. Als einige Gänse mit lautem "gigag, gigag" herbeilaufen, versteht ein Schildbürger das als "zwiefach, zwiefach". Nun passt auch die Wurst – mehrfach gefaltet – in den Topf.[14]

Die Zerstörung von Schilda: Eines Tages kommt ein Wanderer nach Schilda, der eine Katze mitbringt. Die Schildbürger kennen keine Katzen und keine Krebse, dafür gibt es reichlich Mäuse. Der Wanderer verkauft ihnen die Katze, die er als „Maushund“ bezeichnet, mit dem Versprechen, dass Schilda dank dieser bald frei von Mäusen werde. Als ein Schildbürger den weglaufenden Wanderer fragt, was denn der „Maushund“ abgesehen von Mäusen sonst noch fresse, antwortet dieser: „Nur Speck frisst er nie.“ Der Schildbürger versteht jedoch: „Nur Menschen und Vieh.“ Die schockierten Schildbürger wollen den Maushund nun durch Ausräuchern loswerden und zünden das Haus an, in dem er sich befindet, doch die freche Katze springt vom Dach aufs Nachbarhaus. Auch dieses wird angezündet und so fort, bis ganz Schilda niedergebrannt ist – aber der „Maushund“ kann nicht gefangen werden."

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SPÖ: Demokratieverfahrenstechnisch ungefähr so trittsicher wie dieser entrückt wirkende Gaul ?

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