"Mein Notre-Dame wird auferstehen" Dieses Kardinal-Schönborn-Zitat geht derzeit durch die Medien.

Allerdings: DIE Kathedrale NOTRE-DAME de Paris (Unsere Dame von Paris) ist eine Frau.

Also müsste es heissen "MEINE Notre-Dame wird auferstehen". In den Hirnen mancher Katholiken, vielleicht auch mancher Spitzenkatholiken scheinen nur Männer auferstehungsfähig zu sein, Frauen hingegen nicht. Schliesslich war ja auch Jesus ein Mann, was oft als Begründung dafür betrachtet wurde, dass nur Männer geistige Führungspositionen einnehmen dürfen.

https://epaper.heute.at/#/documents/190417_HEU/2

Gerade Schönborn lebte lang genug in Frankreich, um genau das zu wissen. Womit sich die Frage stellt, ob es das Medium war, das eine verfälschende und verkürzende Überschrift über das Schönborn-Interview drüberknallte.

Allerdings: die katholische Kirche hat schon etwas Patriarchales: nur Männer können Pfarrer, Bischof, Kardinal, Papst werden, im Unterschied zu protestantischen Kirchen, in denen Frauen vielfach Bischöfin werden können.

Der Spruch "Mein Notre-Dame wird wiederauferstehen" erinnert auch an "Als Gott Adam schuf, übte SIE nur".

Wir sind ja auch gewohnt, Gott als Mann zu sehen, schliesslich heisst es ja "Der Gott". "Die Göttin" verwenden wir nur in Zusammenhang mit der altgriechischen oder altrömischen Götterwelt, in Bezug auf Athene, die Göttin der Weisheit, oder Minerva, die Göttin von Handwerk und Gewerbe, Diana, die Göttin der Jagd oder so.

Aber wenn man die Theologie von der Unerkennbarkeit Gottes nicht nur auf seine / ihre Ratschlüsse anwendet ("Gottes unergründliche Ratschlüsse" ), sondern auch auf seine / ihre Natur, dann stellt sich schon die Frage nach dem Geschlecht:

Selbst die Legende von der Päpstin Johanna beruht darauf, dass eine Frau nur dann Papst werden kann, wenn sie sich als Mann verkleidet. Manchen Frauen dürfte es aber aus rein körperlichen Gründen schwer fallen, sich so zu verkleiden, dass sie als Mann wirken. Auch wenn die Geschichte von der Päpstin Johanna eine reine Legende ohne historische Grundlage sein sollte, so führt sie doch die Geschlechterdiskriminierung auf die drastischst-mögliche Art und Weise (Geburt während einer Prozession) vor Augen. Und vielleicht waren die Päpstin Johanna-Geschichten eine Art Aktualisierung der Apostelin Junia.

CC / Orthodox Church of America https://de.wikipedia.org/wiki/Junia_(Apostel)#/media/File:Andronicus,_Athanasius_of_Christianoupolis_and_Junia.jpg

Andronicus, Athanasius und Junia. Heligenbild der orthodoxen Kirche Amerika.

Laut der österreichischen Verfassung sind Privilegien des Geschlechts verboten; das kann man so interpretieren, dass der Katholizismus verboten werden muss, weil in ihm Frauen viel weniger Rechte haben als Männer.

Bundes-Verfassungsgesetz: "Artikel 7. (1) Alle Staatsbürger sind vor dem Gesetz gleich. Vorrechte der Geburt, des Geschlechtes, des Standes, der Klasse und des Bekenntnisses sind ausgeschlossen."

Das katholische Patriarchat wirkt sich auch auf katholizismusnahe Organisationen aus; bei der Caritas existiert kein explizites Frauenverbot in Führungsfunktionen so wie bei Pfarrer, Bischof, Kardinal und Papst.

Dennoch waren bei der österreichischen ebenso wie bei der deutschen Caritas alle Präsidenten seit dem Zweiten Weltkrieg Männer.

Bei der Caritas Österreich waren die sechs Präsidenten:

Jakob Weinbacher (1947 bis 1952)

Hermann Pfeiffer (1952 bis 1964)

Leopold Ungar (1964 bis 1991)

Helmut Schüller (1991 bis 1995)

Franz Küberl (1995 bis 2013)

Michael Landau (seit 2013)

Beim deutschen Caritas-Verband besteht der Vorstand aus: Präsident Peter Neher (Theologe), Generalsekretär, Finanz- und Personalvorstand Hans Jörg Millies und als Vorstand für Sozial- und Fachpolitik Eva Maria Welskop-Deffaa.

Die Männerbevorzugung im Katholizismus hat über die Gleichbehandlung aller Religionen auch Auswirkungen auf die Rolle der Frau im Islam: die katholische Frauenbenachteiligung legitimiert auch die islamische Frauenverhüllungspflicht, die sogenannten "Ehrenmorde" und die asymmetrische Endogamie (Männer dürfen außerhalb der eigenen Religion heiraten, Frauen nicht).

Die uneingeschränkte Religionsfreiheit ist eine Folge der New Yorker Menschenrechtserklärung aus dem Jahr 1948, als die Religionen als "Waffen" im kalten Krieg verstanden wurden; besonders krass war das im Afghanistan-Krieg der 1980er Jahre, als der Westen die islamischen Modjaheddin unterstützte, um der Sowjetunion zu schaden. Heute, nach dem Untergang der Sowjetunion, ist eine derartige Privilegierung der Religionen nicht nur unnötig, sondern sogar schädlich.

CC / Schongauer / Yorck Project https://de.wikipedia.org/wiki/Marienverehrung#/media/File:Martin_Schongauer_003.jpg

Maria, häufig mit Kind Jesus abgebildet. Der Katholizismus gilt ja allgemein als monotheistische Religion, aber die Marienverehrung ebenso wie die Heiligenverehrung und vielleicht auch die Dreifaltigkeit können gesehen werden als Anzeichen für Polytheismus.

Maria, die Muttergottes hat einen gottähnlichen Status, und die Marienverehrung ist der sichtbarste Ausdruck davon.

Viele Theologen sehen Parallelen zwischen Maria und der altägyptischen (vorislamischen) weiblichen Göttin Isis, der Göttin des Schutzes, der Wache und der Betreuung. Ein Bild, das sehr gut zur Muttergottes, Maria, passt. Trotz ihres gottähnlichen Status ist Maria nicht Teil der heiligen Dreifaltigkeit (Vater Gott, Jesus als Gottessohn, heiliger Geist)

Isis-Bildnisse waren vorbildhaft für viele Marienbildnisse.

CC / Vania Teofilo https://de.wikipedia.org/wiki/Isis#/media/File:Isis_N4130_in_the_Louvre_-_Paris_698.jpg

Die altägyptische Göttin Isis, gleichsam Mutter der Mutter des christlichen Gottes. Ägypten und die ägyptisch-vorislamische Kultur spielt in der Bibel auch deswegen eine große Rolle, weil die Juden zeitweise (ca. 1000 vor Christus) in Ägypten lebten, bevor sie durch die Wüste Sinai nach Israel zogen.

http://www.blicknachinnen.at/coaching/neue-erde/goettin-isis/index.html

Die nackte Brust der vorislamischen Isis steht in krassem Gegensatz zum islamischen Verhüllungsgebot, passt aber zu ähnlichen Maria-Jesus-Bildern. Auch die These, dass Sandstürme an Ägypten oder Arabien Verhüllung erzwinge, kann durch diese Isis-Abbildung als widerlegt betrachtet werden.

https://www.selket.de/aegyptische-goetter/isis/

Isis beschützt Osiris mit ihren Flügelarmen. Zu den Fähigkeit der Isis gehört auch die Wiederbelebung von Toten.

Wenn man von der These ausgeht, dass der Katholizismus wegen Marienverehrung, Heiligenverehrung und/oder Dreifaltigkeitslehre eine polytheistische Religion ist, dann gehen auch alle Theorien, dass Monotheismen besonders aggressiv seien, wie derjenige, den Assmann im Rahmen der Wiener Vorlesungen gehalten hat, ins Lehre.

https://literaturkritik.de/assmann-totale-religion-genealogie-des-monotheismus-jan-assmanns-totale-religion,22993.html

Assmann spricht von einer "besonderen Eskalationsstufe, die Monotheismen erreichen können".

Aber da gerade im Islam/Koran die Aggressivität gegenüber Polytheismen besonders stark ist, stellt sich die Frage, ob die Katholiken eben wegen der polytheistischen Elemente besonders stark Opfer islamischen Terrors werden.

Im Gegensatz zu christlichen Kirchen, die oft nach Frauen benannt sind, sind islamische Moscheen oft nach Kriegsherren, Generälen und Kriegsverbrechern benannt, wie z.B. nach Chalid Ibn Al Walid, der bei der militärischen Expansion des Islam noch zur Zeit Mohammeds und kurz danach eine wesentliche Rolle spielte.

CC / Abdulhadi Najjar https://de.wikipedia.org/wiki/Ch%C4%81lid-ibn-al-Wal%C4%ABd-Moschee#/media/File:Khalid_ibn_al-Walid_Mosque.jpg

Chalid Ibn Al Walid-Moschee in Homs, Syrien, errichtet in Erinnerung an die militärische Eroberung der Levante unter Chalid Ibn Al Walid beginnend mit der Schlacht am Jarmuk im Jahre 636.

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