Wladimir Putin präsentiert sich gern als Verteidiger traditioneller Werte und als Bollwerk gegen Extremismus. Doch ein genauerer Blick zeigt, dass er sich gezielt mit Scharia-Gläubigen und islamistischen Akteuren umgibt, wenn es seiner Machtpolitik dient. Besonders deutlich wird das am Beispiel Ramsan Kadyrow, dem autoritären Herrscher Tschetscheniens. Kadyrow hat in seiner Republik die Scharia als gesellschaftliche Leitlinie etabliert, Polygamie und Kinderehen sind dort keine Seltenheit. Putin wiederum hält demonstrativ zu Kadyrow und seiner Gefolgschaft, selbst wenn diese offen islamistische Praktiken pflegen.
Das wohl eindrücklichste Beispiel für diese problematische Nähe ist Putins Gratulation zur Hochzeit des Sohnes von Ramsan Kadyrow, bei der die Braut gerade einmal 14 Jahre alt war. Nach russischem Recht wäre eine solche Ehe illegal, doch in Tschetschenien wird sie mit Verweis auf die Scharia nicht nur toleriert, sondern öffentlich gefeiert. Dass Putin in diesem Zusammenhang nicht nur schweigt, sondern sogar gratuliert, wirft ein bezeichnendes Licht auf seine Prioritäten.
Putin stützt sich gezielt auf islamistische Strukturen, wenn sie ihm politisch nützen. Die muslimische Bevölkerung Russlands ist groß und in vielen Regionen ein entscheidender Machtfaktor. Durch seine Allianz mit Kadyrow und anderen islamistischen Akteuren sichert sich Putin Loyalität und Kontrolle in instabilen Landesteilen. Gleichzeitig lässt er zu, dass radikale religiöse Praktiken ausgelebt werden, solange sie seine Macht nicht gefährden.
Diese Strategie ist hochgradig opportunistisch. Putin präsentiert sich nach außen als Bewahrer russischer Werte, während er im Innern islamistische Kräfte unterstützt, wenn sie ihm Vorteile verschaffen. Die Frage ist daher berechtigt: In welchem Ausmaß fördert Putin den Islamismus in Russland – und wie weit ist er bereit, dafür selbst fundamentale Rechtsprinzipien zu opfern? Die Antwort darauf dürfte für viele Beobachter beunruhigend ausfallen.